Als es an die Tür klopft, ruft sie: „Herein!“ Vor ihr steht Alima Kiwanika in weißem Kittel, weißer Hose und weißen Schuhen. „Nein, nein, nein!“ Rosa Kaiser sitzt aufrecht im Bett. „Von einer Schwarzen lasse ich mir nicht den Rücken waschen! Fass mich nicht an!“ Alima Kiwanika macht einen Schritt zurück, geht hinaus und schließt für einen Moment die Augen.
Was die KONTEXT Wochenzeitung hier in ihrem Artikel „Gepflegter Rassismus“ beschreibt, wird auch viele der Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die es aus bekannten Gründen nicht zur Hochschulreife bringen, treffen.
Die Berufsempfehlung: „geh‘ doch in die Altenpflege“ wird häufig vorgenommen, angesichts der demographischen Situation in Deutschland. Nicht jede(r) möchte in’s Büro, nicht jede(r) in Handwerk und Industrie und mit Kindern kann auch nicht jede(r).
Außerdem scheint die Pflegebranche zumindest eine Zukunft zu haben.
Schlimm genug, dass es noch immer viele Menschen mit rassistischen Einstellungen gibt.
Skandalös jedoch, dass sich weder Arbeitgeber noch Kolleg_innen dazu berufen fühlen, die von rassistischen Übergriffen getroffenen Kolleg_innen/ Mitarbeiter_innen zu schützen und zu unterstützen.
Sollte Inklusion jemals auch im Berufsleben greifen, ist ähnliches ebenfalls denkbar, wenn Menschen mit Behinderung vermehrt in der Pflege tätig wären.
Umdenken.
Hinsehen.
Thematisieren.
Unterstützen.
Das ist das Mindeste, das wir alle tun können.
Und – anders als beim tätlichen Übergriff – noch nicht einmal gefährlich.
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Nur rund 300 m von meinem Wohnhaus entfernt wurden gestern vor 80 Jahren – am 1. August 1933 – vier junge Männer von den Nazis mit dem Handbeil hingerichtet: Bruno Tesch (20) Walter Möller (28) Karl Wolff (33) August Lüttgens (35)
Allein der Gedanke daran lässt mich schlucken, beklemmt mich.
So nah.
Vorangegangen war der legendäre Altonaer Blutsonntag im Juni 1932.
Am 17. Juli 1932 marschierten 7000 SA- und SS-Männer uniformiert und teilweise bewaffnet durch Ottensen und Bahrenfeld in Richtung Altona. Starke Polizeikräfte schützten den Aufmarsch. Dieser öffentlich angekündigte Propagandamarsch stellte eine gezielte Provokation im bekanntermaßen „roten Altona“ dar, Angriffe und gewalttätige Zwischenfälle waren zu erwarten. Die Anhänger der Kommunisten und der „Antifaschistischen Aktion“ hatten Widerstand angekündigt und Häuserschutzstaffeln gebildet.
mehr, auch zu den Hinrichtungsopfern
Der Stadtteil, in dem ich lebe, war bekannt dafür, dass die Nazis hier schlechte Karten hatten. Gut organisierte Arbeiter_innen stellten sich den Nazis entgegen. Träumten von einer anderen Welt als dem Tausendjährigen Reich. Und kämpften dagegen. Abruzzen nannten die Nazis ihn. Als Synonym für eine Gegend, in der in ihrer rassistischen Denkweise „Pack“ lebt. Stolperviertel – so heißt es heute im Polizeijargon. Weil hier so viele Migranten und Arme leben, eine Gegend also, in der Polizeieinsätze nicht mit Samthandschuhen gefahren werden. Erst kürzlich gab es wieder polizeiliche Übergriffe, bei denen verdächtig (arm, dunkel, anders) aussehende Jugendliche einfach mal so eben unsanft kontrolliert wurden. Und eine Demo als Reaktion darauf. Mehr Info dazu hier
Vielleicht ein Grund dafür, dass gestern viele junge Menschen an der jährlichen Gedenkveranstaltung der VVN – Bund der Antifaschistenteil nahmen.
