Ich mag sie und ich mag sie nicht.
Diese Treffen von Jung und Alt bei festlichem Anlass.
3 Generationen treffen zusammen. Kleine Kinder gibt es nicht mehr, dafür die Jugend…..!
Deren Erlebnisse und Gedanken vergleiche ich automatisch mit den meinen, als ich meine ersten von den Eltern wirklich unabhängigen Entscheidungen getroffen habe.
Waren meine Eltern auch so verletzt?
Fühlten sich zurück gelassen?
Es hat mich nicht interessiert, ich hatte zu tun, das Leben ausprobieren.
Während das Fest seinen zum Glück recht ungezwungenen Lauf nimmt, fehlt mir ab und an ein zurückkommen zu mir selbst. Teenies Fähigkeit, zwischendurch mitten im Trubel den inneren Bildschirmschoner zu starten oder sogar auf stand by zu gehen, habe ich nicht.
Meine Rettung liegt nicht im Nikotin, sie könnte ein wenig Bewegung sein ( unpassend, gerade) oder der Griff zur Gitarre. Ein paar Akkorde klimpern. Ganz leise, fast unbemerkt.
Früher, da war das so. Ich ging allen damit auf den Keks. Konnte die Finger nicht lange von diesem Gerät lassen, schon gar nicht, wenn ich ein Unbehagen spürte, weshalb auch immer.
Kleine Fluchtpunkte.
Im Rückblick blitzt ein kleiner Schmerz auf : ein mir lieber Mensch hat einmal genervt gesagt, ich solle mir bloss nicht einbilden, musikalischer als andere zu sein.
Ein kleiner Satz, sicherlich nur Ausdruck des genervt-seins ob meiner Dauer-Klimperei, und doch für mich eine Attacke auf mein Recht, bei mir zu sein. Vielleicht auch auf mein unentwickeltes Talent, wer weiß.
Viele Jahre hatte ich diese Inseln nicht angepeilt. Zu viel zu tun, Arbeit, Karriere, politisches Engagement, Kind und Kegel und so weiter.
Bis zum Knall …
Das ist jetzt anders.
Der Griff zur Gitarre mehrmals täglich, mal Geklimper, mal konzentriertes spielen. Das Cello, meine beste Idee der letzten Jahre. Aber etwas aufwendiger und deshalb nicht ganz so gut zur Stippvisite geeignet.
Das weihnachtliche Treffen musste ich ohne durchhalten.
Kam zurück voller Gedanken.
Hatte das Bedürfnis, in alten Fotos zu kramen.
Und hab sie gefunden:
Mein Zimmer in der ersten WG, Klavier und Gitarren nebeneinander.
Meine Güte, war ich wirklich früher so ordentlich?
Ein Auftritt mit der Songgruppe – ‚Lieder gegen Atomkraft‘ vermutlich.
War damals ‚ in‘.
Die Gruppe inklusiv, wie das Bild zeigt : ich hatte das Glück, die Oberstufe in einer Gesamtschule zu absolvieren, die vor mehr als 30 Jahren barrierefreier war als heute die Uni dieser Millionenstadt im Norden.
Und eines, das ich besonders mag: es zeigt meine Mum mit ihren drei jüngsten Kids, ich war wohl um die 10 Jahre alt und betrachte die Welt durch eine Fotolinse….die Wurzel des MorgenKlick?
Heute ist mir absolut schleierhaft, wie ich es schaffen konnte lange Zeit weder Musik zu hören, geschweige denn machen zu können, noch andere kreative Dinge zu tun. Ausgenommen : wilde Basteleien und Karton-Bauten, improvisiertes Werken mit Holz, Leim usw. , singen, tanzen und musizieren, Geschichten ausdenken mit Kiddie.
Was schön, aber nicht das selbe ist.
Ich bin froh, den Reset-Knopf gefunden zu haben.
Ich hatte Angst, ihn zu drücken.
Nicht auszudenken, wenn ich gekniffen hätte.
Anmerkung: dies ist die richtige Stelle, um ein dickes Dankeschön an meine Mum los zu werden. Von ihr habe ich gelernt, dass auch unpopuläre Entscheidungen die bessere Lösung sein können, sie hat es trotz widriger Umstände ermöglicht, dass zarte Pflänzchen kreativer Fähigkeiten in meiner Kindheit wachsen konnten, an die ich jetzt so wunderbar anknüpfen konnte.
Letztlich gibt mir dieses Fundament immer wieder den Mut, widerspenstig zu sein und vor allem zuversichtlich in die Zukunft für mich und auch für Teenie zu schauen. Auch wenn mal ‚Land unter‘ ist.
Chapeau und vielen Dank!