Anders

Mein Vater gibt sich Mühe. Meine Mutter nennt mich weiter Felix. Sie erträgt es schlecht, wenn Dinge sich ändern. Man muss dafür Verständnis haben, oder?

Anders‚  von Andreas Steinhöfel – eine Buchbesprechung

Felix ist ein eher unscheinbarer, gut behüteter 10jähriger Junge.

Bis er einen Unfall hat, der ihm eine Kopfverletzung,  eine Zeit im Koma und  eine partielle Amnesie beschert. Zwar beherrscht er noch immer unsere Kulturtechniken, aber an die Menschen aus der Zeit vor dem Unfall kann er sich nicht mehr erinnern. Auch nicht an sich selbst.

Nicht nur er muss seine Eltern und Freunde neu kennenlernen, sondern auch umgekehrt. Felix benimmt sich völlig anders, hat andere Vorlieben, Stärken und vor allem: er nimmt die Welt auf eine besondere Weise war und verhält sich entsprechend.
So ist es nur konsequent von ihm, dass er nicht mehr Felix heißen möchte.
Anders, diesen Namen hat er sich ausgesucht, denn so fühlt er sich auch.

Die Mutter, gewohnt, ihrem Sohn den Alltag vorzugeben, zu bestimmen was wichtig ist und was nicht und damit seine Entwicklung akribisch zu lenken, sieht sich nun mit der Unmöglichkeit der Fortsetzung ihres Konzeptes konfrontiert.
Aus dem formbaren Sohnemann ist ein eigenwilliger Mensch, der seinen Weg auf seine Weise geht, geworden.
Plötzlich ist sie eine Mutter, dessen Kind nicht mehr funktioniert, wie es in ihrem sozialen Umfeld sonst üblich ist. Kein Kind zum Vorzeigen.

Nicht ganz so schwer tut sich der Vater.
Auch er nimmt sich vor, seinen Sohn neu kennen zu lernen. Und merkt, dass er ihn auch vorher nicht besonders gut kannte. Er schafft es, sein verändertes Kind anzunehmen, vielleicht sogar mehr als das Kind vor dem Unfall.
Konflikte zwischen den Eltern sind vorprogrammiert.

Bleibt noch die Sicht der Kinder, denn  Anders/Felix  hat Freunde, geht zur Schule und wie es sich für ein Jugendbuch gehört, liegt der Focus der Geschichte nicht bei den Befindlichkeiten der Eltern sondern dem Treiben der Kinder in Form einer spannenden Geschichte. Denn eigentlich ist es aus deren Sicht gar nicht so wünschenswert, wenn Anders sich an früher erinnert….

Gekauft habe ich Andreas Steinhöfels Buch ‚Anders‘ nicht für mich, sondern für Teenie. Nach ein paar Seiten hab ich es nicht mehr her gegeben.
Mir gefiel, wie Anders Eigenheiten die Mutter mit ihrem Perfektionismus ausbremste.
Der Wandel von Felix zu Anders eröffnet dem Vater hingegen eine Beziehung zu seinem Kind, wie er sie vorher nicht haben konnte und setzt zudem einen ganz persönlichen Emanzipationsprozess bei ihm in Gang.

Im Vergleich zwischen Felix und Anders schnitt Letzterer mit seiner inneren Autonomie gesellschaftlichen Normen gegenüber deutlich besser auf meiner Sympathie-Skala ab.
Sicher auch, weil ich in Anders neuer Sensibilität, Reizoffenheit und ungewöhnlichen Fähigkeiten häufig mein eigenes Kind wieder erkannte.

Ohne sich medizinischer Diagnosen zu bedienen, beschreibt Steinhöfel ein Kind, für das unsere Gesellschaft die Schubladen des DSM 5 bereit hält.
Er beschreibt es mit Sicht auf seine Stärken. Wie schon bei den Büchern über Rico und Oscar, schafft er es, stigmatisierende Wahrnehmungs- und Verhaltensweisen wie z.B. ADHS, Autismus, Synästhesie als ganz gewöhnlich und überhaupt nicht bedrohlich darzustellen.