Firma Neupack. Ein 8monatiger Streik, der durch die Medien ging. Murat Günes, vor Jahren noch als “ Türkenbetriebsrat “ beschimpft, heute angesehener Betriebsratsvorsitzender.
Er erzählt, wie türkische und deutsche Kollegen sich gemeinsam zur Wehr gesetzt haben.
Was alles möglich ist, wenn rassistische Vorurteile nicht im Weg stehen.
Dass auch heute Solidarität nötig ist, um erfolgreich zu sein.
Noch ist das letzte Wort bei Neupack nicht gesprochen, Kollegen sind noch immer vom Arbeitsplatzverlust bedroht, bei Günes selbst wird darüber sogar ein Strafgericht entscheiden.
Bis zuletzt war der Knackpunkt in den Verhandlungen bei Neupack eine sogenannte Maßregelungsklausel, durch die sich der Joghurtbecher-Hersteller verpflichtet, auf Sanktionen gegen die am Streik beteiligten Mitarbeiter zu verzichten – unter anderem auf die Kündigung des Betriebsratsvorsitzenden Murat Günes. Neupack hat angekündigt, zwar grundsätzlich auf arbeitsrechtliche Maßnahmen zu verzichten. Ausgenommen davon seien jedoch Fälle, in denen schon Strafverfahren laufen. So wird letztlich ein straf- und kein arbeitsrechtlicher Beschluss darüber entscheiden, ob Günes seine Stelle behält. Er soll einen Vorgesetzten an der Streikpostenkette geschubst und eingesetzte Leiharbeiter genötigt haben. Beschäftigte bestreiten dies.
Unklar ist bisher auch, was mit den Dutzenden nun überzähligen Beschäftigten passiert. Denn Neupack hatte nach Streikbeginn am 1. November vorigen Jahres bis zu 60 polnische Leiharbeiter als Streikbrecher eingesetzt, die aus arbeitsrechtlichen Gründen im Verlauf des Konfliktes befristet zum Teil bis 2014 eingestellt wurden.
Beobachter rechnen deswegen damit, dass sich die Lage bei Neupack so schnell noch nicht beruhigt. Weil die Inhaberfamilie Krüger sich geweigert hat, einen Tarifvertrag abzuschließen, ist die Belegschaft an keine Friedenspflicht gebunden, kann also jederzeit wieder streiken. Quelle
Hamburg, das Tor zur Welt.
In dem zur Zeit eine Gruppe libyscher Kriegsflüchtlinge, Lampedusa, auf der Strasse lebt und darauf hofft, hier in Sicherheit bleiben zu dürfen.
Auch sie brauchen Unterstützung in einer Welt des Tötens, Ab- und Ausgrenzens.
Sie erfahren von offizieller Seite eher Ablehnung, Freundlichkeit und Offenheit hingegen von vielen hamburger Bürger_innen.
OneStepAhead – jugendliche/ junge Rapper aus einem sogenannten Problemviertel haben sich mit den vergangenen und aktuellen Diskriminierungen, letztere zu oft selbst erlebt , auseinandergesetzt und einen coolen track über Bruno Tesch geschaffen ( demnächst hoffentlich auf yt).
Diese Kids sind Klasse, talentiert und politisch bewußt.
Ihnen wünsche ich sehr, dass sie, auch falls ihr Haus der Jugend nun samt den Probenräumen und Technik umziehen muss, um dem Neubau einer Schule zu weichen, Ort, Mittel und Unterstützung für den eingeschlagenen kreativen Weg finden.
Mehr Menschlichkeit wollen die jungen Rapper, davon handeln ihre tracks und dafür engagieren sie sich.
Bruno Tesch war kaum älter als sie und musste bitter und auf unmenschliche Weise für sein Engagement zahlen.
