Voice of family

Eltern haben oft Angst, den Kontakt zu ihren pubertierenden Kids zu verlieren, sie nicht mehr zu erreichen, keinen Einfluss zu haben, wenn sie Mist bauen.
Das muss wohl so sein.
Gespräche werden seltener, man ist nicht mehr so richtungsweisend.
Häufig dienen wir als Testperson für die Schlüssigkeit der gerade neu gewonnenen Erkenntnisse und Überzeugungen, „Gott und Lotte“ betreffend.
Zurückweisungen sind an der Tagesordnung.
Elterliche Genervtheit ebenso.

Und dann gibt es diese Momente

Die das alles wieder wett machen.
Muttern klimpert alte Songs auf der Gitarre und grölt auch noch dazu.
youtube macht’s möglich : fast für jedes Lieblingslied gibt es ein ‚ how to play ‚ und man muss einfach nur nachmachen bzw. mitmachen, nicht mühsam die richtige Tonart oder Zupf-und Schlagtechnik herausfinden….und die Lyrics kann man eh‘ oder findet sie ebenfalls im Netz.
Teenie, ein Zimmer weiter trainiert Stimme und Körper vorm Spiegel zu den Klängen der Lieblingsband.

So geht das eine Weile….bis wir uns zu fortgeschrittener Stunde in der Küche treffen und gegenseitig die Ergebnisse unseres musikalischen Tuns präsentieren. Ohne Kritik, sich einfach nur anhören, dann einsteigen.
Teenie trällert Elten John und Muttern versucht sich in Within Temptation, einer Gothic Band.
Das ganze dann zweistimmig, Teenie liegt ’ne Runde tiefer als ich.
So geht es eine Weile.
Der neue Tag ist schon längst angebrochen, als wir bei Stand by me angelangt sind, ein Song, den wir beide sehr mögen.

Es fällt schwer, aufzuhören.

Teenie macht wohl noch ein wenig weiter – an diesem Abend, der schon ein Morgen ist. Seltsamerweise erübrigen sich Ermahnungen wie ‚ nimm bitte Rücksicht auf die Nachbarn ‚.
Es klappt von allein….

Muttern verdrückt sich und denkt: ohne Reden geht es auch und solange solche sessions möglich sind, ist alles im grünen Bereich.

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Zeit des (raus)fliegens

Pubertät ist wenn die Eltern schwierig werden….. so oder ähnlich titeln Publikationen zum Thema.
Es geht um Konflikte zwischen den Generationen.
Um‘ s losziehen und loslassen.

Jugendliche brauchen das elterliche Unterstützungsnetz immer weniger und wollen es auch nicht mehr.
Eltern müssen damit klarkommen.
Umorientierungen der Kinder sind zu ertragen, ihre eigenen Vorstellungen vom Leben lösen die der Eltern ab.
Zurückweisung ist an der Tagesordnung.
Diese zu verdauen wird damit belohnt, sein Kind bestehen zu sehen.
Jugendliche sind labil aber stark und stapfen mit großen Schritten in’s Leben hinaus.
Alle?

Eltern von Kindern mit größerem Unterstützungsbedarf sind es gewöhnt, über Jahre nicht nur ihren Kindern ins Leben zu helfen, sondern gleichzeitig die separatistische Haltung unserer Gesellschaft auszugleichen.
Wir bringen unsere Kinder noch in den Sportverein, wenn Gleichaltrige schon längst allein dort klarkommen. Und sei es, um für unsere Kinder problematische Pausen oder Umkleidesituationen erträglicher zu machen.
Um unseren Kindern die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, sind wir da.
Dort, wo sie uns brauchen. Je älter die Kids werden, desto seltener sehen wir die Eltern ihrer Kameraden.
Wir haben Problemlösungen parat, wo andere kein Problem sehen/haben.
Sind der doppelte Boden. Meist unsichtbar, wir wollen unsere Kids nicht bloßstellen.