Steinhöfels neues Buch geht über die Beschreibung der Welt der Kinder weit hinaus. Es zeigt auch auf, in welchen gesellschaftlichen Mustern die Erwachsenen verhangen sind. Wie sie den Schein der perfekten Familie wahren. In der Leistungsgesellschaft dabei sein wollen. Ihren Kindern um den Preis der Kindheit versuchen, einen guten Platz darin zu verschaffen. Zur Reflexion ihres Tuns nicht in der Lage sind.

Sie holt mich immer ab. Überall…..Man ist dauernd überwacht. Man kann nichts alleine machen. Mein ganzes Leben ist ein Scheiß-Überwachungsstaat. (S. 116)

Sich selber, auch wenn sie spüren, dass das alles nicht gut und richtig ist, dennoch den Gepflogenheiten und deren Hütern unterordnen.

Einen Menschen wie Anders brauchen, um endlich zu sehen, was falsch läuft in ihrem Leben.
Aber auch, dass ein Wandel dieser gesellschaftlichen Werte nebst Veränderung der Lebensgewohnheiten derzeit den Preis des Nicht-Mehr-Dazu-Gehörens hat.

Weitere Protagonisten wie eine Nachbarin, ein ex-Nachhilfelehrer, das pädagogische Personal und die Kinder nebst ihren Eltern in der Schule verdeutlich die möglichen Reaktionen auf Menschen wie Anders: Abgrenzung, Angst, Bewunderung, Respekt, Verunsicherung.

Ich bin gespannt, was Teenie zu dieser Geschichte sagt.

Ihre erste Ablehnung gegen das Buch ( lass mich mit dem anders-Scheiß in Ruhe, ich bin Teenie, mich interessiert das nicht, nicht ich hab Probleme sondern der Rest der Welt ) ist der Neugier gewichen, schließlich geht es um ihr bekannte Wahrnehmungsweisen und es ist von einem ihrer Lieblingsautoren.

Außerdem reizt sie der Diskurs darüber mit mir.
Ein willkommener Anlass, wieder einmal über unser Zusammenleben und die uns leitenden Werte zu reden. Ich bekomme da manchmal mein Fett ab… aber dennoch:
Ich freu mich drauf.

Mit Anhieb schafft dieses Buch den highscore auf meiner Lieblingsbuch-Liste.
Steinhöfel ist ein tolles, unaufdringliches Plädoyer für Inklusion gelungen.

Unbegingt lesenswert.

Leise Zweifel bleiben lediglich bei der Altersangabe des Verlages. Für 12jährige scheint es mir noch etwas früh.

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Un-Nötig

Teenie spielt seit 8 Jahren Geige.
In ihrem Geigenensemble haben Vivaldi, Bach und Mozart ebenso Platz wie Gershwin, ABBA, Fluch der Karibik und andere Filmmusik.

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Seit 8 Jahren kämpft sie gegen das Notenlernen.
Noten würden sie verwirren. Sie könne nicht in der Zeile bleiben, mit den Augen nicht so langsam über das Blatt gleiten und es lenke sie von den Dingen ab, auf die es ankäme.

Ausgestattet mit einer Synästhesie, welche sie Töne schmecken lässt, kann sie auch lange und komplizierte Stücke ruck-zuck auswendig.
Lieder, deren Melodie sie kennt, spielt sie auf Anhieb in der richtigen Tonart mit.
Was gibt es Entspannenderes, als sein Lieblingsstück immer und immer wieder auf der
Geige mitzuspielen?

Die Entspannung beim Musizieren hört jedoch hinter unserer Wohnungstür auf. Etliche Musiklehrer sind bereits daran gescheitert, sie zum Notenlesen zu zwingen. Bestenfalls erreichen sie, dass sie so tut als ob.
Zum Glück geben die Lehrer irgendwann auf.

