When The Music’s Over…..

Vielleicht ist es völlig daneben, diesen post zu schreiben. Gehört sich nicht. Stört. Ich weiss es nicht, wie so vieles in diesen Tagen meiner bodenlosen Verunsicherung.

Das, was für den unvorstellbaren Verlust eines sehr nahestehenden Menschen an Verhaltenskodex vorgesehen ist, passt nicht. Nicht auf mich. Gedämpft, leise, unterdrückt, festgelegt.
Dezent ist nicht gerade die mich auszeichnende Charakterisierung.

Ich erinnere eines lebensbejahenden Menschen. Nicht einfach ‚ to handl‘ und oft genauso leidenschaftlich wie ich anderer Meinung, jedoch selten in Grundsatzfragen diese Welt betreffend.

Immer wieder fällt mir in diesen Tagen mein Aufenthalt vor Jahren in Westafrika an Allerheiligen ein. Mit Kind und Kegel, mehreren Autos, Essen und Trinken in Unmengen, nicht zu vergessen festlich gekleidet und von Musik begleitet, fuhren wir von Friedhof zu Friedhof, um auf dem Grabstein diverser Ahnen ein Picknick nach dem anderen zu verspeisen. Den ganzen Tag. Wie so viele andere Familien auch. Im Grenzgebiet lebend, erstreckte sich unsere Tour über 2 Länder und ich musste eigens für diesen Tag ein Visum besorgen. Die Wartezeit am Grenzübergang wurde allgemein gelassen hingenommen und es kamen Gespräche mit anderen ‚ Allerheiligen- Gesellschaften‘ zustande.
Es war ein Tag des Zusammenseins. Ein lebhaft-sinnliches Gedenken.

Mein erster Impuls nach der schlimmen Nachricht: hinfahren, im Kreise der Familie sein.
Der Wunsch, viel gemeinsame Zeit zu verbringen, eine Zeit des gemeinsamen langsamen Akzeptierens dessen, was unfassbar ist.

Unverschämt, wie ich lernen musste:
3 Tage extra frei bei Verwandten in erster Linie.
2 Tage Schulbefreiung.
Sowieso, noch dies und das und jenes des täglichen Alltags erledigen. Einfach tschüs und weg ist nicht.
Im Land der Planung, Absprachen und Reservierung.
Selbst wenn die Natur aus heiterem Himmel brutal daran erinnert, dass sie sich einen Dreck um unsere Sitten schert.

Ich will wissen, wie andere Länder / Kulturen mit dem Verlust eines geliebten Menschen umgehen.
Befrage die Maschine des Wissens zu Trauerkulturen.

Neben Werbung diverser Bestattungsunternehmen oder Ratgeber schlagen mir Worte wie diese entgegen :

Experten fordern neue Trauerkultur in Deutschland

Heute trauert Deutschland offiziell um die drei Soldaten……. doch der Umgang mit den Toten bewaffneter Konflikte fällt hierzulande schwer. Experten fordern eine andere Trauerkultur und raten zum Blick ins Ausland – etwa in die USA, nach Großbritannien oder Frankreich. hier

Hey, das meine ich nicht !
Und …. kann man Kultur fordern?

Ich finde so etwas wie ‚Knigge‘ für den Umgang mit Trauernden.
Fürchterlich.

‚Wir müssen Trauer wieder neu lernen‘ , heißt es auf einer anderen Seite:

Einen Grund für die große Unsicherheit im Trauerverhalten sehen Forscher darin, dass Tod und Sterben heute in der Lebenswelt der Deutschen nicht mehr selbstverständlich dazu gehören: Angehörige sterben meist nicht mehr zuhause, die Lebenserwartung ist gestiegen und so kommen viele Menschen direkt mit dem Tod höchstens durch den Fernsehkrimi in Berührung. Gleichzeitig gibt es in Deutschland eine sehr lebendige Trauerkultur – bei Migranten. hier

Quatsch. Niemand muss Trauer ‚lernen‘.
Die ist einfach da. Hat für jeden ein anderes Gesicht.
Die Unsicherheit im Umgang damit ist größer als früher, ja.
Ich habe z.B. als junge Jugendliche erleben dürfen, wie meine Großmutter im Familienkreis nach langer Krankheit gestorben ist.
Sowas ‚erleben‘ unsere Kinder wirklich meist nur im Kino.
Aber das ist nicht der einzige Grund für unsere verkümmerte, starre Trauerkultur.

