Purer Luxus

Mühselig.

Damit ist eigentlich schon alles gesagt, vor allem auch, warum es im Moment so wenige Beiträge von mir hier gibt.

Schwellenmonate,so könnte man es auch nennen. Eine Veränderung jagt die nächste und sind mit Anstrengung  und Vorfreude verbunden, was widerum Anstrengung bedeutet.

Im Land der Bürokratie gibt es viel zu regeln, auszufüllen, zu begutachten, telefonieren, vorzustellen- das kostest alles Zeit. Kleine Siege gegen große Ämter  haben dazu geführt, dass die Aktenlage uns Unterstützung beschert, aber selbstverständlich nur auf Antrag.

Stärken in Großaufnahme

Mein Ableger hat sich nach 3 Jahren wieder einmal ein ganz privates  Zeugnis, eher eine Urkunde für Lebensbewältigung,  gewünscht. Das gab es früher immer zu den Schuljahreszeugnissen dazu. Der Gedanke dahinter wird hier erklärt.
Bei drei Jahren kommt da Einiges zusammen. Ich kann nur wieder einmal feststellen: diese investierte Zeit lohnt sich auch für uns Eltern, die wir mit den besonderen Herausforderungen in der Begleitung unserer Kids klarkommen müssen. Während man da so sitzt und siniert, was alles war, was alles geschafft wurde, kommt man nicht umhin, auch die Schattenseiten, die schließlich Anlass zu diesen besonderen Anstrengungen waren, noch einmal vor Augen zu haben. Auch den damit verbundenen Schmerz.
Und dann muss man es sich verkneifen, nach dem Lob noch die Dinge zu nennen, an denen noch gearbeitet werden muss/soll. Das machen ja Lehrer immer gerne…nein, bei dieser  Urkunde geht es nur um das, was geschafft wurde.
Das Fazit: es gibt fast keinen Lebensbereich, der von der Neurodiversität nicht berührt wird- oft aber auch positiv.
Am Ende bleiben Stolz und die Hoffnung, dass auch weiterhin schwierige Lebensituationen gut bewältigt werden. (Die Sorge, die sich penetrant auch dazu mogelt, wird einfach mal beiseite geschoben…).
Diese aufgeschrieben Erfolgsbilanzen sind immer wieder eine Stütze für meinen Teenie , wenn es mal nicht so rund läuft. Und nun, am Vortag eines neuen Lebensabschnittes, soll sie  helfen, Anlauf zu nehmen.

Aus Kindern werden Erwachsene, aus Eltern Alte

Noch eine Schwelle. Die Einen auf dem Sprung, die Anderen im Landeanflug.
Hört sich dramatisch an, aber warum eigentlich?
Liegt es  vielleicht daran, dass ich mindestens noch so viele Pläne in meinem Kopf habe, wie Teenie, aber weder Zeit noch Kraft für die Umsetzung ? Da muss sich so ein Gehirn, das immer 1000 Ideen , Projekte usw. gleichzeitig ausbrütet, erst mal mit abfinden. Das tut es natürlich nicht und deshalb hilft der Körper  beim Begreifen etwas nach.
Aber noch werde ich die Kategorie „Beste Jahre“ nicht in „Letzte Jahre “ umbenennen…
Ich setze doch sehr auf die ADHS-typische Entwicklungsverzögerung .

Mutter allein zu Haus

Und dann ist da so ein Wochenende. Die Wohnung ganz für mich allein, was äußerst selten vorkommt. Erst der Anspruch, diese Zeit sinnvoll zu nutzen, mal was für mich zu machen. Dann die Erkenntnis: ich muss gar nichts.
Strassenmusik

Bummeln, Straßenmusik: der jungen Mann ist ungefähr so alt wie mein Teenie, stand schon mit ca. 10 Jahren am Wochenende mit seinem Dad da und hat Geige gespielt. Nun ist auch er erwachsen und spielt richtig gut. Ich setze mich und höre zu. Es gefällt mir, dass auch diese beiden einen gemeinsamen Weg zu gehen scheinen. Wenn auch klar erkennbar ist: der Sohn gibt mittlerweile den Ton an, Papa begleitet.