Heute gab es dann mal wieder Theater mit dem neuen Lehrer. Der kann es einfach nicht fassen, macht Druck und in einer Woche soll sie das gefälligst können. Und nicht so verkrampft sein, und dies….und das…

Na ja, ich glaube ja auch, dass das Notenlernen nicht der Akt ist. Aber für sie längst zum Symbol geworden für die Frage:

darf ich so sein wie ich bin, darf ich so lernen wie es für mich passt?

Teenie hat sich mittlerweile gewappnet: Paul McCartney, Jimmy Hendrix, Phil Collins , Eric Clapton, Michael Jackson….. tolle Musiker, die keine Noten können würden/ gekonnt hätten.
Hendrix habe z.B. alles in Farben notiert, auch Collins hätte seine eigene Notation entwickelt.
Nach Noten spielen sei wie Malen nach Zahlen.
Uff.

Auf ihre Frage dann, wie ich das denn mache, muss ich gestehen, dass ich mir vorgenommen habe, nun auch endlich im Zusammenhang mit dem relativ neuen Cellospielen Noten zu lernen…..äh, ich kann nur mehr schlecht als recht vom Blatt spielen . Ich weiß mit welchem Finger ich wo auf welche Seite “ drücken “ muss, aber wenn meine Cello-Queen sagt : weiter beim „gis“ muss ich rechnen. Auch ich rutsche oft in die falsche Zeile und besonders bei längeren gleichförmigen Passagen verliere ich den “ Anschluss“.
Na ja, gemerkt hat man das noch nicht einmal in der Abi-Musikprüfung.
Wirklich brauche ich Noten nur um völlig unbekannte Stücke zu lesen und bei ungeübten Stücken im Quartett: damit dort die Pausen stimmen und ich die anderen Stimmen mitlesen kann.
Aber damit es mir richtig Spaß macht, sind Noten nicht erforderlich, sind sie eher hinderlich.

Hätte Teenie nicht auch den Orchester-Lehrer, der nach der Suzuki-Methode unterrichtet und bei dem Spielfreude an erster Stelle steht, eine kunterbunte Kinderschar gewöhnt ist und die Kids da abholt wo sie stehen, würde sie sich sicherlich nicht darüber sorgen, ob sie nicht bald zu alt für diese Gruppe ist.
Aber nur im Orchester geht halt nicht……und so müssen Kompromisse gefunden werden.

Pro Forma lernen wir nun also ( wieder einmal ) Noten…..bis nächste Woche.
Wir haben ja sonst nichts zu tun.

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Freigeist sucht Mentor

Sie erleben die Welt von Anfang an auf besondere Weise.
Es sind Synästhetiker, Autisten, ADHSler , Hochsensible…… und bestimmt gibt es noch mehr Spielarten einer vom mainstream abweichenden Wahrnehmung und Denkweise.

Sie sehen die Welt auf ihre ganz eigene Weise und keiner merkt es zunächst.
Sensiblen Eltern fällt auf, dass das Kind anders ist und versuchen es mit Gelassenheit so anzunehmen.
Andere sind genervt, dass es viel schreit, sich gegen etwas wehrt, wo doch alles o.k. ist oder sich „anstellt“, obwohl es keinen sichtbaren Grund dafür gibt.

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Allen Eltern gemeinsam: sie müssen erst einmal heraus finden, wie ihr Kind tickt. Erst dann können sie Verständnis entwickeln und ihr Kind unterstützen. Dabei werden die Eltern oft allein gelassen.
Oder es werden Therapien abgearbeitet, wo es vllt. gar keine braucht.
Sondern einen geduldigen “ Erklär-Bären“.

Wer aber kann für diese Menschen mit besonderen Begabungen ein solcher Mensch sein?
Eltern sind dazu nur begrenzt in der Lage. Es sei denn, sie verfügen über eine gute Wahrnehmung der eigenen Empfindungen und ihres Verhaltens und der ihres Kindes. Erkennen, wo diese sich nicht decken und entwickeln gemeinsam Strategien für das Leben in Mitten von “ neurotypischen “ Menschen.

