Circumstances

„Was heißt es, schwarz zu sein in Großbritannien? Es heißt, dass du eigentlich einen unglaublich aufwendigen Kampf um Dinge führen musst, die für den größten Teil der Gesellschaft selbstverständlich sind: Wohnungssuche, Bildung, gewerkschaftliche Rechte usw. Es bedeutet, daß du, obwohl du in England geboren bist, für immer als Immigrant giltst. Es bedeutet, daß du in dieser Gesellschaft ganz unten bist und immerzu versuchst, mit den kolonialen Regeln zu brechen.“
( Linton Kwesi Johnson, lt. wikipedia zitiert nach George Lipsitz: Dangerous Crossroads. Hanibal 1999, S. 166 f.)

Auf den Punkt gebracht und nicht nur für GB gültig.

Mit 14 las ich “ Erwachen in Mississippi „, die Autobiographie von Anne Moody.
Ich las, wie sich dieses Mädchen und junge Frau alles erkämpfte, was Weißen, besonders Männern, selbstverständlich war. Wie sie für sich das Recht auf Bildung einforderte. Die sich und oft ihre Mutter finanziell über Wasser hielt.
Über die offene Ablehnung, der sie stand hielt.
Ihr Engagement in der Bürgerrechtsbewegung.

Anne war meine Heldin und mein Vorbild.
Welche Bücher lesen unsere Kinder?

In den letzten Tagen habe ich LKJ wieder entdeckt.
Lange nicht gehört.
Sunny’s Lettah – hier passt für mich alles.
Der Text, die Sprache, die Musik.
Sicher, LKJ hat viele politischere Poems geschrieben.
Aber dies hier!

Wie viele ungeschriebene Briefe dieser Art mag es geben, in denen die Rede ist von Umständen, die
zu schlechten Noten
zum Klassen- oder Schulverweis
zur Schulabstinenz
in den Overload
die SSV
in den Knast
geführt haben, trotz bester Vorsätze und größtem Bemühen?
ADHSler und Autisten z.B. wissen, wovon die Rede ist.

Und wie viele Anne Moodys sind unter uns, unter unseren ( betroffenen ) Kindern, die jeden Tag auf der (Regel)schule für das selbstverständliche Recht auf Lernen und gegen Ausgrenzung kämpfen, immer wieder?

Integration und sogar Inklusion – noch immer blosse Denkmodelle und noch lange nicht in den Herzen verankert.

Für den einen mögen LKJ, Anne Moody und ADHS/ASS in einem Atemzug genannt unmöglich, politisch unkorrekt, oder zumindest weit hergeholt sein.

Für mich : verknüpfte rote Fäden der Gegenwehr und des Alltags.

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