Wir haben unser Leben untergeordnet.
Unter Notwendigkeiten, die sich Lebensstandard, Konsum und Arbeit nennen.
Über die Ökonomisierung des Lebens wird viel geschrieben, häufig kritisch.
Aber wir halten uns dennoch daran.
‚Arbeit lenkt ab‘, in diesen Tagen oft gehört.
A R B E I T ?????
Und warum soll ich überhaupt abgelenkt sein?

Unsere Trauer muss dezent sein.
Nicht zu sehr nach außen dringen.
Nicht stören.
Nicht zu lange andauern. Wer heute mehr als 2 Wochen tieftraurig ist, dem wird quasi laut Krankheitskatalog DSM 5 eine Depression attestiert. In früheren Versionen war es immerhin 1 Jahr.

Ich werde versuchen, mir eigene, für mich passende Abschiedsmomente zu organisieren, wie auch immer diese aussehen.

Ansonsten mich fügen.
Nicht laut schreien, das schickt sich nicht, ich weiß.

Aber ich werde nicht in schwarz gehüllt zur letzten Party des geliebten Menschen gehen.
Viel war innig, schön, lustig, abenteuerlich und kreativ mit ihm, viel streithaft, aber wenig konventionell.
Keine Maskerade.

Mögen die Menschen, für die dieser landesübliche Rahmen wichtig ist, mir verzeihen.
Wie diesen stillen Schrei in’s www.

Dieser Text muss nicht gefallen oder kommentiert werden. Aber er darf es. Wie immer ohne Registrierung.

Profis

Schon lange hatte ich mich auf diesen Abend gefreut. Sogar Teenie wollte, nach ausführlichem yt-studium, mit.
Was mich freute. Immer seltener werden die gemeinsamen Aktivitäten…

Perfekte Koordinaten

Meine andere Begleiterin, welche die Idee dieses Ausflugs hatte, bürgte durch ihre intensive Beziehung zu Musik und Rhythmus zudem für ein feines kulturelles Erlebnis.
Der Veranstaltungsort vertraut durch diverse Konzert-und Theater -Besuche sowie Teenies besten Darbietungen ‚on stage‘.
Erholt vom Weihnachtsstress und noch nicht geschafft vom Jahreswechselrausch(en).

Hatten wir zunächst noch geplant, uns vor dem musikalischen Ereignis kulinarischen Genüssen hinzugeben, mussten wir kurzfristig zugestehen, dass Ketten-Termine Teenies Sache nicht sind und konzentrierten uns lieber auf die abendliche Veranstaltung.
Relativ glatt gestaltete sich die Anreise und wir waren guter Dinge ( jugendliches Genöle fällt unter die Kategorie Grundrauschen).

Künstler_innen wollen auch leben

Ausverkauft – super.
Der Saal. Eng bestuhlt – oh je.
Teenie beanstandet den Altersdurchschnitt, sucht fast vergeblich nach dunkler Haut, vielleicht sogar Dreadz, wenigstens einer?
Dunkle Haut wurde dann auf der Bühne gezeigt, umhüllt von farbigen Boubous.
Erster visueller Eindruck: schöne Frauen, mit Rundungen, mal mehr mal weniger, aber niemals weg gehungert. Und alle in ihrer Körperlichkeit präsent.
Dahinter die Männer, nicht ganz so bewandet.

Backflash: ich erinnere meine Zeit in Westafrika. Nur morgens hatte ich einen Spiegel. Den Rest des Tages war ich wie ich bin. Fühlte mich wohl, wurde von Tag zu Tag sicherer meiner selbst, weil ich nicht abgelenkt von meinem Äußeren war. Umgeben von Frauen, die denen auf der Bühne glichen, nur meist im Alltags – Boubou.

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Oben, von der Bühne aus, ist es nicht so schlimm.

Die ersten Töne.
Wir sind sofort dabei.
Schon beim ersten Applaus zuckt Teenie zusammen: wie konnte ich DAS vergessen? Dieses plötzlich einsetzende Geräusch, in ihren Ohren wie scharfes Glas. Bin hin und her gerissen. Möchte so gerne, dass sie genießen und entspannen kann und weiß doch, dass es nicht geht und dass ich gar nichts für sie tun kann. Ich weiß, dass sie aushalten wird.