Wer könnte das also besser als erfahrene Menschen mit zumindest ähnlichen Dispositionen? (1)
Ein Kind, dass erst mit 12 Jahren erfährt , das es synästhetisch wahrnimmt und dass das eine Kraft und nicht nur eine Last sein kann……was hätte es alles vorher schon mit dieser Begabung machen können, anstatt sich immer nur “ komisch“ und anders zu fühlen? Ohne es einordnen zu können.

Ein Kind, dass Töne schmeckt oder sieht, wird beim Hören eines Musikstücks etwas anderes empfinden, als ein Lehrer, der das nicht macht. Missverständnisse sind vorprogrammiert. Ein Missverständnis in der Klassenarbeit mit der Fragestellung : “ was wollte der Künstler damit ausdrücken? “ führt oft zu schlechten Schulnoten.

Gleiches im Kunstunterricht, wenn Farben synästhetische Empfindungen auslösen, in Mathe, wenn Rechenwege sich syästhetisch erschließen und nicht so, wie es im Mathebuch steht.

Für Autisten , ADHSler und alle anderen Hochsensiblen stellen sich ähnliche Probleme.

Mentoring ist eine in der Arbeitswelt mittlerweile auch bei uns anerkannte Unterstützungsmethode. Erfahrene Menschen, die einen bestimmten Entwicklungsweg erfolgreich gemeistert haben, nehmen Unerfahrene unter ihre Fittiche.
Dabei muss das Setting stimmen: Mentor und Mentee müssen von der zu bewältigenden Herausforderung her zusammen passen und die Chemie muss stimmen.

Mittlerweile gibt es einige Projekte, die diesen Gedanken auch bei der Unterstützung von speziellen Personengruppen aufgreifen. Menschen, die sich selbst ohne Mentor durchschlagen mussten, nehmen sich nun der nächsten Generation an.

Mir gefällt:
arbeiterkind.de
schlauFox.de ( siehe auch hier )

Vielleicht gibt es noch mehr.
Ich wünschte mir, dass es Mentorenprogramme auch für die von mir genannten jungen Menschen gäbe.
Allerwelts-Nachhilfe, Therapien, Förderkurse usw. bringen es oft nicht. Sind sie doch von Personen erfunden worden, die in einer eher gewöhnlichen Wahrnehmungswelt leben.

Vor allem schaffen sie eins nicht: sich in seiner Besonderheit akzeptieren und seine besonderen Stärken nutzen lernen. Sich nicht als Ausnahme- und Problemfall zu sehen.
Persönliche und zugewandte Unterstützung und Hilfestellung. Am positiv vorgelebten Beispiel erkennen, dass man mit seiner Disposition erfolgreich sein kann, wenn auch meistens über ganz andere Wege als die Mehrheit.
Mut geben,den ganz eigenen Weg zu entwickeln und zu beschreiten.

Da wären unsere Steuergelder mal gut angelegt.
Anstatt Inklusion zu stümpern, pseudo-berufsqualifizierende Warteschleifen für Jugendliche zu installieren, nur damit diese aus der Arbeitslosenstatistik heraus fallen und viele andere Absurditäten.

Ich bin sicher : an Mentoren würde es nicht mangeln. Man muss sie nur finden wollen. Und ja: es darf auch Geld dafür in die Hand genommen werden.

“ Best Practice “ – ausnahmsweise mal für die Menschen und nicht für den Profit.

(1) Eltern erfahren oft erst über ihre Kinder, dass sie eine ähnliche Disposition haben. Dann müssen sie sich erstmal selber sortieren. Oft haben sie selbst einen langen Leidensweg -ohne Unterstützung- hinter sich

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Perlen vor die Säue werfen? Ausnahmsweise: Ja!

Diskussion mit der Musiklehrerin.
Eine, die uns schon Jahre verfolgt, die Frau meine ich.