 

 

Wieder zu Hause. Nutzloses sich treiben lassen.
Keiner will was von mir. Ich rede nur mit Menschen, die ich anrufe. Lesen. Ein Nickerchen. Einem mittlerweile renomierten Schauspieler in einem seiner ersten Filme anschauen, der Film hohl, er jung und hübsch.
Nachdenken. Ein bisschen traurig sein, noch ein Nickerchen, lesen,  im Netz daddeln und dann die Küche aufräumen.
Passt.

 

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Aus Zeit

Bislang habe ich es noch gar nicht so gemerkt, dass eine Auszeit aus Zeit besteht. Diverse Bürokratie, Termine usw. ließen eher das Gefühl eines privat-Jobs aufkommen. Aber nun. Jetzt geht es los.

Teenie macht es mir schon seit Tagen vor.  Geplagt von der Hitze macht sie genau : nichts.

Irgendwie kann ich das nicht, was mich zu der Bemerkung verleitete, dass mir die Hitze nicht sooooo sehr zusetze. Damit wollte ich natürlich sagen : beweg deinen Hintern, räum mal deinen Kram weg, stell dich nicht so an und troll dich von meinem Sofa. Aber das mit den Anspielungen ist ja nicht so ihr Ding und so bekam ich lediglich die nicht gerade schmeichelhafte Antwort : du hast eben keine innere Wärme.  Vermutlich ohne Hintergedanken und wörtlich gemeint, denn während sie schon im Sonnentop rumläuft, ziehe ich noch immer 2 Schichten an, wenn ich raus gehe.

Alltagsprojekte

Ich könnte also meine innere Wärme suchen gehen. Ich kann mich erinnern, dass die in meinem prä- Muttertier- Leben sicht-und spürbarer war. Ich liebe es, Prozesse in Abschnitten , hier wohl eher Phasen, zu denken.

Phase 1: der Aufprall

Da bin ich in den letzten Wochen durch.

Phase 2: wat nu?

Erst mal rumlungern, verwildern, soweit meine familiären Verpflichtungen es zulassen. Langeweile aushalten.

Phase 3: Dinge tun, die mir Freude machen.

Aufräumen? Gehört eher nicht dazu, wär aber trotzdem ’ne gute Idee. Cello spielen, unbedingt. Die dicken Hitzefinger der letzten Tage sind ja wieder weg. Bluesharp, singen. Rad fahren. Lesen, vllt. auch mal wieder einen Roman. Laut Musik hören, und zwar fiese Teenie provo Stücke. Fotografieren. Balkonien genießen.

Phase 4:  ich bin ganz bei mir, relaxt, gut gelaunt und das Leben ist schön.

Noch Fragen?

PS: wie überhört man die Schreie der unerledigten Steuererklärung und des nach Wartung lechzenden Rechners?

Kopf oder Bauch?

Eines war klar heute morgen: ich fahre mit dem Rad, auch wenn es etwas glatt ist.
Nach einer stressigen Woche, die mit einem arbeitsintensiven Wochenende abschloss, schrie alles in mir nach Bewegung.
Zeit war nur für ein kleines Frühstück, zum Mittag hatte ich nichts dabei.
Unterwegs etwas kaufen?
Oder doch die schöne Strecke am Hafen entlang fahren?

‚Ach, der Magen soll ruhig knurren. Jetzt will ich Wasser sehen und mein Blick soll nicht nach 10 m von einer Häuserwand gestoppt werden. ‚

Ein bisschen aufpassen musste ich schon, aber ich wurde bestens entlohnt. Der Blick über die Elbe ist gerade am Morgen einzigartig: der Hafen schon lange wach und dennoch etwas dösig.

Irgendwann dann die Speicherstadt. Der Duft von frisch geröstetem Kaffee aus der Rösterei gegenüber.

Nur die fotogeshopten Plakatgesichter stören die Idylle. Der Bürgermeister mit dem Flair eines Bestattungsunternehmers. Diverse Damen, deren Slogan das Soziale ansprechen, jung-dynamische Herren, die sich bemühen, vertrauen-erweckend zu wirken, obwohl sie besser für einen Hedge-Fond werben könnten.
Aussagen wie ‚gegen Stau‘ , ‚ Wirtschaft‘ und  ‚ gute Schulen‘ machen die Verarsche komplett.

Ich würde ja wieder aufs Wasser schauen, wenn der Radweg nicht unten an der Strasse verlaufen würde. Aussicht nur für Fussgänger.