Briefe der 4 Hinrichtungsopfer an Eltern und Freundinnen , verlesen von jungen Gewerkschafter _innen gaben einen ganz persönlichen Eindruck vom Geschehen vor 80 Jahren.
Da war es dann wieder, das Beklemmungsgefühl, nicht nur bei mir.
Und so kam es, dass ich gestern, quasi beim Einkaufsbummel, die gute alte Internationale sang, sozusagen „light“, nur eine halbe Strophe….viele hatten vorher den angebotenen Text genommen.
Aber niemand fand es komisch, peinlich oder aufgesetzt.
PS: erst am 13. November 1992 hob das Hamburger Landgericht die auf zweifelhaften Zeugenaussagen und manipulierten Beweisstücken beruhenden Urteile auf und rehabilitierte die Hingerichteten.
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„Was heißt es, schwarz zu sein in Großbritannien? Es heißt, dass du eigentlich einen unglaublich aufwendigen Kampf um Dinge führen musst, die für den größten Teil der Gesellschaft selbstverständlich sind: Wohnungssuche, Bildung, gewerkschaftliche Rechte usw. Es bedeutet, daß du, obwohl du in England geboren bist, für immer als Immigrant giltst. Es bedeutet, daß du in dieser Gesellschaft ganz unten bist und immerzu versuchst, mit den kolonialen Regeln zu brechen.“
( Linton Kwesi Johnson, lt. wikipedia zitiert nach George Lipsitz: Dangerous Crossroads. Hanibal 1999, S. 166 f.)
Auf den Punkt gebracht und nicht nur für GB gültig.
Mit 14 las ich “ Erwachen in Mississippi „, die Autobiographie von Anne Moody.
Ich las, wie sich dieses Mädchen und junge Frau alles erkämpfte, was Weißen, besonders Männern, selbstverständlich war. Wie sie für sich das Recht auf Bildung einforderte. Die sich und oft ihre Mutter finanziell über Wasser hielt.
Über die offene Ablehnung, der sie stand hielt.
Ihr Engagement in der Bürgerrechtsbewegung.
Anne war meine Heldin und mein Vorbild.
Welche Bücher lesen unsere Kinder?
In den letzten Tagen habe ich LKJ wieder entdeckt.
Lange nicht gehört. Sunny’s Lettah – hier passt für mich alles.
Der Text, die Sprache, die Musik.
Sicher, LKJ hat viele politischere Poems geschrieben.
Aber dies hier!
Wie viele ungeschriebene Briefe dieser Art mag es geben, in denen die Rede ist von Umständen, die
zu schlechten Noten
zum Klassen- oder Schulverweis
zur Schulabstinenz
in den Overload
die SSV
in den Knast
geführt haben, trotz bester Vorsätze und größtem Bemühen?
ADHSler und Autisten z.B. wissen, wovon die Rede ist.
Und wie viele Anne Moodys sind unter uns, unter unseren ( betroffenen ) Kindern, die jeden Tag auf der (Regel)schule für das selbstverständliche Recht auf Lernen und gegen Ausgrenzung kämpfen, immer wieder?
Integration und sogar Inklusion – noch immer blosse Denkmodelle und noch lange nicht in den Herzen verankert.
Für den einen mögen LKJ, Anne Moody und ADHS/ASS in einem Atemzug genannt unmöglich, politisch unkorrekt, oder zumindest weit hergeholt sein.
Für mich : verknüpfte rote Fäden der Gegenwehr und des Alltags.
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Puh, wenn das afrikanische Zeitgefühl auf ADS oder was auch immer Zeitgefühl stößt, kombiniert mit Muttertaubheit, dann sieht das so aus:
Ich jogge mit 2 Zieh-Reisetaschen zum S- Bahnhof, der geliebte Teenie dödelt mit Umhängetasche im “ ich geh in der Sonne spazieren“ -Tempo hinterher….schweiß gebadet S-Bahn und damit Zug am hbf erreicht….dann ist Vaddern dran, aber der hat den eher ruhigen Teil der Reise.