Und dann kommt auch für uns die Zeit, in der unsere Unterstützung nicht mehr erwünscht ist.
Und deren Wegfall doch nicht in gleicher Weise wie für andere Jugendliche entbehrlich ist.
Richtungswechsel auf eigenen Wunsch, ein kleines Übel aus elterlicher Sicht.
Schulterzucken und ein “ schade um die Begabung “ ……und loslassen.

Die Karawane zieht weiter

Für unsere Kinder kommt nun vermehrt der Punkt, an dem sie ohne doppelten Boden nicht mehr mitmachen können, auch wenn sie wollen. Sie erkennen es selber, kämpfen ( erfolglos) dagegen an.
Oder es wird es ihnen zu verstehen gegeben.
Unsere Sport-Musik- und sonstwie- Vereine/Gruppen sind nicht inklusiv.
Je Jugendlicher desto Leistung.
Pokale, Preise, Auszeichnungen sind wichtig.
Wer dabei sein will, muss funktionieren. Auch da.

„Dann mach doch wo anders mit“ – tröstende Worte, von denen wir selbst wissen, dass es Beschönigen der Realität ist.
Wo denn?

Unseren Kindern wird nicht nur die Teilhabe, sondern auch die Teilgabe verwehrt.
All‘ die tollen Fähigkeiten, Stärken, Begabungen bleiben ungesehen und ohne Möglichkeit, in eine Gemeinschaft einzufließen.
Das macht es so bitter.
Vom individuellen Schmerz darüber will ich gar nicht erst anfangen…
Die Bedeutung der kleinen, (inklusiven ) Familienwelt nimmt für unsere Jugendlichen ab.
So soll es sein.

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Sie wird ersetzt durch …. nichts?

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Was geht? Let’s talk about sex …

Seitdem ich im Theater das Jugendstück “ tschick“ nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf gesehen habe, mache ich mir wieder einmal verstärkt Gedanken über Sex.

Kleiner Rückblick:
„Zu meiner Zeit“, also vor vielen, vielen Jahren, gab es ein wenig Aufklärung im Bio- Unterricht, vermutlich in der 7. Klasse. Den Rest wussten wir vom Hörensagen und als ich dann meinen ersten festen Freund hatte, folgte ein Gespräch mit meiner Mum, in dem ich aber nichts wirklich Neues erfuhr und dessen Headline „Hauptsache verhüten“ lautete. Begierden, Gefühle oder Detaills jeglicher Art blieben außen vor. Es fiel ihr nicht wirklich leicht, offen zu sprechen aber ich war pubertätsmäßig gnädig und ließ es über mich ergehen.

Verglichen mit heute liefen wir Mädels „anständig“ herum. Rote oder schwarze Spitzenunterwäsche war nicht für jedefrau vorgesehen, sondern gehörte in eine ganz besondere Welt.

Unsere Freunde waren nett bis aufdringlich, Jungs eben. Auf Partys wurde geknutscht, dunkel war es auch, aber das war’s dann auch schon.

Nein, eine schrille Szene gab es: die Jungs hatten irgendwo einen Porno aufgetrieben und der wurde auf einer improvisierten Party angeschaut- äh, wir Mädchen waren schockiert und sind wütend abgedampft. Wenn ich mich recht erinnere, war das Filmchen vergleichsweise harmlos zu dem, was heute für Jugendliche zugänglich ist .

Es folgte die Zeit der lila Latzhosen.
„Der kleine Unterschied und seine großen Folgen“ von Alice Schwarzer machte die Runde.
Sexualität spielte eine große Rolle und sie wurde durchaus kritisch betrachtet. Erstmals wurde weibliche Sexualität von Frauen selbst thematisiert.
Diätenwahn, Doppelmoral, Kinder Küche Kirche , sexualisierte Gewalt – das waren aktuelle Themen.

Meine Mum hatte diesbezüglich einen leichten Job.
Frauen wollten gerade nicht mehr Objekt männlicher Begierden sein und entdeckten gemeinsam, was sie selbst wollten und was eben nicht. Ein durchaus widersprüchlicher Prozess.