Die Begrüßung auf stark akzentuiertem Englisch, Teenie und ich verstehen es gut, weil wir es öfter als britisches oder amerikanisches hören.
Die Show nimmt Fahrt auf.
Powervoller Gesang, tolle Choreografie.
Begleitet nur von 2 Djemben, gelegentlich ein Keyboard. Weniger ist mehr, hier.
Die Künstler_innen geben alles.
Das Publikum sitzt still und starr…..wie halten die Leute das nur aus? Juckt es nicht in den Beinen? Zuckt vielleicht wenigstens der große Zeh?

Backflash: So oft zusammengesessen, kaum spielt die Musik, schon fängt jemand an zu tanzen. Bei meinen chilenischen Freunden in früher Jugend, meinen afrikanischen später dann.

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Selbst als es so eine Art ‚ Wettbewerb der Tänzer_innen ‚ , umgeben von den anfeuernden Sänger_innen gibt, bleibt die Reaktion im Publikum kühl.
Fast, als säßen wir vor dem TV.

Backflash: auf einer der vielen Tanzgelegenheiten in Afrika fand auch ich mich inmitten eines anfeuernden Kreises der Verwandtschaft wieder. Nach anfänglichen Hemmungen hab ich einfach mitgemacht, es tat nicht weh und keiner hat gelacht. Jede_r wie er/sie kann. Und wie jede/r im Kreis tanzende, hab auch ich mehr mehr gegeben, als sonst auf der Tanzfläche.
Jung, alt, dünn, dick, weiß, schwarz – egal.

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Beifall gab’s für jede/n.

Clap your hands

Musik ohne sichtbare Freude und Bewegung kennen anscheinend nur wir Deutschen. Dafür sind wir groß im Musik Analysieren, im Kritisieren, im Gefühle zurück halten. Außer auf Malle oder mit Alk.
Immerhin wird bei einigen Stücken geklatscht. Zwei Plätze weiter zielsicher neben dem Takt, das muss wirklich schwer sein. Teenie fast vor der Explosion, meine Begleiterin auch sichtlich verspannt. Da hilft auch drüber lachen nicht.

Und dann das Highlight des Grauens:

This –clap– little light of mine –clap….

Kennt jeder. Wie bei Gospel so üblich, wird nicht die erste und dritte, sondern 2. und 4. Note betont.
Man sieht das schon an den Bewegungen der Sänger_innen.

Wir drei geben unser Bestes, von oben bekommen wir Unterstützung, ganz deutlich wird vorgeklatscht.
Es hilft alles nichts : das Klatschen des Publikums macht ein Wanderlied aus dem Song.

Später wird das Publikum aufgefordert, aufzustehen, mitzusingen und zu klatschen. Deutlicher können die Anweisungen nicht sein.
Es klappt: für eine Weile ist es erlaubt, locker zu sein, mit zu gehen mit der Musik. Es funktioniert sogar ganz gut.
Schade, das hätte am Anfang kommen müssen. Aber hätten sich dann die Sänger_innen auf ihren Gesang und Tanz konzentrieren können?
Dies war das 10. Jahr, indem der Soweto Gospel Choir hier aufgetreten ist.
Ich denke, die Künstler_innen wissen, was lohnt und was Energieverschwendung ist.

Nach einigen Zugaben – ja, das Publikum zeigte sich am Ende sehr begeistert- dann die Nationalhymne Südafrikas, anlässlich des kürzlichen Todes von Nelson Mandela.
Ich steh‘ nicht so auf Nationalhymnen, aber diesen Abschluss des Konzertes kann ich nachvollziehen.
Gerade hier in Deutschland :

Apartheid wurde als Verbrechen erstmals in der Internationalen Konvention über die Unterdrückung und Bestrafung des Verbrechens der Apartheid[2] definiert, die von der UNO-Vollversammlung am 30. November 1973 beschlossen wurde und 1976 in Kraft trat, nachdem ihr 76 Staaten beigetreten waren. Eine Reihe von Staaten sind der Konvention bis 2010 nicht beigetreten: Australien, Deutschland, Frankreich, Israel, Italien, Kanada, Neuseeland, die Niederlande, das Vereinigte Königreich sowie die Vereinigten Staaten. Quelle

Es hat uns gefallen .
Teenie brauchte eine Weile, um zur Ruhe zu kommen.
Ich frage mich wieder einmal mehr, was die Menschen hier so erstarrt sein lässt.

