So leicht kann leben sein.
Teenie hat sich verabschiedet, um mit dem Studi-Nachbarn die Welt der Kunst- Uni zu erkunden.
Eben noch geplant, die unerwartet freie Zeit in der Frühlingssonne zu verbringen, fange ich an, ein wenig ‚ klar Schiff ‚ in der Wohnung zu machen. Ausnahmsweise gefällt es. Dabei sind auch Dinge, die eigentlich Teenie machen müsste. Aber so ist das nun einmal: ein Leben mit und wie NT’s fordert Zeit und Kraft. Da bleiben Pflichten eben liegen. Ich freue mich für sie für diesen Nachmittag.
Immerhin muss ich nicht einkaufen, das machen die beiden Youngster.
Zeit für ein Päuschen und ein Telefonat, welches zeitlich etwas ausartet. Macht nichts. Die Sonne sah das anscheinend nicht so, hat sich zurückgezogen und lässt sich von Regen, Wind und Hagel vertreten.
Auch gut. Bleib ich heute hier.
Noch ein Käffchen…..
Pünktlich zur Abendessenszeit stehen zwei völlig durchnässte, gut gelaunte und hungrige Ausflügler – ohne Einkaufstaschen – vor mir.
Zum Glück gibt es noch Suppe von gestern.
In der Aufwärmpause für Mensch und Nahrung trudelt Nachbarin 2 , knapp über 20 und Erzieherin, bei uns ein.
Ach ja, Teenie wollte ja Regeln vereinbaren und hat sich Unterstützung organisiert.
Während die Mädels sich zur Beratung zurück ziehen, decke ich den Tisch.
Eigentlich ist doch alles ganz einfach. Es braucht nur ein paar zugewandte, unvoreingenommene Menschen. Diese beiden jungen Menschen in unserem Haus sind das Gegenteil von dem, was von der Jugend allgemein behauptet wird…
Das Abendessen verläuft in angenehmer Atmosphäre. Was essen wir morgen ohne Einkauf?
Teenie macht seit einigen Tagen Praktikum in der Küche und hatte uns Bekochung in Aussicht gestellt.
Die Lösung für den Versorgungsengpass ist schnell gefunden.
Den Fischmarkt quasi vor der Tür sichere ich meinen Teil zum Sonntagsschmaus zu.
Bio ist nicht nur gesünder und schmackhafter, sondern auch günstiger.
Das stelle ich für mich seit einigen Wochen fest.
Zu einem guten Teil habe ich mich vom Einkaufsstress befreit und eine Biokiste abonniert.
Erst hatte ich Bedenken, ob ich das Zeug auch verbrauche. Aber wir essen seitdem nicht nur geplanter, sondern es landen auch keine
‚ach je, das-habe-ich-ganz -Vergessens‘
mehr im Müll.
Für mich dürfte es maximal 2 Sorten eines jeden Produktes geben, es dürfte niemals umgeräumt werden im Discounter und Sonderangebote bräuchte ich auch nicht.
Warenvielfalt – nein Danke!
Nun aber werde ich mich auf den Fischmarkt begeben, wo ein vermeintliches Angebot das andere überbietet.
Luft – Eiweiß – Vitamin- Diät
Großstadtstrassen ohne Autos, Sonne satt und kühle Luft.
Ich sollte mir eine kleine Sonntags-morgens-Radtour angewöhnen.
Natürlich ist es auf dem Fischmarkt laut und wuselig.
Es wird etwas geboten für die Touris. Hamburg soll so aussehen, wie sie es sich vorstellen.
Es ist schon lange her, dass ich hier war.
Zur Orientierung drehe ich zunächst eine Runde.
Und schon geht es los: sieht dieser Fisch besser aus als der da drüben? Welcher ist günstiger?
Kann ich auch kleinere Mengen kaufen?
Wo ist der Haken? Viel Ware für wenig Geld….da muss doch etwas nicht stimmen. Davon ausgehend, dass hier kein Standbetreiber steht, der nichts verdienen will, kommen ja nur ‚ Mogelpackungen‘ oder Niedrigstlöhne im Hintergrund in Frage. Oder beides.
2 alte Bauern verkaufen lebende Hühner und Kaninchen.
Bisschen Obst aus dem Alten Land.
Auffallend viele gleichartige Obststände mit identischen Angeboten, nicht von hier.
Holländische Blumen.
Schmuck und Nepp für die Lieben zu Hause.
Bratwurst, Fischbrötchen und Bier.
Als Einheimische weiß ich, dass man bis kurz vor Torschluss warten muss, um halbwegs günstig einzukaufen.
Ich spaziere in die Fischauktionshalle, wo mir laute Rockmusik entgegendröhnt.
Die Musiker dieser Cover-Band nicht mehr ganz frisch, die Songs auch nicht, dafür aber ihre Musik. Gefällt mir.
Noch etwas mehr als 30 Minuten bis Marktschluss.
Den Fisch für Teenies Menü habe ich schon, ungefähr doppelt so viel, wie wir brauchen.
Und Matjes, an dem ich einfach nicht vorbei kam, obwohl ich den Trick wirklich blöd fand:
4 Stück 5 €, 2 Stück gibt‘ s nur für den Einzelpreis à 2 € – arghhh!
Mich zieht es zum Bäcker an der Ecke mit den Tischen in der Sonne. Ein Cappuccino und dabei überlegen, was ich noch an Obst mit nehme. Wo wollte ich das noch holen? Lieber einzeln oder …..
Welches Nahrungsmittel in welcher Menge in welcher Ausführung?
Ich hab’s gewusst.
Verglichen mit dieser, alle Sinne ansprechenden Frage sind die Entscheidungen, die ich täglich beruflich zu treffen habe und die von vielen Menschen für kompliziert gehalten werden, ein Kinderspiel.
Das Schlusssignal ertönt. Nun aber.
Natürlich finde ich den Stand, an dem ich die besten Sachen gesehen habe, nicht mehr. Menschen aus den umliegenden Wohnhäusern kommen schnell noch vorbei, jetzt ist es ihr Wochenmarkt.
Die ersten markenbekleideten Elbjogger trippeln durch das Treiben.
Menschen in abgetragenen Klamotten schauen schon einmal, was heute so liegen bleibt.
Völlig überfordert in dieser Endverkaufsstimmung schaffe ich es nicht, mir selbst mein Obst zusammenzustellen und ich nehme für einen 10er, was ich kriegen kann. Und deutlich mehr ist, als wir in den nächsten Tagen essen werden.
Puh.
Zu Hause himmlische Ruhe .
Teenie schläft noch.
Ich breite meine Beute aus.
Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden.
Ein kleines vorgezogenes Mittags-Nickerchen und dann ein leckeres 2. Frühstück, das für Teenie das Erste ist.
Der Matjes …hmm.
Teenie fängt gleich mit der Planung des Essens an.
Nein, keine Hilfe. Das ist ihr Ding.
Später folgt in Seelenruhe ein Arbeitsschritt dem Vorigen.
Hier wird nicht einfach drauflos geschnippelt, sondern gerade erlernte Schneidetechnik geübt. Da braucht man keine hektische Mum in der Nähe, die dilettantisch ergebnis – und zeitorientiert Gemüse zerhackt.
Im Hintergrund der Ton eines englischsprachigen, schon x – Mal angesehenen Animé.
Zufrieden mit sich selbst.
Ein Wochenende, das sorgsam in meiner Schatztruhe verstaut wird.
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