Nun könnte man ja sagen: lass Teenie auflaufen.
Würde ich auch gerne.
Was ich weniger gerne habe, ist den darauf folgenden Ärger.
Nicht mit Teenie, den hätte ich in diesem Fall sogar genossen.
Nein, Vaddern hatte extra einen Kumpel “ angeheuert“ , um gemeinsam Teenie in den gefährlichen Osten zu begleiten. Ist so, dass dunkelhäutige Menschen sich in bestimmte Regionen der Republik gegenseitig begleiten, wenn sie da schon hin fahren.
Ich selbst habe dort nicht mehr Fremdenfeindlichkeit mit Teenie erlebt als hier auch…einschränkend muss ich aber sagen, dass auch ich bestimmte Gebiete als Urlaubsziel von der Karte gestrichen habe. Das tut mir weh. Musste ich doch deshalb 2 lieben Freunden aus einer ostdeutschen Hansestadt aus diesem Grunde dieses Jahr sagen, dass wir keinen gemeinsamen Urlaub machen: Martin Luther kam bei deren Teenie in der Schule dran und es bot sich eine lutherische Sight-Seeing-Reise an, die dann ohne uns statt gefunden hat.
Zurück zu Vaddern: der wäre sauer gewesen, hätte Teenie nicht begleitet und aufgrund des Gepäcks, welches angesichts der Aussicht auf männliche Muskelkraft etwas großzügiger ausgefallen ist ( ja, der blöde Haarglätter konnte nun doch mit, ebenso wie andere lebenswichtige Party-Utensilien ) hätte ich dann mitfahren müssen.
Vom Gemecker Vadderns, Empfehlungen für Erziehungsmaßnahmen incl. der Erwähnung der von mir bereits versäumten Sanktionen die Folgetage ganz zu schweigen.
Am Bundesbahn-Zielort hätten dann weitere Menschen sauer auf mich sein können. Niemand fährt gerne 30 km ohne Grund durch die Pampa und wiederholt das Ganze dann auch noch für Madame, wenn sie denn endlich mal erscheint. Wieweit die Einsicht in meine erzieherische Konsequenz gereicht hätte, kann ich nicht abschätzen. Auf jeden Fall hätten wir keine Pluspunkte für zukünftigen Abhol-Service gesammelt.
Also mütterlichen Turbo höchste Stufe und los geht’s wie beschrieben.
Teenie ist nun selig unter seines Gleichen.
Ich habe pubertätsfreie Tage.
Die Ruhe ist ungewohnt.
Ich kann mich bewegen wie ich will, unkritisiert kauen, sitzen, atmen, husten, lachen, reden, musizieren, nix tun, singen, Musik hören, Buch umblättern….und ins Bad, wann ich will.
Das muss FREIHEIT sein!
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Eine Kategoerie Rassismus gibt es in meinem Blog nicht. Ich hatte mich für Multikulti entschieden, weil das eher unserem familiären Verständnis von der Vielfältigkeit der Menschen entspricht, auch wenn es nicht immer vorurteilsfrei ist. Alltäglicher Rassismus begegnet uns auch. Aber ich wollte hier eher mal das Positive heraus stellen.
Nun denke ich darüber nach, ob das nicht voreilig war.
Anlass meiner Überlegung ist ein ganz banaler. Der mich aufbringt und absolut konträr ist zu allem, was mir lieb und heilig ist.
9. Klasse Stadtteilschule. Die Kids suchen gerade Stellen für das 2. Praktikum. Für manche wird es das letzte Schulpraktikum sein. Endlich wird auch mal durch genommen, wie man eine Bewerbung schreibt. Letztes Schuljahr mussten die Eltern noch fleißig sein.