Musik im Blut?
Davon halte ich nix.
Es ist die Kultur, die es ausmacht.

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Unikate

Das Wochenende mit einem leckeren Frühstück mit Kulturbeilage einleuten hat was.
Ohne große Anfahrtszeit gelange ich zum Genießermarkt in einem unserer urigsten Veranstaltungsorte.
Die Sommerpause ist vorbei, für den Start wurde ordentlich Werbung gemacht.

Schon vor dem Gebäude gibt es Bio- Burger, fangfrische Krabben und Fisch, Prossecco, Blumen im Eingang und dann geht es richtig los.
Im Moment mixt man anscheinend alles mit jedem.
Frucht mit Chili & Co.
Früchte untereinander.
Schoko mit ….ich weiß nicht mehr.
Dann diese lütten Kekslollis, die sind auch ganz in. Schön bunt und 2 € pro Stück ist doch nun wirklich kein Preis.
Handgemachte Kekse, Törtchen, Schnittchen, Bonbons, Fruchtschnitten ( ebenfalls gemixt ….), Cupcakes , französische Tartes.
Zum hier essen oder mitnehmen, dann originell und liebevoll von Hand, versteht sich, eingepackt.

Käse, lecker und sauteuer.
Brot mit Seranoschinken .
Der Nudel-Biobäcker-und Obststand sind auch da.
Immerhin etwas “ reelles“ .
Es gibt einen Frühstückskorb, der gut und teuer ist.
Kann man sich mal gönnen. Dafür sind wir ja hier.

Musik gibt es life.
Bonny Ferrer macht ihre Sache gut.

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Gestärkt schauen wir uns noch die anderen Stände an.
Es ist ein wenig wie in der Abteilung „textiles Gestalten“.
Mützen sind in. Gestrickt, gehäkelt, genäht. Natürlich mit Designer-Label drauf.
Nein, Fotos darf man davon nicht machen, das habe ich schon vor Monaten gelernt.
Tücher und Schals, Taschen und Täschchen, Kissenbezüge und mehr Dekoratives.
Lederarmbänder und Silberschmuck, ebenfalls mit besonderem “ Etwas “ .
Der Mann mit den künstlerisch bearbeiteten Fotos unserer Stadt ist auch da. Sein Stand ist ganz interessant, aber er mag mich und meine Kamera nicht – ein Foto von seinem Stand musste ich mal löschen. Meine Güte, ich kam mir vor wie jemand, der Spionage betreibt.
Dabei war es nur ein MorgenKlick, nichts besonderes und ohne Hinterhalt.

Neu dabei heute ein Obstlikör-Stand.
Schicke Flaschen, gefüllt mit edlen hochprozentigen Tropfen aus Eigenherstellung, Bio und besonders schonend verarbeitet.
0,7 l für 42 € (nein, ich habe keinen Dreher beim Zahlenlesen oder -schreiben).

Resumee:

Draussen stehen wir dann noch am Prossecco- Stand. Der ist nicht selbstgebraut und bezahlbar.
Was und woher ist das Publikum hier?
Wir sind in einem Stadtteil, in dem überdurchschnittlich viele Hartz4 -Empfänger und Menschen aus fernen Ländern leben, aber anscheinend auch einige vom anderen Ende der Wurst.
Der werbeträchtige Mulit-Kulti-Flair dieses Stadtteils schimmert noch nicht einmal ansatzweise durch.

