run-ter-fah-ren

Musikerflohmarkt.
Bestes Sommerwetter, ja- endlich.
Nehm‘ ich Geld mit oder lieber nicht?
Schnell sind Überlegungen da wie : Mensch, das wollte ich schon immer mal ausprobieren!
Noten, Schallplatten , jede Menge Zubehör…..hach!

Sicherheitshalber liste ich im Kopf noch einmal alle Instrumente auf, die unseren Haushalt bereichern. Es sind so wenige nicht. Ich muss noch nicht einmal ein neues Akkordeon hier anschleppen, sollte ich mal wieder…..ein Gang auf den Dachboden, ein wenig Staub atmen und das gute alte Stück könnte hier einziehen.
An Noten mangelt es mir ebenfalls nicht….eher an der systematischen Ablage derselben.
Impulsivität kann einen prima aus der Klemme helfen- oder rein bringen.
Also kein Geld, besser ist es.

Am Medienbunker angekommen finde ich : nichts.
Flohmarkt gegenüber. Kleinod jeder Art wird feilgeboten, aber nichts, mit dem man Musik im herkömmlichen Sinne machen könnte.
Zurück zum Bunker….rein ins Schlaraffenland für Bandmusiker jeglicher Couleur.
Auf Nachfrage: wäre ich exakt einen Monat später gekommen, hätt’s gepasst.
Ärgern?
Nö, schau ich mich halt dort mal um.
Akkustikinstrumente kauft man besser in darauf spezialisierten Geschäften, die Auswahl ist entsprechen mau.
Aber was es sonst alles so gibt.
Drums und Percussion, Pianos und Keyboards, E-Gitarren und Bässe, Beschallung und Licht, DJ- Equipment…
Verstärker, Mischpulte, Boxen, Mikros……allesamt mit feinster ( digitaler ) Technik ausgestattet.
E-Geigen und E-Celli, V-Akkordeons sowie Musikerzubehör für Handys und Tablets haben es mir angetan. Ich weiß, dass ich noch einmal herkomme.
Das ist hier noch besser als im Baumarkt.(1)

Z E I T

Davon habe ich heute genug.
Voller Eindrücke ziehe ich mich in eine kleine, mit Glaswand abgetrennte Piano- Nische zurück. Würde ich jetzt Cello spielen, hätte das alte, mir von einem Freund geschenkte Klavier damals in mein studentisches Nomadenleben gepasst? Diese hier sind alle sehr sparsam gestylt, meins sah eher so aus, als wäre es ein Direktimport aus einem Westersaloon….und hatte auch klanglich etwas davon.
Egal.
Jemand spielt und singt mit einer absolut coolen Bluesstimme….ich gehe näher ran und nehme ein paar Plätze weiter Platz. Er sieht ein wenig abgerissen aus, soweit ich das von hinten sehen kann. Darf hier jeder einfach reinkommen und spielen, auch jemand, der vllt. gar nicht mehr in der Lage ist, all die schönen Dinge hier zu kaufen? Das wäre doch mal ne schöne Geste.
Oder er hat einfach keine Lust auf geschniegeltes Outfit.

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Das Stück ist zu Ende. Ich klatsche. Der Künstler dreht sich überrascht um, mich lacht ein sympathisches, offenes Gesicht an.
Er ist etwas verlegen, als ich ihn bitte, weiter zu spielen. Sagt, das sind alte Bandstücke und dass er schon die ganze Nacht durchgespielt hätte. Aus Zürich sei er. Und hätte vieles vergessen.
Fängt ein neues Stück an, kriegt es nicht zusammen, überlegt und beginnt dann mit einem klassischen Klavierstück. Es muss eines seiner Lieblingsstücke sein, denn diese verlernt man nicht, funktionieren sie doch quasi automatisch.
2 junge Schönheiten kommen kurz hinzu und schweben wieder raus, langweilig hier.

Er spielt wunderschön.
Ein Konzert nur für mich.
Am Ende stehen wir beide auf, ich bedanke mich.
Noch ein, zwei Mal laufen wir uns im Laden über den Weg, lächeln uns zu.

Wenn ein Urlaub so anfängt , dann muss er einfach gut werden.

Nur wie ich aus der Nummer mit der E-Geige wieder raus kommen will, weiß ich noch nicht. Dummerweise habe ich einen Katalog mit genommen, Teenie hat sie sofort darin entdeckt und schon mal dezent auf den demnächst anstehenden Geburtstag hingewiesen….

