Wer meinen Blog schon ein wenig länger liest weiß, dass es bei uns über die Jahre viel Veränderung und Entwicklung gegeben hat.
Größte Konstante in meinem Leben ist Neurodiversität, konfrontiert damit seit meiner Kindheit in mehrfacher Hinsicht.
Wir erleben und bewerten alle großen und kleinen Ereignisse des Lebens auf unsere besondere Weise. Immer wieder versuchen wir für unser Erleben ein passendes, uns nicht schädigendes Verhalten zu finden und dabei in Verbindung der neurotypischen Umwelt zu bleiben. Manches Mal ein Spagat.
Das gilt umso mehr, wenn die äußeren Rahmenbedingungen in schneller Folge wechseln. In meinem Blog war es so ruhig, weil es im real life ganz und gar nicht so war:
- Meine notwendige längere Auszeit vom Job
- Das Team Twen und Locke bestehen die Gehorsamkeitsprüfung und den Eignungstest zum Assistenzhund
- Hundekind Kringel zieht ein
- Twen und Locke ziehen Mitte 2019 in ihre erste kleine Wohnung
- Twen trainiert nicht nur ihren Assistenzhund in spe, sondern ist Chefin eines menschlichen Assistenzteams
- Der obligatorische Nervkram diverser Behörden
- Aufgabe der Familienwohnung und Umzug einfädeln
- Umzug während des 1. Lockdows
- Das erste Mal in meinem Leben alleine wohnen, von Kringel abgesehen
- Twen und Locke bestehen die Abschlussprüfung zum Assistenzhund- Team
- Eintritt in den Un-Ruhestand
- Ausbau Freiberuflichkeit
- Kringel wird ein ASB-Besuchshund und ASB-Lesehund
Konzentration auf diese persönlichen Dinge war nötig.
Wir haben sicherlich einige unkonventionelle Entscheidungen getroffen. Und sind bislang zufrieden damit.
Beziehungen gestalten
Im Rückblick scheint das eine weitere große Konstante, vielleicht sogar die schwierigste, zu sein.
60+
“ Alt werden ist nichts für Feiglinge“ – stimmt.
Neben den körperlichen Veränderungen sorgt auch eine andere Sichtweise auf mein eigenes (er)Leben, mein Umfeld, die desaströsen gesellschaftlichen Entwicklungen ( Pandemie, Klimakrise, Krieg – nicht „nur“ganz weit weg- , Rechtsradikalismus) einerseits für ein für mich artgerechteres Alltagsleben, andererseits aber weiterhin für eine gewisse Grundalarmierung.
Das Ringen um Balance bleibt Thema.
Schwerhörig?
Mit über 60 Jahren durfte ich kürzlich zum ersten Mal erleben, wie die Welt nach der Einnahme eines ADHS- Medikaments ist: ich dachte zuerst, ich sei schwerhörig.
Ich wusste nicht, dass die Welt so angenehm, so weniger laut und schrill ist, als ich sie bisher erlebt habe. Ich hatte keine Ahnung davon, dass man verärgert sein kann, ohne über Stunden/Tage zu implodieren (falls man nicht explodiert).
Mir war nicht klar, welch enorme Anstrengungsleistung ich täglich aufbrachte, um mich einigermaßen sozialverträglich zu verhalten ( das wusste ich natürlich theoretisch, was nicht dasselbe ist).
Und mir ist jetzt klar, warum auch ich schriller, lauter, heftiger, undifferenzierter sein musste, als für mich und meine mir nahenstehenden Mitmenschen gut war.
Es betrübt mich, dass ich das alles erst jetzt erleben darf. So manche Weiche in meinem Leben wäre sicher anders eingestellt gewesen…
Bitte
Deshalb, liebe Eltern:
gönnt euren Kindern eine gute Ferienzeit/Wochenenden und nehmt ihnen dann bitte nicht ihre Medis, wenn es nicht wirklich medizinisch geboten ist.
Ich weiß, ihr meint es gut und in den Ferien/Wochenenden ist ja auch nicht so viel Stress und Leistungsdruck …. hey, es geht doch um so viel mehr!
Weiter gehts
In Zukunft wieder mehr hier. Überlegungen, den Blog einzustellen, habe ich verworfen. Er wird immer noch oft aufgerufen und manches Mal von vorn bis hinten gelesen.
Liebe Leserinnen und Leser, bleibt mir gewogen.
Über Kommentare freue ich mich immer.
Eure LW