Was hat das zu bedeuten, dieses ganze handgemachte Zeug?
Hat der auf vorindustrielle Zeit gemachte Trend etwas mit Sehnsucht nach Ruhe, Langsamkeit, Kindheit und Geborgenheit zu tun? Danach, dass alles gut ist oder wird?
Wer steht da hinter den handmade-Ständen? Überwiegend Frauen. Haben die wirklich Lust, den ganzen Tag Mützen zu stricken?
Oder die Schnauze voll vom Dauer-Praktikantinnen-sein in ihrer Fachdisziplin?
Wird man einfach nur von cleveren Geschäftemacherinnen verarscht ( so nach dem Motto: komm, lass uns eine verrückte Marktlücke finden….)?
Wer kauft das?
Ist es das Nahrungmittel Marmelade – sorry: “ von Hand gefertigter Fruchtaufstrich, tropische Früchte und erfrischende Limette“ -, für das da so viel Geld hingelegt wird, das “ jemand hat liebevoll und mühselig etwas für mich ganz persönlich gemacht- Gefühl“ oder der “ Geld spielt keine Rolle – Kick“?
Fällt mir das nur heute so krass auf? Liegt es auch daran, dass ich mit meinem eigentlich gar nicht so schlechten Verdienst schon längst nicht mehr locker über die Runden komme?
Immer häufiger keimt das Gefühl von “ verkehrte Welt“ auf, besonders wenn Kultur im Spiel ist.
Leider hat die MARKTZEIT mittlerweile etwas von “ Zoo“ .
So gesehen, kann man ab und an hier auftauchen, seinen Cappuccino trinken und sehen und staunen.
Wenn wir das nächste Mal herkommen, frühstücken wir vorher zu Hause.
Heute jedoch leiste ich mir noch Krabben zum Selberpulen, hat Teenie was zu tun.

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Auf dem Rückweg geht es vorbei an einem uralt-Wollladen. Er gehört einem alten Ehepaar und ist schon immer hier.
Wir gehen hinein.
Alles ist vollgestopft mit Wolle und Strickutensilien.
Nichts ist deko-mäßig, alles praktisch verstaut.
Die Preise sind o.k. Die Ware auch.
Die beiden Alten freundlich.

Abends dann TV -Time.
Heute ist hier alles gut. Muttern strickt ( ??? ) . Teenie hockt daneben und daddelt parallel mit dem Phone.
Wäre doch gelacht, wenn ich so ein „Designer-Teil“ nicht selbst hinbekäme.
Gleich morgen lasse ich mir Label machen, gibt hier einen textil-print-Laden.
LeidenschaftlichWidersynnig unübersehbar dezent an der Seite aufgenäht – macht sich bestimmt gut auf diesem Hut:

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Material : ca.16 € im alteingesessenen Fachhandel
Arbeitszeit : 4 Stunden.
Umweltschonend, da ohne Verpackung
Energie: Bio + Strom für’s TV
Modell: Improvisation

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Abends mit Beleuchtung

Was es alles so gibt!

Die lange Nacht

  • der Theater
  • der Museen
  • des Wissens
  • der Weiterbildung
  • der Kirchen
  • der Industrie
  • Zum Beispiel.

    Im www habe ich erfahren, dass die schon seit ca 10 Jahren zu den kulturellen Highlights unserer Stadt gehören. Dann gibt‘ s das anderswo bestimmt auch.

    Einmal habe ich auch schon mit gemacht. Ich war bei einem Konzert in einer Kirche. Kostenlos. Deshalb hatte ich mich überhaupt so spät aufgerafft. Mich gewundert, warum so viele Leute da waren. Flyer in der Hand und dann gesehen, dass sie pünktlich – vor Ende des letzten Satzes versteht sich- zum nächsten Konzert in die nächste Kirche los kamen.
    Mir schien das alles weder zu der Musik, noch zur Kirche zu passen….dachte noch: was sind das denn für unruhige Geister.
    Dass die einem Konzept gefolgt sind, habe ich nicht geahnt.

    Ein anderes Mal wurde ich gefragt, ob ich mit meiner damals 12 jährigen Tochter mit in die Uni käme. Da gäbe es so halb stündige Vorlesungen für Kinder. Total cool.
    Mir war zwar nicht klar, warum das Nachts sein muss aber ich hab meine Tochter gefragt, denn ihrer Bildung will ich nicht entgegen stehen.
    Knappe Antwort: spinnst du? Soll ich jetzt auch schon Nachts zur Schule?

    Demnächst ist die Nacht der Industrie.