Die Laune lass ich mir aber nicht verderben.

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Nackedei

Wenn wir es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unseren Kleidern.

(Heinrich Heine)

Darf man über nackige Menschen schreiben?
Schon lange war ich nicht mehr in der Sauna des benachbarten Schwimmbades. Genau genommen ist es ca. 20 Jahre her.
Sauteuer und Zeit braucht man auch und beides war in den letzten Jahren eher Mangelware bei mir.
Im Weihnachtsurlaub hab ich festgestellt, dass Sauna ein Tinituskiller ist. Also hab ich heute meine Sachen gepackt und bin los zum Schwimmbad.

Verunsicherung: ein Kaffeekonzern, der auch unfair hergestellte Klamotten vertreibt hat einen Saunakilt im Angebot. Braucht man jetzt sowas?
Ich frag lieber erst mal meinen Nachbarn, der geht regelmäßig. Er beruhigt mich. Sauna geht noch ohne spezielle Ausrüstung, Handtuch langt.

In der Saunalandschaft muss ich mich erst einmal zurecht finden.
Die Damenwelt läuft und liegt eher bedeckt herum, einige alternde Adonisse zeigen sich lieber in voller Pracht.
Oh je.
Übergewicht scheint männlich zu sein. Wo sind denn die fülligen Damen?

Irritiert: bin ich von den vielen erwachsenen Körpern im Kinder-Nackedei-Outfit. Das war früher definitiv anders.
So eine alte Emanze wie ich hat da ihre Probleme mit.
Als ich so alt wie Teenie jetzt ist war, haben wir uns noch nicht mal die Bein- und Achselhaare rasiert. Natur war in.
Als Mutter einer Tochter hielt ich es immer für wichtig, sie einen Frauenkörper sehen zu lassen. Und diesen zu akzeptieren und schön zu finden, wie er ist. Allenfalls kleine, dezente Manipulationen vorzunehmen ( z.B. Make-Up ).
Aber in Zeiten falscher Busen, Nasen, Fingernägel und durchgängig kahler Haut ( mit Ausnahme der langen Haupthaare ) ist das wohl wie gegen Windmühlen kämpfen.
Dennoch : es befremdet mich wenn erwachsene Frauen bekleidet wie unbekleidet im Kinder-Style herumlaufen.
Wirklich nur Mode?

In der Sauna selbst verfluche ich mein feines Gehör.
Das Holz ächzt, sobald sich jemand bewegt.
Ein Herr atmet besorgniserregend laut.
Das Getuschel aus dem anderen Ende des Raumes verstehe ich leider wörtlich.
Ach, wie schön war das in der kleinen Sauna kürzlich im Hotel- ganz allein ohne Störungen.
Schmelzen Oropax in der Sauna?

Es gibt mehrere Ruhebereiche…..einen ohne Ruhe, dafür mit Blick auf das allgemeine Treiben hier und einen etwas abseits für die Langweiler wie mich.
Dort ist es aber schön und ich genieße die Entspannung.

War ’ne gute Idee, auf diese Weise meinen Urlaub zu verlängern.
Schreit nach Wiederholung, der Affenfelsen .

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Wer hat, der hat

Ein kleiner Nachlass beschert uns ein paar Tage in einer angenehm ruhigen Welt.
Unser weihnachtliches Domizil, fast schon in Polen, ganz dicht am Meer und noch dichter an den Tieren, deren Rücken das Glück der Erde verheißt, ist alles andere als grau.

Der Parkplatz überwiegend gefüllt mit SUV‘ s und Kraftfahrzeugen gehobener Klasse.
Niemand außer uns reist mit der Bahn an.
Neben nicht mehr ganz jungen Paaren sind auch viele Familien hier.
Solche, die mindestens einen Vierertisch benötigen.

Im Restaurant bahnt sich zu Beginn ein kleiner Konflikt an: die Platzierung der Zweiertische gefällt mir nicht, ich möchte ans Fenster mit Blick auf die Weiden….aber da sollen wir nicht hin.
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Hmm…. freundlich setzte ich mich durch.
Dieser Platz eröffnet mir neben dem weiten Blick die Möglichkeit des Verhaltens-und Sozialstudiums der anderen Gäste. Sowas mach ich gerne, besonders wenn ich ohne Gesellschaft reise ( Teenie zählt hier nicht, denn bei den Mahlzeiten glänzt sie weitgehend durch Abwesenheit, wenn nicht körperlich, dann gedanklich…).