Haben die Frauen kein Geld für einen Mantel?

4 Jahrzehnte später sah ich mich genötigt, meiner kleinen Tochter zu erklären, warum die Frauen auf den Werbeplakaten fast immer Nackedei sind und die Männer nicht.
Im Schwimmbad in der Familienumkleide sahen erstaunte fremde Kinderaugen anscheinend das erste Mal eine Frau im Naturzustand, fand ich gar nicht angenehm und ging zukünftig mit Töchterchen in so ein enges Umkleidekämmerchen.
Wider den Trend – oder sollen kleine Mädchen ( und Jungen) nicht wissen, wie echte erwachsene Frauen aussehen? (1) Wie sollen sie denn ihre eigenen Körper akzeptieren und lieben lernen?

Das Kind wuchs heran und das Thema begleitete uns.
Schon in der Grundschule liefen kleine Jungs mit einschlägigen Bildern auf dem Handy herum.
Bereits in der 5. Klasse hatten Klassenkameradinnen Slips an, “ bei denen man den ganzen Po sieht“.
In der 7. Klasse musste ich dann schon damit rechnen, dass Besucherkinder keine Nudeln mit Sahnesoße essen würden, wegen der Figur.
Sexualisierte Werbung war und ist allgegenwärtig.

Nun steht Teenie stundenlang vorm Spiegel.
Will attraktiv, auch sexy sein aber nicht würdelos.
Ich kann ihr nicht raten – habe ja keine Ahnung von nichts.
Ab und an ein offenes Gespräch, wenn es mal passt…..und immer den Eindruck, dass ich nicht die richtige Gesprächspartnerin bin.

Ab der dritten Klasse gibt es heute Aufklärung in der Schule.
Später noch einmal im Bio-Unterricht und noch später sogar eine ganze Projektwoche zum Thema.
Nicht 1 Mal hatte ich das Gefühl, dass dort unsere aufdringliche, sexualisierte Werbewelt und alles, was die Kids von frühen Lebensjahren an zu müllt, kritisch betrachtet wird.
Die in Jungs und Mädchen getrennte Unterrichts-Teile bezogen sich nur auf Verhütungs-Fragen.

Ich bin erschrocken, wenn ich sehe und lese, wie selbstverständlich junge Frauen heute versuchen, ihre Körper durch Sport, hungern, extrem einengende Kleidung oder Operationen den vermeintlichen Anforderungen an eine attraktive Frau anzupassen. Was sie alles dafür in Kauf nehmen. Welchen Stellenwert es hat.
Dabei geht es längst nicht mehr nur um Nasen oder Brüste. Mittlerweile sind Frauen in den USA und Europa zunehmend mit ihren Schamlippen unzufrieden und lassen sie wunschgemäß zurecht schneiden. hier
Die Jungs bleiben ( immerhin) nicht verschont: auch Sixpacks und Knackar*** gibt es beim Schönheitschirurgen. Quelle

Sexualität ist anscheinend nur etwas Äußerliches.
Gleichzeitig wird die romantische Liebe verklärt wie schon lange nicht.

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Mich schreckt, was Jungen/ junge Männer alles als selbstverständlich ansehen und von Mädchen / jungen Frauen und sich selbst erwarten – bekommen doch auch sie ein bestimmtes Rollenbild immer wieder vorgeführt.

Unwissend, wie wir früher waren, hatten wir Gelegenheit, uns langsam heran zu tasten, try and error. Die Sache mit den naturtalentierten Liebhabern hielt ich schon immer für eine Mär, jedoch weniger für ein Ammenmärchen denn ein Macho- Gerücht.
Zu sagen: „das gefällt mir nicht“ und „das möchte ich“ ist gerade für Jugendliche ungeheuer schwer.
Anno dunnemals ging es eher darum, ob ein Junge auch mal unters Hemd grabbeln darf – heute haben weibliche Teenies mal eben einen „blow job“ zu erfüllen.