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    Interessiert mich nicht die Bohne, aber diesem grundsätzlichen
    Phänomen muss ich jetzt doch mal nach gehen.
    Also in einer Runde engagierter und schlauer
    Menschen mal gefragt, was das soll.
    Warum das nicht am Tag statt finden kann.
    Sonntags. Kostenlos. O.k., die Kirchen fangen später an…oder die machen Montags, ausgebucht sind die ja eher nicht.

    So richtig wusste das keiner.
    Den meisten ist das zu spät.
    Irgendwie cool?
    Anderes Publikum anlocken, war eine Vermutung.
    Ist das so? Gehen Museumsmuffel wie ich nachts in’s Museum? Wenn einem schon am Tag darin langweilig ist?
    Wenn man jung ist, verzichtet man auf die Disco um in der Weiterbildungssnacht von Info-Event zu Info-Event zu tingeln?
    Verkäuferinnen nach Ladenschluss um 22 Uhr?
    O.k. Kinder, die froh sind, länger auf bleiben zu dürfen, wenn ihre Eltern sie da hin schleppen.
    Wer noch?
    Zumal viele Veranstaltungen noch nicht mal kostenlos sind. Aber viele Busse fahren ( damit fallen die Busfahrer als Zielgruppe widerum aus…).

    Ich kenne die lange Nacht im Krankenhaus, in der Fabrik, am Kinderbett.
    Verdammt lang, manchmal.

    Die lange Party- Nacht….na klar, aber bitte nicht mehr so oft.

    Ich gebe zu: auch nach längerem Überlegen habe ich keinen Schimmer, was das Ganze soll.
    Zwar dachte ich, dass ich wenigstens die Nacht der Lichter nachvollziehen könnte…..aber da geht es nicht um Licht, sondern um beleuchteten Langlauf.

    Ich glaub, diese Nãchte sind für Leute, die immer ins Theater, Museum , zum Marathon usw. gehen. Nur Nachts fühlen sie sich dabei weniger spießig sondern richtig cool.

    Dafür darf ich mich jetzt spießig fühlen, weil ich abends müde bin und zappen höchstens beim TV statt findet. Und sogar da finde ich das nervig.

    Andererseits: vielleicht sollte ich mal die lange Nacht der unnützen Veranstaltungen initiieren?

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    Der Zerissenheit begegnen

    ich gehöre irgendwie so nirgens hin… Arbeitertöchter an der Hochschule

    Diese, als Buch veröffentlichte Dissertationsschrift von Prof. Dr. Hannelore Bublitz
    hat mich in meiner Studienzeit begleitet und war mir immer wieder Hilfe bei der Orientierung in einer für mich fremden Welt.

    “ Nicht dazu gehören“ ist ein zentrales Thema in meinem Leben.
    ADHS, sozialer „Aufstieg“, binationale Familie, ein Kind, dass sich nicht normgerecht entwickelt.

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    Ein neuer Text von Johannes Drischel hat das Thema wieder hoch geholt und mich daran erinnert, dass es noch längst nicht abgehakt für mich ist, wenn auch heute eher auf der “ Meta-Ebene“.

    Ich habe hier beschrieben, dass emoflex eine Methode ist, die mir hilft mich innerlich aus zu balancieren.

    Wie steht es um mein inneres kulturelles Orientierungssystem? Dem nach zu forschen ist noch immer spannend.

    Oft schon habe ich mich gefragt, warum sich mein Freundes-und Bekanntenkreis fast ausschließlich aus in irgend einer Weise Entwurzelten, sei es durch Migration, Binationalität, Wechsel der sozialen Schicht oder einer ganz eigenen Wahrnehmungsweise zusammensetzt. Was wir gemeinsam haben. Und warum.

    Menschen wie wir haben keine stabile (soziale) Orientierung durch gemeinsame Bezugsgrößen innerhalb einer homogenen Gruppe.
    Wir müssen uns von Klein auf selbst unsere Maßstäbe basteln.
    Daher hinterfragen wir eher alle möglichen Zustände, die andere, kulturell gefestigte Menschen als gesetzt und richtig wahrnehmen.

    Das macht uns häufig zu Seelenverwandten.
    Und lässt uns nicht selten als “ Querulanten“ erscheinen.

    Ein solches Leben ist aufregend und gleichzeitig sehr anstrengend.

    Gelingt jedoch die Orientierung, so ist dieses innere Multikulti ein ungeheurer Gewinn.