Die Kids interessiert das nicht wirklich. Die Lehrer, die sich im zarten Alter von 14/15 überwiegend noch im Gymnasialtiefschlaf befanden, um sich dann mit 18/19 – häufig wie Mama oder Papa – ins Lehramtsstudium zu begeben und dann wieder die Schule unsicher zu machen, sind fern von jeder Vorstellung, was die Kids bewegt und was wichtig ist für ihren Weg ins Leben ohne Uni.
Dafür halten sie mit Ratschlägen nicht hinterm Berg.
Der neueste Renner ist die anonyme Bewerbung.
Es mag etwas dran sein, dass nicht arisch – diesen Begriff habe ich bewusst gewählt – aussehende Menschen auch heute noch keine Arbeit oder Ausbildungsplatz bekommen oder es schwerer haben.
Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und Alte ( ab 40 ? ) sollen bessere Chancen auf eine Ausbildung und Einstellung haben.
Die Empfehlung unserer Lehrer lautete: alle, die nicht deutsch aussehen oder deren Name Migrationshintergrund vermuten lässt, sollten sich lieber anonym bewerben. Und vor allem kein Bild bei fügen.
Ein Zufall, dass dieses in dieser Klasse nur Afro-Deutsche Kinder trifft? Binationale Kinder gibt es dort viele: deutsch/ schwedisch, deutsch /spanisch, deutsch/ englisch…….aber die sehen nicht so anders aus.
Eine Schule, die Integration und jetzt Inklusion ganz groß auf ihre Fahne schreibt. Und dann z.B. Zeit-Artikel , zu finden hier unreflektiert nach betet.
Meine Tochter ist entsetzt. Ich auch.
Wir haben ihr beigebracht, zu sich zu stehen so wie sie ist. Egal ob es um die Hautfarbe oder um andere Besonderheiten geht. Damit ist sie bis jetzt gut gefahren. Ist eben keine Nummer, präsentiert in Schulnoten. Auch wenn das Zeugnis nicht immer prickelnd ist, so gibt es doch vieles, was einen Arbeitgeber dazu bewegen kann, sie zum Gespräch ein zu laden und ein zu stellen.
We`ll get it!
Viele große Unternehmen haben längst nicht mehr solche Scheuklappen. Sie wollen nicht nur Einsen-Schreiber, die ansonsten farblos in ihrer Persönlichkeit sind. Die wissen, dass Vielfalt auch Gewinn ist. Und gut für‘ s Image noch dazu.
Hätte ich mich jemals anonym beworben, wäre ich Hilfsarbeiterin geworden.
Mit meiner Herkunft und Geschlecht bin ich immer offensiv umgegangen – und gerade das hat mir mit dem, was ich dann doch alles geschafft habe, Respekt eingebracht. Und Jobs. Gute Jobs.
Ich kann verstehen, dass man nach Wegen sucht, bestehende Diskriminierungen ab zu bauen. Aber doch nicht um den Preis der Verleugnung der eigenen Person. Wie mögen sich die Schüler wohl fühlen, wenn die Lehrer sagen: ey, besser du schickst kein Foto und sag nicht, dass deine Mutter Fatma heißt…
Anonyme Bewerbungen sind gar nicht so verkehrt: wenn es denn alle machen.
So ist es einfach nur rassistisch.
Trotzdem: den intelligenten und kreativen (aber unangepassten) Schüler oder Mitarbeiter findet man damit nicht. Wieder ein wenig Gleichförmigkeit mehr.
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Ich hab es, ehrlich gesagt für einen kleinen Slpeen gehalten, zumindest aber für übertrieben.
Viele meiner akrifanischen Freundinnen und Freunde sammeln Qittungen.
Der Bon vom vor 1 Jahr erworbenen Handy ist sicher in der Brieftasche.
Der für größere Anschaffungen, die man vielleicht noch mal bei ebay einstellen will, wird lange, lange aufbewahrt.