Es ist eine Gratwanderung, nicht total altbacken daher zu kommen und dennoch dem geliebten Töchterchen mitzugeben, was sexuelle Sebstbestimmung bedeutet.

Einige gute Bücher haben uns je nach Alter begleitet:
Mein erstes Aufklärungsbuch ( Kids ab 5)
Wie ist das mit der Liebe? ( Kids ab 9)
Ganz schön aufgeklärt ( Kids ab 11)

Und wer es ein wenig crazy mag, hier unser absoluter „Geheimtipp “ : Wenn Herzen klopfen.

Tolles Material für Jugendliche hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, deren Broschüren auch in den Landeszentralen für politische Bildung kostenlos erhältlich sind.
Ein Internetportal steht für Fragen und Austausch zur Verfügung: loveline.de
Pro Familia ist nicht nur vor Ort, sondern auch im Netz erreichbar für Jugendliche: sexundso.de

Klar, dass es nicht reicht, das Material zur Verfügung zu stellen. Manchmal sollen Mütter auch was dazu sagen. Oder erzählen, wie das so ist…

Aber zurück zu “ tschick“ .
Eine leicht freizügige Szene mit einer jungen Frau, ein angedeuteter Kuss zwischen 2 Jungen Männern und ein Raunen, Gekicher und Gezappel ging durch die meist von Jugendlichen besetzten Sitzreihen des Theaters. Meine Begleiterin hielt sich sicherheitshalber die Augen zu.

Über Sex reden, sex(istische)- Fotos und mehr ansehen ist das Eine ….. und es dann so nah erleben und sei es nur angedeutet, huh … da sind die heutigen Teenies noch genauso verschämt wie wir Dinosaurier damals.
Wie beruhigend.

(1) anscheinend nicht, denn es kostete mich Stunden, ein Aufklärungsbuch für Kinder zu finden, in denen Frauenkörper nicht wie Kinderkörper mit Brüsten dargestellt wurden

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Feuerdrache

Prüfungszeit ist Alarmstufe rot.
Daran ändern auch Ferien nichts.
Die Präsentationen müssen fertig werden.
Die Lust dazu weit im minus-Bereich.

Prokastination wird groß geschrieben.

N U L L B O C K !

Aufwachen am Sonntag.
Eine Kleinigkeit stimmt nicht.

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Raus aus dem Bett, Türen knallen, feuerspuckend durch die Wohnung.

Was man jetzt nicht braucht: eine Mutter, die doofe Fragen stellt.
Tut sie aber.
Weil sie denkt, irgendwie muss der Kram ja fertig werden. Und weil ihre blöde Hilfe nicht umsonst gewesen sein soll. Alles nur Ego.

Ich hasse alles was mit Schule und Menschen zu tun hat !

1 Mal richtig rausgebrüllt. Noch ein wenig weiter aufgeregt.
Jaaaaa….. und langsam wieder runter kommen.

„Mum, du bist ein guter Blitzableiter“- sprach’s und wandert zurück in die Koje, es ist erst kurz nach 9.
Bisschen Musik hören, eh‘ es dann doch gut gelaunt an die Arbeit geht ( weil so doof ist das gar nicht, macht sogar ein wenig Spaß, weil das Thema toll ist, aber psssst).

Zurück bleibt eine verdadderte Mum, die in der Küche versucht, in Ruhe ihren Kaffee zu trinken und , was den Sonntagsanfang betrifft, auf “ Reset “ zu gehen.

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Bildung-Basta!-Blues

Lebenslanges Lernen.
Ausgestattet mit einem geregelten Job heißt das auch: Wochenendseminare, zumindest wenn man mal was Neues, nicht unmittelbar berufsspezifisches und damit vom Arbeitgeber finanziertes lernen möchte.

Manchmal mit einer kleinen Reise verbunden.
Auf jeden Fall anregend: Menschen mit ähnlichen Interessen, intensives Lernen, ein bisschen relaxen am Abend beim gemeinsamen Klönschnack.