    Nicht ungewöhnlich oder gar widersprüchlich für die Betreffenden.
    Alltag eben. Normalität.

    Wenn der Rest der Welt uns nur so sein ließe.
    Was leider immer noch nicht üblich ist.

    Ein tolles Thema.

    Ein integrativer Ansatz, der über das “ wir feiern multikulturell und haben uns alle lieb “ weit hinaus geht.

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    Wer macht es richtig?

    Ich gestehe:

    Mein Kind durfte ins Elternbett.
    Wenn es mal mehr Nähe als gewöhnlich braucht, darf es das noch immer.

    Ein heißes Thema , dass ich schon lange nicht mehr diskutiere.
    Man gebe nur mal den Begriff “ Elternbett“ bei Tante Google ein, dann bekommt man eine Ahnung von der Debatte, die um dieses Thema geführt wird.
    Und es geht noch um mehr: wie soll der Raum aussehen, die Temperatur, Schlafenszeit nicht verpassen usw.

    Derweil, es geht auch anders.
    Andere Kulturen machen längst nicht so einen Popanz um diese Frage.

    Bei einem längeren Aufenthalt in einer wohlhabenden Großfamilie in Westafrika, in der jedes Familienmitglied selbstverständlich sein eigenes Zimmer und selbstredend auch Bett hatte ( abgesehen von den Babys ) kam ich erstmals in Bezug auf diese Frage ins Staunen:

    Nach und nach versammelten sich die großen und kleinen Kinder abends mit einer Matte am Rande des Wohnzimmers, um sich nebeneinander schlafen zu legen – nein die Kinder wurden nicht ins Bett gebracht….
    Die Jugendlichen blieben meistens in dem Zimmer hängen, wo sie zu letzt zusammen gesessen hatten , Jungs und Mädchen trennten sich im Laufe des abends .
    Erwachsene Frauen teilten sich lieber ihre Zimmer, als allein zu schlafen….

    Wenn ich von unseren Schlafsitten erzählte, erntete ich ungläubiges Staunen und nicht selten wurde ich gefragt, ob denn unsere Kinder nicht alle krank würden und großes Mitleid wurde ausgedrückt.
    Oft auch Empörung.

    Nun sind wir alle von unserer jeweiligen Kultur geprägt.
    1:1 Übertragungen verbieten sich.

    Aber als ich kürzlich von einer Kinder-und Jugendpsychaterin wieder hörte, dass Kinder, die ins Elternbett dürfen deshalb die übelsten Schlafstörungen entwickeln würden und deshalb unselbstständige oder gar psychisch kranke Menschen würden, kramte ich diesen Artikel für sie wieder heraus :

    Schlaf bei mir: ein transkultureller Blick auf das Schlafen im Familienbett von Meredith F. Small, 1998

    In fast allen Kulturen rund um den Globus schlafen Babys bei einem Erwachsenen, während ältere Kinder bei Eltern oder anderen Geschwistern schlafen. Es ist nur in den industrialisierten westlichen Gesellschaften wie in Nordamerika und in einigen Teilen von Europa so, das der Schlaf eine Privatangelegenheit geworden ist. Der Westen hebt sich tatsächlich vom Rest der Menschheit ab, wenn es um den Schlafplatz der Kinder geht. In einer Untersuchung von 186 nichtindustriellen Gesellschaften schliefen 46 % der Kinder im gleichen Bett wie ihre Eltern und 21 % in verschiedenen Betten, aber in demselben Raum wie die Eltern. Das heißt, in 67 % der Kulturen auf der Welt schlafen Kinder in der Nähe von anderen. In keiner der 186 untersuchten Kulturen schlafen Babys vor ihrem ersten Geburtstag alleine.

    mehr

    Was lernen unsere Psychologen und Psychiater eigentlich, wenn sie die Mehrheit der Menschen für gestört halten dürfen?

    In unserer bi-nationalen Familie wäre es einer Kriegserklärung gleich gekommen, hätte ich Tips und Maßnahmen wie in den bekannten Büchern “ Jedes Kind kann schlafen lernen“ und Co , deren Verlinkung ich bewußt unterlasse, versucht durch zu setzen.

    Aber davon war ich weit entfernt.

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