Und dabei hatten wir so gute Erfahrungen mit dem Schul-Musikunterricht: die ersten beiden Klassen Trommeln, dann 2 Schuljahre Keyboard, dann ab der 5 . Klasse kam Theorie dazu. Instrumentenkunde mit ausprobieren. Die verschiedenen Musikarten – mit ausprobieren.
Sinnlicher Unterricht.
Selbstverständlich Chor von Anfang an. Mit Bewegung, Spaß und Band.
Musikpädagogen zum Mögen.
Die Geige gerne mit zur Schule schleppen.
Lieblingsfach.

Dann kam SIE.
Übernahm den Chor.
Falsche Einsätze sogar bei Auftritten.
Unklare Ansagen….unsichereres Auftreten.

Übernahm den Klassenunterricht.
Frust statt Genuss.
Vorbei mit der kreativen Insel im Schulalltag. Die Geige blieb fortan zu Hause.

Das ist eine Notenspielerin, keine Musikerin.

Schüler sind ja oft ungerecht, aber in diesem Fall kann ich das bestätigen. Zu oft habe ich ihr Wirken bei Chorauftritten, die unterstützende Eltern backstage brauchten, erlebt. Brrrr….

Ausgerechnet dieser Lehrerin nun sagen wir nicht, dass Töne nicht nur klingen, sondern auch schmecken (1). Sie wird es nicht glauben. Sich noch nicht einmal vorstellen können. Die Absicht einer Bevorzugung vermuten.

Folge: eine überdurchschnittlich musikalische Schülerin wählt Musik ab. Das klappt 1 Jahr, dann findet die Schule , sie soll weiter machen: sie ist wieder drin, obwohl sie das Fach nur als zweite Wahl angegeben hat und der präferierte Kurs nicht überbelegt war.

Protesthaltung “ für diese unmusikalische, doofe Kuh strenge ich mich nicht an“.
Auch auf der anderen Seite: sie nutzt nicht ihr Potenzial, das ist unerhört!

Debatten zu Hause: das Ganze mal pragmatisch sehen. Locker ‚ ne gute Note absahnen.
Mühsam….aber nicht erfolglos.

Gemeinsam mit einem guten Gitarrenspieler, der ähnliche Probleme hat, wird der Unterricht nun mit gestaltet.

Der Deal:
1. die Lehrerin darf den Privatinstrumenten der Kids nicht zu nahe kommen, geschweige denn stimmen
2. die anderen Schulinstrumente werden von den beiden Kids gestimmt
3. die beiden Kids dürfen ihre Arrangements für die Stücke ( z.Z. ein Reggae) selber schreiben, mit ihrer Unterstützung, na klar 😉
3. mein Teenie tut so, als ob sie nach Noten spielt, damit die Frau selig ist
4. mein Teenie füllt in Zukunft die langweiligen Arbeitsblätter aus und schreibt die Tests nicht nur zur Hälfte

Es wird nicht die letzte Diskussion mit Frau Notenspielerin sein.
Nie wird sie verstehen, dass ein Kind, dessen Schulnoten sich im unteren Bereich finden, ein Instrument so gut beherrschen kann. Ich werde ihr nicht wieder sagen, dass mein Teenie selten Geige übt – weder die unüberhörbare Schnappatmung durchs Telefon noch die darauf folgende Gardinenpredigt von der Verschwendung des Talents muss ich noch einmal haben.
Das passt offensichtlich alles nicht in ihr Weltbild.

Aus irgend einem Grund ist sie der Ansicht, wir wären per „Du“, noch von der gemeinsamen Zeit backstage her.
Darauf würde ich mich grundsätzlich nicht bei LehrerInnen, die noch für mein Kind in Frage kommen, einlassen.
Nun ja, ich tu ihr den Gefallen. Ausnahmsweise.

Auch ich muss schließlich guten Willen zeigen.

(1) Synästhesie

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Ausgebremst

Wenn ich mal groß bin, will ich das auch so können!

Bis dahin heißt es: üben, üben, üben…..

Gar nicht so einfach, wenn man von Teenies, die mit absolutem Gehör-(Geschmack) ausgestattet sind, beschuldigt wird, Ohrenkrebs verursachend zu sein.