(1) darüber hier

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EU fördert subversives Familienleben

Die EU hat mir gestern einen netten Familienabend beschert.
Darüber könnte ich mich freuen, denn immerhin haben Mütter von pubertierenden Mädels nicht allzu oft die Freude einer gelungenen gemeinsamen Freizeitgestaltung – mangels Gestaltungswillen des Teenies oder mangels Freude bei der Durchführung.

Ganz risikolos war es dann auch nicht aber wir haben es beide unbeschadet überstanden.

Angefangen hat alles damit, dass unbedingt, noch an diesem Tag der sidecut eine Nachrasur brauchte und endlich die Locken wieder mit granat-roten Strähnen aufgepeppt werden sollten.

Wir hatten diese Haarfärbe-Diskussion schon öfter. Habe ich früher dauernd gemacht….immer wenn ich eigentlich mein Leben TOTAL ändern wollte….das aber so schnell nicht ging. Rot, dunkel, wieder hell, Henna……zum Glück hatte ich Schwestern und Freundinnen und meine Eltern haben immer nur das Ergebnis präsentiert bekommen und irgendwann die verfärbten Handtücher, die wir nur nachlässig entsorgt hatten, gefunden. Eine Sauerei war das schon früher…aber bei kurzen Haaren ging das noch.

Nun hat meine Süße aber weder Schwestern noch viele Freundinnen und außerdem lange Haare.
Wir hatten uns nach einem ziemlich chaotischen Färbe-Sonntag-Nachmittag , der in einer Putzparty endete ( schon mal schwarze Haarfarbe auf Holzdielen, Türklinken, Wasserhähnen, T-Shirts….gehabt?) darauf geeinigt, dass diese Schweinerei in Zukunft von Profis erledigt werden sollte.
Dafür wird dann Taschengeld mit Zuschuss investiert.
Außerdem können die das besser und versauen die Haare und die Umgebung nicht so.

Also hin zum Friseur. Ich bin natürlich mit gegangen, weil ich ja wusste, dass eine 14jährige meine Einwilligung braucht -und zwar nicht telefonisch.
Erste Frage war dann auch gleich: wie alt ? 14 -nein bei unter 16jährigen dürfen wir nicht mehr färben. Auch nicht mit elterlicher Einwilligung.

Bitte???

Das Gesicht meines Sprösslings beschreibe ich lieber nicht. Noch über 1 Jahr und ein paar Tage soooo uncool rumlaufen? Die Laune null-komma-nix absolut im Keller.
Na ja, wenigstens den sidecut rasieren sie -diesbezüglich habe ich mich schon eindeutig disqualifiziert. Kind bleibt beim Friseur, Muttern latscht in die nächste Drogerie. Wäre doch gelacht. Darf man jetzt gar nichts mehr?

Während also die Haarpracht verschnörkelt und verziert wird ( hat was von Tapetenmuster, aber ganz trendy ), kaufe ich das obergiftige “ illegale“ Haarfärbezeugs, verwerfe meine Pläne für diesen Abend und stelle mich auf ein entsprechendes Happening in der Küche/Bad ein.

Kind kommt halbwegs besänftigt vom Friseur und lässt sich von meinem “ die-können-uns-mal-Aktionismus“ sofort anstecken.

Zu Hause dann noch die Bedingungen abstecken:

  • Keine Zappelei, während ich die Farbe auftrage
  • Hinterher Küche und Bad selber putzen, wenn nötig
  • Kein Gemecker, wenn es nichts wird!
  • In so einer Situation unterschreibt ein Teenie alles.

    Es werden einige Sicherheitsvorkehrungen getroffen : Gummihandschuhe, alte T-Shirts, Lappen hin legen….usw.

    Dann mit relativ wenig Stress alles hinter sich bringen. Die Farbe tropft nicht so wie letztes Mal und die Sauerei hält sich in Grenzen.

    Mein Spross, dem wohl bewusst ist, dass er sich noch 1 Jahr mit mir in dieser Hinsicht arrangieren muss, hält alle Punkte ein.

    Irgendwann sind dann die Haare gewaschen und getrocknet -und alles ist gut, wenn auch nicht perfekt. Und das liegt nur an der blöden EU, weil die so eine “ Verordnung gegen das Haarefärben unter 16 “ gemacht hat.
    Für ganz genaue : hier

    Das Wichtige zu erst.

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