Nicht, das ich das nicht kennen würde. Aber ich bin faul und unordentlich…und die nicht.
Sogar Streit hatte ich deshalb schon mal.
Ich bat einen guten Freund, mir aus zwei verschiedenen Geschäften etwas mit zu bringen, die Läden lagen in der selben Strasse.
Das ginge nicht, ich solle mich für einen Laden entscheiden.
Was? Das machte ich X mal in der Woche, holte zwischendurch noch das Kind aus der Kita, Arbeitsgepäck dabei…wenn ich da jedes Mal hin und her gedaddelt wäre.
Natürlich hat er irgendwie begründet, warum das nicht ging, aber das schien mir eine Ausrede.
Heute durfte ich dann hautnah erleben, was in unserem Land alles so geht.
Eine afrikanische Frau an der Kasse eines Supermarktes, direkt vor mir dran.
Kind dabei, vielleicht 4 Jahre.
Ihre Waren auf dem Laufband.
Als sie bezahlen will, fordert der Kassierer sie unvermittelt auf, ihren Einkaufsbeutel aus zu packen. Einen konkreten Anlass kann ich nicht erkennen.
Sie fragt genervt warum. Das Kind geht schon einen Schritt zurück, spürt die Aggressivität.
Der Kassierer pappt sie an, sie wird nervös und kramt hastig in ihrer Handtasche.
Während er quasi auf sie einschreit, versucht sie ihm zu erklären, dass sie morgens schon mal im Laden war und 2 Sachen eingekauft hat, welche noch in dem Beutel sind. Der Kassierer hört gar nicht zu.
Er findet die Sachen: Erdnusslocken und Katjes.
Das Kind steht mit großen Augen dabei. Steinern.
Ich mische mich ein und versuche, dem Kassierer klar zu machen, was die Frau gesagt hat und dass sie den Bon hat und gerade sucht. Sein Kollege an der Kasse nebenan bestätigt den Einkauf am morgen.
Das langt nicht. Ich weiß, dass Kassierer unter enormem Druck stehen, was Fehlbeträge angeht. Selbst ausgleichen oder selbst verdächtigt werden, wenn es zu viel wird. Woher ich das weiß? Berufswissen.
Das rechtfertigt dennoch nichts.
Nun müssen sich alle anhören, mit welchen gemeinen Tricks heute geklaut wird: alte Bon’s aufheben und dann diese Nummer fahren.
Ich mische mich noch mal ein: nein, ich hätte meinen morgendlichen Mini-Einkauf an ihrer Stelle auch nicht an der Kasse vor Betreten des Ladens gemeldet und nein, ich gehe auch nicht immer erst nach Hause, wenn ich mal was vergessen habe und ein weiteres Mal rein muss in den Laden.
Nun motzt er ein wenig mich an, aber so richtig traut er sich nicht.
Aber er lässt von der Frau ab, die sehr erregt ihren Kram einpackt, nun laut in ihrer Muttersprache schimpft, eilig ihr Kind nimmt und geht. Sie soll vernünftig reden, muss sie sich dabei noch anhören.
Ich bin dran. Meine Waren werden vom Band in den Einkaufswagen geschmissen. Der Kassierer immer noch lamentierend. Nochmals sage ich ihm, dass mir das auch hätte passieren können und ich sein Benehmen mehr als denkwürdig finde und bekomme nun, als die Afrikanerin es nicht mehr hören kann, Unterstützung von der Dame nach mir. Immerhin.
Der Rest der langen Warteschlange schweigt noch immer.
Ich bin froh, das sich mein schon jugendliches Kind das nicht anhören musste.
Es hätten auch ihr Papa und sie sein können.
Über das Sammeln und Mitführen von Quittungen werde ich vorerst keine Scherze mehr machen.
Hier gab es immer freundliche und zuvorkommende Bedienung auch für eine “ Jowo“ ( “ Weiße “ in der Sprache Fon).
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