Ich hatte ja schon hoffnungsvoll ein Weihnachtsliederbuch für Streichensemble hier angeschleppt.
Da die Violine aus besagten Grund streikt, spiele ich die Cellostimme nun eben allein..

🎼3/4 : duuuuuuum- dumm | duuuuuuum- dumm | du-du – dumm- dumm | duuuuuuuuuuuum : ||

usw., usf.

Wer’s nicht erkannt hat : das ist Kommet ihr Hirten….der Song, bei dem man sich mit Blockflöte die Finger verheddert…schon als Kind mein Favorit.

In der hier vorgestellten Version eher öde.

Auf eine Hörprobe wird aus Haftungsgründen vorsorglich verzichtet.

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Starke Netzwerke

Peter H. Weiss-Blankenhorn und Anna Dovern gehen der faszinierenden Begabung von Synäs-
theten nach – ein lesenswerter Beitrag über Synästhesieforschung in Heft 3/2012 von „ Forschen in Jülich„.

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C-Moll schwarz, d-Moll in blau

Auch die Krankenkassen nehmen langsam zur Kenntnis, dass Synãsthesie eine Begabung vieler Menschen ist.
Im aktuellen Magazin der Siemens Betriebskrankenkasse 4/2012 ist ein lesenswerter Artikel dazu.
Er ist entstanden unter Mitwirkung von Alexandra Dittmar, die eines der besten deutschsprachigen Bücher zum Thema heraus gegeben hat:

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Synästhesien
Roter Faden durchs Leben?

Verlag: Verlag die Blaue Eule
ISBN-10: 3899241975
ISBN-13: 978-3899241976

34 € , die gut angelegt sind.

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So sad

Was tun, wenn das geliebte Haustier beim Spielen und Füttern ohne Vorwarnung umfällt, zittert, hustet….nicht mehr hoch kommt, einige Minuten so liegen bleibt…und dann stirbt?

Bilder, die sich im Kopf festsetzen.
Gefühle ….
Fragen: Habe ich was falsch gemacht? Bin ich schuld?

Traurigkeit, Verzweiflung…. Angst.
Das alles muss erst mal verdaut werden. Weinen, schimpfen , reden, ablenken.

Womit soll ein man ein so aufgewühltes Kind beruhigen? Ist man doch selbst in diesem Moment ein Elternteil, das ( gefühlt, nicht realistisch erwartet) schlecht funktioniert: können Eltern nicht alles? Warum haben sie denn nichts gemacht?

Spaziergang.
In den Kopf kommt: das ist der zweite Heimtier-Todesfall und es bleibt immer das selbe robuste Tier über.

Abends muss getröstet werden. Ja, auch coole Teenies brauchen das.
Also auf dem Sofa zusammen kuscheln, und über das geliebte Tier reden.

Ich frage nach dem Gefühl, wie es war, als das Tier umkippte: dunkel, drohend, kalt.

Wie ist die Erinnerung an das andere Heimtier, dass schon im Tier -Himmel ist…wie geht es ihm da?
Es folgt die ausführliche Beschreibung eines Tier -Schlaraffenlandes. Es duftet schön, Futterparadies , es ist warm, usw.
Alles dort ist gut.
Das alte Tier ist dort. Kann es sich an das Kind erinnern? Ja.
Das heute gestorbene steht schüchtern am Eingang, es möchte rein.
Ist das Kind auch da? Ja. Es liegt auf der Wiese, die Tiere bei sich.

Das gute Schlaraffenland-Gefühl rückt in den Vordergrund.

Über das verwaiste Tier reden wir ebenfalls: was ist, wenn das auch noch stirbt?
Auch hier findet sich eine beruhigende Phantasie.

Teenie ist mittlerweile ruhiger geworden.
Ich empfehle ihm, bei aufkommender Traurigkeit in den nächsten Tagen den Tier-Himmel zu besuchen.
Ein wenig Angst vor dem nächsten Morgen ohne geliebtes Tier bleibt.