Voller Anregungen nach Hause fahren. Die Folgewoche überleben, und dann…..

Das nächste Lernwochenende. Schon vorher spürt man, dass es eng werden könnte.
Haushalt, Einkauf…Energie?
Zum Glück gibt es Teenie. Nach dem nachmittäglichen Aufstehen kann noch eine kleine Liste abgearbeitet werden. Sicherheitshalber den Staubsauger in den Weg legen, Zimmereingang.

Samstags abends dann die Erkenntnis, dass ich Teenie so falsch nicht einschätze:
über den Staubsauger gesprungen, Nahrungsbeschaffung auf das reduziert, was den pubertätsbedingten Heißhunger stillt. Selbstabräumendes Geschirr?
Prüfungsvorbereitung Fehlanzeige.
Irgendwann trotz www Langeweile. Nix los, dieses WE.

Grund genug für Muttern, am Folgetag den Gang in den Tigerkäfig zu wagen.
Aufstehen 6:30 h.
Die Wahl haben zwischen mitkommen (sich viele Stunden in der Senkrechten befinden, kein PC, Frischluft, und dort Zeit mit Artgenossen am Rande des Lernprogramms  verbringen)
oder Einzelhaft mit Zwangsarbeit unter mütterlicher Aufsicht. Start ebenfalls 6:30 Uhr.
Demokratie macht Pause.

Wütendes Tigergebrüll aber der Dompteur lässt sich nicht schrecken.
Die Aussichtslosigkeit des Gebrülls erkannt, entscheidet sich das Raubtier gegen die Einzelhaft.

Der Kurs geht weiter und es wird für beide ein gelungener Tag. Muss selbst Teenie abends zugeben.

Für Muttern aber Montag morgens die Erkenntnis: 2 Wochenenden hintereinander ohne Pause…ging das früher nicht schneller mit dem Erholen?

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Metamorphose

Sie sind cool, crazy, lebenshungrig, risikobereit, aufmüpfig, frech, bisweilen unverschämt.
PubertistInnen eben.
Zumindest im Kino, wo man drüber schmunzeln, sich an seine eigenen Schandtaten erinnern, oder
“ meine Güte “ denken kann.

Sehen wir eigentlich, wie anstrengend das alles ist?

Körper:
Man braucht keinen Zeitraffer, um zu sehen, wie aus der Larve ein Schmetterling wird.
Nichts passt mehr. Nichts ist wie vorher. Das Tempo ist rasant.
Vorm Spiegel stehen, stundenlang, und dabei zusehen….

Psyche:
Wer nicht schon vorher ein “ wrong- planet – Mensch“ war, wird es jetzt. Manche eben doppelt.
Wovon redet der Rest der Welt? Was wollen die eigentlich?
Bin ich hier überhaupt richtig? DAS soll meine Familie sein?

Wahrnehmung:
Alles, was nicht mit “ wichtig“ belegt ist, wird nicht eingeblendet. Alle über 25… Störfaktor Nr. 1.
Zimmer aufräumen, Hausaufgaben, Familienpflichten…..was haben die nur alle damit?
Und was, bitte, ist das “ Vernünftige“ , das ich zur Abwechslung mal tun soll????

Zeit:
Nacht ist Tag und Tag ist Nacht.
Langsam ist schnell und schnell ist zu langsam.

Ernährung:
Seit wann ist das mein Lieblingsessen…was, schon immer? Wüßte ich aber. Igitt.
Extrem Öko oder extrem Chips und Schoko.
Auf jeden Fall ist immer das Falsche im Kühlschrank. Hunger.

Leistung:
Total bis zur Verausgabung.
Was ist das?

Peer-Group:
Hat man , dann ist es toll oder man hat Ärger.
Ohne: furchtbar aber mit noch mehr, manchmal.

Liebe
Unbedingt und dann doch wieder nicht.
Komm, geh weg!

Musik:
Vergiss die Vielfalt….dieser EINE Song sagt doch alles, immer wieder, den ganzen Tag und
in voller Lautstärke.

