L-W-o-mat

Kurz-pro-gramm-40 °.
Un-sor-tiert.
Mehr-gibt-es-heu-te-nicht.
Es-gibt-auch-kein-Lieb-lings-ess-en.
Ja-ich-kümm-e-re-mich-um-das-Not-wen-dig-ste.
Nein-mehr-geht-nicht.

Wenn-du-zor-nig-bist-dreh-die-Mu-sik-auf.
Bei-Angst-komm-zu-mir-a-ber-ru-hig.
Sprich-mit-mir-wenn-du-trau-rig-bist.
Bei all-en-an-de-ren-Be-find-lich-kei-ten-sieh-zu-wie-du-klar-kommst.
Zan-ke-heu-te-nicht.
Bi-tte.

Ak-ku-leer – – – Ak-ku-le- – – – Ak-ku-l- – – – – –

Man muss kein hochsensibles Kind haben, um zu wissen, wie wichtig es für Kinder / Jugendliche ist, dass wir Eltern in Krisenzeiten verlässlich funktionieren.
Denen aber, die über eine besonders geschärfte Wahrnehmung verfügen, kann man noch weniger als anderen vorgaukeln, dass der Fels in der Brandung unerschütterlich steht, wenn er dabei ist, von den Wassermassen davon gerissen zu werden.
Da hilft kein sich Zusammennehmen.

(Hoch)Sensible Kinder reagieren häufig extrem mit Wut, Zorn, ziehen sich zurück.
Physisch und psychisch.
Nicht selten führen diese Stresssituationen zu psychsomatischen Erkrankungen.
Jugendliche, welche aufgrund ihrer Besonderheit einsam sind, und das sind insbesondere die aus dem autistischen Spektrum, haben keine Möglichkeit, ihre Angst und Verunsicherung mit anderen gemeinsam zu verarbeiten.
Kein gemeinsames Lümmeln auf dem Sofa und Gerede wie:
Oh Mann, wenn ich 18 bin ziehe ich aus, das nervt alles, stell dir vor, du würdest auf dem Mars leben, ich skype lieber von da aus, meinst du, man wird wiedergeboren, ist doch voll unlogisch, dieses Spektakel, und dann allen Menschen die Hände schütteln, sogar Fremden, lass‘ mal das Stück von xxx hören, aber laut!

Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.(1)

Diese Jugendlichen ängstigen sich auch um den Bestand der täglichen Routinen.
In dieser Gefühlslage sind sie kaum in der Lage, Rücksicht auf den Garanten des sicheren Alltags zu nehmen.

Ich bin sicher, im Kleinen kennen alle Eltern das.
Ist die Mutter krank, quaken die Kids umso mehr.

Hat jemand eine Vorstellung davon, wie das im Großen ist?
Diese Tage höre ich immer wieder den gut gemeinten Rat: pass auch auf dich selbst auf.
Ja, sag ich dann, wie soll das konkret aussehen?
Nicht eine brauchbare Antwort habe ich auf diese Frage bekommen.

Ich bin kein Typ für Ruhe.
Bewegung ist mein Wasser, in dem ich mich wohl fühle wie ein Fisch.
Denken beim Gehen . Beim Reden. Schreiben.
Schon in guten Zeiten schaffe ich es nicht, ein Hörbuch durchzuhalten.
Wenn ich mich konzentrieren will, gehe ich ins Café.
Arbeiten in der Stille: nur wenn ich direkt aus dem Schlaf komme, dann aber richtig produktiv. Die einzige Tätigkeit, die zwischengeschaltet werden darf ist Kaffee kochen. Schon duschen zerstört die Konzentration auf das Arbeitsergebnis der Nacht.
Ich brauch‘ so etwas wie eine Fotolinse, um langsam ( achtsam ? ) durch die Welt zu gehen.
Teenie bevorzugt das Gegenteil.
Das macht es nicht einfacher.

Antworten, die ich für mich geben kann:
1. kleine Ich-Inseln im Chaos ( z.B. Cello, Chor , Uni, schreiben )
2. Teenie gut versorgt wissen
3. die kleinen entspannten Momente mit Teenie genießen
4. um Hilfe in kleinen Dingen bitten und annehmen, was mir schwer fällt
5. nichtexistenzielle Pflichten aussitzen

Nach dem großen Wurf suche ich seit Jahren.
Warum soll er gerade jetzt gelingen?

Unser Sozialwesen sieht niedrig-schwellige, schnelle Unterstützung für Familien in Krisen nicht vor.
Keine Familie oder Freunde vor Ort?
Pech gehabt.
Wer ein Kind hat, das wegen seiner Eigenheiten nicht mal eben weg organisiert werden kann, erst Recht.
Da bleibt nur: funktionieren, irgendwie.
Wir sind eben kein notleidendes Bankhaus. Da hätte unser Staat sicherlich fix ein Hilfspaket zusammengeschnürt.

Unser Haus schwankt, aber das Fundament ist fest.

Aber sogar jetzt gibt es einen Grund zum Staunen und zur Zuversicht.
Wieder einmal erlebe ich, wie treffend, klar und weitsichtig Teenie die Situation erfasst, ihre Bedürfnisse messerscharf artikuliert und gute Entscheidungen für die kommenden Tage trifft.

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Hochsensible,  Synästhetiker_innen,  ADHSler_innen und Autist_innen haben in erster Linie ein ‚Mehr‘, nicht ein ‚Weniger‘.

Wenn man sie lässt und ihnen hilft, finden sie ihren Weg.
DAS ist die große Lösung.
Nicht nur für mich.
Fast alle Eltern werden das ( in Ansätzen) verstehen.

(1) John Lennon

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