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So gut habe ich noch nie getröstet.

Die Sache mit dem Himmel ist ’ne praktische Sache, ob gläubig oder nicht… die Kirchensteuerzahler mögen mir die kleine Ausleihe vergeben.

Anm: unsere kleine Phantasterei haben wir in „echt“ systematischer nach der emoflex -Methode angewendet. Das war wirklich hilfreich und ging weit über das übliche Trösten hinaus.
So wird der Kummer auch für sehr sensible Menschen aushaltbarer.

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Zu viel Salz im Ton, Herr Musiklehrer

Schön, dass man sich ein wenig mehr für das Thema “ Kinder, lernen und Synästhesie“ interessiert.

Synästhetisch begabte Kinder zu fördern, dass sie ihre Gabe produktiv beim Lernen und für ihre Kreativität einsetzen können, ist deshalb eine Schlussfolgerung der ersten internationalen Fachkonferenz zum Thema „Synästhesie bei Kindern“, die im Mai vom Musischen Zentrum der Universität Ulm im Zusammenarbeit mit der „Deutschen Synästhesie-Gesellschaft e.V.“ veranstaltet wurde. ………..
Geplant seien Untersuchungen über das Lernverhalten, Langzeitbeobachtungen, auch über die Nachteile der synästhetischen Begabung.

So können Konflikte entstehen, wenn beispielsweise das Schulheft nicht in der Farbe eingebunden wird, die das synästhetische Empfinden des Kindes dem Fach zuordnet: Es kann dann „sein eigenes System nicht anwenden“, erklärt Christine Söffing. Das erinnert an die Schwierigkeiten, die mancher absolut hörende Musiker mit den abweichenden Stimmungen der historischen Aufführungspraxis hat.
Die Frage ist, wie mit dem Konflikt umgegangen wird. Gleiches gilt für die Entwicklung: Da es so viele Synästhesie-Formen gibt, ist eine kollektive Förderung schwierig. Gefordert sind deshalb die Eltern, Lehrer und die Ärzte. Zunächst gilt es, die Gabe zu erkennen, das Kind zu bestärken: Oft reagiert die Umwelt befremdet, wenn das „A“ blau ist oder etwas punktiert schmeckt

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Und dass dabei nicht nur auf farbige Buchstaben und farbenhören abgestellt wird.
Ebenfalls zu begrüßen, dass auch mal über die Nachteile geredet werden darf.

Dies ist hier nach zu lesen in einem Artikel in der Neue Musikzeitung online.

Leider dort auch zu lesen, dass die Dokumentation der zu diesem Thema in diesem Jahr statt gefundenen Tagung der Deutschen Synästhesie Gesellschaft e. V. auf englisch erscheinen wird.

Lebenslanges Lernen …. seufz.

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Feuerwerk der Sinne

Leider ohne mich statt gefunden hat die Fachkonferenz : Synästhesie bei Kindern der Uni Ulm:

Während bisher in mehreren Ländern das Phänomen der verknüpften Wahrnehmung (Synästhesie) zum einen mit großem Interesse von Hirnforschern untersucht wurde, um mehr über die Bewusstseinstruktur des menschliches Geistes herauszufinden, und zum anderen namhaften Künstlern und Musikern als Inspirationsquelle diente (Wassily Kandinsky, Alexander Skrjabin, Olivier Messiaen, Jimi Hendrix, David Hockney), werden bei unserer Fachkonferenz erstmalig die Beobachtungen, Untersuchungen und Forschungsergebnisse zu Synästhesien bei Kindern zusammengetragen und auf ihre Relevanz für Lernförderung oder Kreativitätsförderung hin diskutiert. Notwendige weitere Forschungsansätze werden in der Wissenschaftsrunde erörtert.

Bewundern kann man immerhin schon mal die Foto-Dokumentation – auf die Doku der Inhalte bin ich schon sehr gespannt, aber das dauert wohl noch ein wenig.

Dann gibt‘ s hier noch ‚ ne Info.

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