Internet:
Die einzige Möglichkeit, mit der Welt in Kontakt zu bleiben, ohne den Lieblingsplatz im Lieblingszimmer mit der Lieblingsmusik, dem Lieblingslicht, Lieblingsmief…..zu verlassen.

Schule:
Da soll man gerade jetzt, wo es Billionen andere, wichtigere Dinge gibt, zur Höchstform auflaufen.
Weichen stellen. Sich entscheiden. Abschlüsse schaffen.
F……. you.

Leidenschaft:
Jaaaaaaa…aber immer nur für eine Sache zur Zeit.
Und komm‘ mir nicht damit, dass es für das Falsche ist!

Auch wenn der Text dieses Songs “ Zombie “ der irischen Band The Cranberries einen politischen Bezug hat…..die Musik passt für mich zu dem Lebensgefühl, wenn alles in Frage gestellt, innerlich und äußerlich gerungen und gekämpft wird, das Kindlein stirbt und sich in einen Erwachsenen umgekrempelt :

Beglückt werde ich hier eher rund um die Uhr mit dem musikalischen Kontrastprogramm von Within TemptationSomewhere “ – nicht weniger zutreffend, vor allem aus Sicht von Teenie:

Harte Zeiten, eben.

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Geliebte Monster

Mütter sind eigenartige Wesen.

Selbst wenn sie wissen, wirklich wissen, dass es nun mit ihrer Ruhe und der ganzen tollen Freiheit wieder vorbei ist, freuen sie sich

  • auf das Rumsen der Reisetasche mitten im Flur, wo sie dann erstmal liegenbleibt bis…ja, das kann dauern
  • auf die lautstarke Verkündung zu verhungern
  • das klappen der Kühlschranktür und diverser Schränke
  • das Getrampel durch die Wohnung
  • Fragen, die mit “ hast du….“ anfangen und mit “ gemacht “ enden
  • die Verkündung, total erledigt zu sein und jetzt nur noch chillen zu wollen
  • die 5-minütiger Anstands-Teilnahme am gemeinsamen Essen mit der anschließenden
    Bitte, im eigenen Zimmer weiter essen zu dürfen
  • das verschlossene Bad
  • und sogar auf die allabendliche Predigt in Richtung : mach deine Schulsachen für morgen fertig
  • Wenn sie ganz viel Glück haben, können sie sich sogar auf einen kleinen Bericht von der Reise freuen…..aber das ist eher unwahrscheinlich. Schließlich warten die neuen Freunde aus der Ferne bei FB und die aus der Schule auch. Erst mal muss gecheckt werden, was man verpasst hat…

    Aber selbst darüber können diese mütterlichen Wesen noch schmunzeln.
    Wenn das nicht sonderbar ist, was dann?

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    Mach hinne II

    Puh, wenn das afrikanische Zeitgefühl auf ADS oder was auch immer Zeitgefühl stößt, kombiniert mit Muttertaubheit, dann sieht das so aus:

    Ich jogge mit 2 Zieh-Reisetaschen zum S- Bahnhof, der geliebte Teenie dödelt mit Umhängetasche im “ ich geh in der Sonne spazieren“ -Tempo hinterher….schweiß gebadet S-Bahn und damit Zug am hbf erreicht….dann ist Vaddern dran, aber der hat den eher ruhigen Teil der Reise.

    Nun könnte man ja sagen: lass Teenie auflaufen.
    Würde ich auch gerne.
    Was ich weniger gerne habe, ist den darauf folgenden Ärger.
    Nicht mit Teenie, den hätte ich in diesem Fall sogar genossen.

    Nein, Vaddern hatte extra einen Kumpel “ angeheuert“ , um gemeinsam Teenie in den gefährlichen Osten zu begleiten. Ist so, dass dunkelhäutige Menschen sich in bestimmte Regionen der Republik gegenseitig begleiten, wenn sie da schon hin fahren.

    Ich selbst habe dort nicht mehr Fremdenfeindlichkeit mit Teenie erlebt als hier auch…einschränkend muss ich aber sagen, dass auch ich bestimmte Gebiete als Urlaubsziel von der Karte gestrichen habe. Das tut mir weh. Musste ich doch deshalb 2 lieben Freunden aus einer ostdeutschen Hansestadt aus diesem Grunde dieses Jahr sagen, dass wir keinen gemeinsamen Urlaub machen: Martin Luther kam bei deren Teenie in der Schule dran und es bot sich eine lutherische Sight-Seeing-Reise an, die dann ohne uns statt gefunden hat.

    Zurück zu Vaddern: der wäre sauer gewesen, hätte Teenie nicht begleitet und aufgrund des Gepäcks, welches angesichts der Aussicht auf männliche Muskelkraft etwas großzügiger ausgefallen ist ( ja, der blöde Haarglätter konnte nun doch mit, ebenso wie andere lebenswichtige Party-Utensilien ) hätte ich dann mitfahren müssen.
    Vom Gemecker Vadderns, Empfehlungen für Erziehungsmaßnahmen incl. der Erwähnung der von mir bereits versäumten Sanktionen die Folgetage ganz zu schweigen.

    Am Bundesbahn-Zielort hätten dann weitere Menschen sauer auf mich sein können. Niemand fährt gerne 30 km ohne Grund durch die Pampa und wiederholt das Ganze dann auch noch für Madame, wenn sie denn endlich mal erscheint. Wieweit die Einsicht in meine erzieherische Konsequenz gereicht hätte, kann ich nicht abschätzen. Auf jeden Fall hätten wir keine Pluspunkte für zukünftigen Abhol-Service gesammelt.

    Also mütterlichen Turbo höchste Stufe und los geht’s wie beschrieben.

    Teenie ist nun selig unter seines Gleichen.
    Ich habe pubertätsfreie Tage.
    Die Ruhe ist ungewohnt.
    Ich kann mich bewegen wie ich will, unkritisiert kauen, sitzen, atmen, husten, lachen, reden, musizieren, nix tun, singen, Musik hören, Buch umblättern….und ins Bad, wann ich will.

    Das muss FREIHEIT sein!

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    Haar-Desaster !

    Da werden Weiber zu Hyänen…….

    Den Vorabend damit verbracht, die Lockenpracht mit dem Glätteisen zu malträtieren.
    Um das zu ermöglichen, nur so getan, als ob für die Klassenarbeit gelernt wurde : nein, ich kann alles, musst mich nicht ab fragen.
    Schultasche pseudo gepackt um endlich für Stunden im Bad zu verschwinden

    Morgens um 6 dann der Aufschrei: neiiiiiiiiiin……!

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    Ein wenig nächtliches Schwitzen hat alles ruiniert.
    Nichts geht mehr.
    Nachglätten absoluter Schwachsinn.
    Waschen und “ natura“ los gehen voll daneben.

    Ein Tsunami fegt durchs Heim.
    Da hilft nur eins: sich in Sicherheit bringen, was bekanntlich bei dieser Art von Unwetter nicht so einfach ist.
    Immer wieder schwappen Zorneswellen in die Küche, wo die Mutter sich verkrampft um Gelassenheit bemüht und so tut, als tränke sie in Ruhe ihren Kaffee.

    Die Zeit läuft. Nach 30 Minuten steht endlich der Entschluss: erst anziehen, dann Haarpracht waschen. Zeit für Schminken ist eh nicht mehr.
    Rein in die Klamotten, mit Glätteisen Bad blockieren.
    Zwischendurchphilosophie: die Jungen stehen nur wegen meiner Haare nicht auf mich.
    Aha.

    Klassenarbeit?
    Ach du Schande.
    Rauf auf‘ s Rad, runter kommen.

    Muttern allein zu Haus. Schön, dass sie auch mal das Bad benutzen kann.
    Leider schon etwas spät.
    Glücklicher Weise belasten Haarkatastrophen jenseits der Lebensmitte nicht mehr wirklich.

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    Väter!

    ADHS hat viele Facetten.

    Wir haben zu bieten:

    • ohne äußerliche Hyperaktivität,
    • mit
    • sowohl als auch

    Impulsivität gibt es jeweils gratis dazu.

    Das allein ist schon eine Herausforderung im Alltag.
    Kommt dann noch Pubertät ins Spiel, wird es richtig spannend.
    Und natürlich die unterschiedlichen Charaktere:

    • forsch und risikofreudig
    • sehr sicherheitsbewußt
    • ängstlich

    Um mal konkret zu werden:

    Mutter erlaubt Teenie, bis 22 Uhr beim befreundeten, jungen Nachbarn Pizza-Service zu genießen, der gerade mit einem Kumpel seine Küche einbaut. Während sie selber zum ADHS-Stammtisch geht. ( Variante risikofreudig. )

    Teenie freut sich und lässt Lieblingssendung sausen ( Variante sicherheitsbewußt : es ist erlaubt)

    Vater, der Nachts arbeiten muss, hat noch nicht realisiert, dass seine Prinzessin nicht mehr drei Jahre alt ist, zitiert sie am Telefon nach Hause ( Variante ängstlich ).

    Teenie findet das unmöglich und es kommt zur Auseinandersetzung
    Vater rastet aus, Teenie auch. Irgend wer knallt den Hörer auf. Funkstille.
    Auf 180, beide.

    Mutter anrufen. Empörung. Mutter genervt über Vater.
    Fehlt nur noch, dass der auch anruft.

    Mutter wiederholt ihre Erlaubnis und hofft, dass der Abend ruhig bleibt.
    Sie kennt ihr Kind, aber auch den Vater, der sich jetzt in dieses Thema rein steigern wird und in erster Linie auf sie sauer sein wird.

    Später die Verkündung des Teenies, erst mal für unendlich lange Zeit auf den Vater verzichten zu wollen.
    Erinnerung an die eigene Jugend: war da nicht so ein tobendes männliches Etwas, dem man es nie Recht machen konnte und der einem die Lieblingsplakate politischer Couleur von der Wand fetzte? Dem die Freunde nicht passten und der sowie nichts gepeilt hat?
    Wobei mein Teenie hier den Vorteil hat, mit Vater nicht unter einem Dach zu leben.
    Eine Chance, sich nicht immer wieder gegenseitig hoch zu schaukeln.

    Die Kontrollanrufe des Papas einfach nicht ab genommen.
    Kluges Kind. Hätte von mir kommen können ( wenigstens meine Sturheit hat sie ).

    2 Tage muss man jetzt erst mal abwarten.
    Mir steht wohl leider wieder mal ’ne Grundsatzdebatte bevor.
    Bei der ich dann aufpassen muss: ich schieße dabei am schnellsten und am weitesten übers Ziel hinaus. Kann ja jetzt schon mal ein paar Achtsamkeitsübungen machen…

    Wie kann man einem Menschen, der selbst sehr ängstlich und misstrauisch ist klar machen,
    dass die Alternative zum Besuch bei den jungen , immerhin bekannten Nachbarn, möglicherweise der Zug durch die Gemeinden mit den Eltern völlig fremden Menschen wäre?
    Dass Jugendliche Risiken brauchen, die lange Leine, Sparring für‘ s Leben?
    Noch dazu, wenn der Mensch aus einem Kulturkreis kommt, in dem die Kids das zwar auch alles machen, aber immer hinter dem Rücken der Erwachsenen?

    Wir haben so ein braves Kind…. das hat sie garantiert nicht von mir.

    Weshalb mein Herz lacht, wenn sie mal los zieht…..während das des Papa‘ s zusammen zuckt vor Schreck.
    Wie soll man denn da an einem Strang als Eltern ziehen?

    Die Zeichen stehen auf Weiberbündnis.
    Schade, dass das nötig ist.

    Hegel bemerkte irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen.
    Und Marx ergänzte: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.

    Die kleinen vermutlich auch 😉

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