Nicht zu übersehen der Pascha vor Ort.
In Begleitung einer Dame in passendem Alter nebst 10-jähriger Tochter.
Was so eigentlich nicht stimmt, denn ich sehe überwiegend D: sie deckt jeden morgen fleißig den Tisch, nicht das Geschirr, das steht schon immer da, aber sie bringt den Brötchenkorb, Wurst-und Obstteller, Saft und überwacht die Zubereitung von P’s morgendlichem Tee. Dann kommt die kleine Madame und darf schon mal Platz nehmen.

Und dann ER.
Nimmt Platz, speist, verkündet den Tagesplan.
D und M nicken.

Am zweiten morgen hatte ich ja noch gehofft, D würde nun verwöhnt werden…. leider Fehlanzeige.
Wie ich dank indiskreter M erfahren habe, handelte es sich um ein selbstständiges Arztehepaar, P sei der Chef von D und diese Chefin der Arzthelferinnen.
M, einst ebenso wie ihre Eltern Besitzerin eines eigenen Pferdes, traut sich nicht mehr so Recht hinauf aufs Roß und muss nun im Hotel allein rumhängen, da D und P jetzt ohne sie auf ihren mitgebrachten Tieren spazieren reiten.
Ein wenig erstaunt mich M schon: sie wäre schon gern öfter beim reiten, sagt sie, so 2x in der Woche, aber das ginge alles nicht mehr seit sie in der 5. Klasse sei, wegen Mathe.
Wie einsichtig.
Wo ist nur das : ‚meine Eltern sind ja soooo gemein!‘ ?

Mein Tagesablauf erschöpft sich in wechselnden Wald-und Strandspaziergängen, Sauna, lesen, essen und trinken.
Die Leute/ Familien hier bleiben unter sich.

Nett anzusehen die beiden alten Brüder. Der eine bestimmt schon über 70 aber noch immer im coolen schwarzen Kapuzen-Shirt und Nikes.
Sie reden miteinander, lachen, sitzen einfach nur da.

Man kommt hier nur begrenzt in ’s www.
Zu erst bin ich etwas genervt, aber dann genieße ich es. Erwachsene wie Kids treiben sich für’s daddeln im Foyer herum… so etwas sieht man sonst nur bei den Kids mit Gameboys, dass alle auf einem Haufen hocken.
Allerdings wird die Frauenquote Ü25 nicht eingehalten….vermutlich müssen die Zimmer aufgeräumt werden?

Familie Perfekt ist eigentlich auch ganz nett.
Papa Perfekt ist ein geduldiger. Er daddelt die ganze Zeit am Tablet, nimmt ab und an den Baby-Hund, der noch nicht ganz so perfekt ist, weil gerade erst vom Weihnachtsmann gebracht, und lässt Frau Perfekt die Dinge mit den perfekten Töchtern regeln. Die da sind : Tochter 1 (12 J.) , hat keinen Bedarf an nichts, aber Tochter 2 (10 J.) muss unbedingt ein ganz großes Pferd reiten. Weil sie ja mit ihren 10 Jahren die jüngste in der 6. Klasse ist und auch immer so behandelt wird.
Die Reitlehrerin findet das gar nicht so gut und ich versuche meinen Mund zu halten. T 2 bekommt also ein Riesenpferd und kommt damit nur begrenzt klar.
Am nächsten Tag kommt Mutter Perfekt auf mich zu und erzählt mir, dass ihre Mädels hier nicht mehr reiten wollen, weil der Unterricht so demotivierend sei.
Aha …sag ich da.

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Meinem Sprössling geht es derweil richtig gut.
Ihr machen die Reitstunden Spaß. Das ihr zugeteilte Pferd ist genau nach ihrem Geschmack und die Chemie stimmt vom ersten Augenblick an.
Da sie nicht besonders groß und schwer ist bekommt sie ein Kleinpferd, auf dem man schon was können muss, da es etwas schwieriger zu reiten ist.
Sie weiß schon längst, dass das Stockmass eines Pferdes nichts über dessen Qualität aussagt und freut sich auf die Herausforderung.
Die Reitlehrerin macht Unterricht im besten Sinne. Wertschätzende, hilfreiche Kritik, Lob bei gelungener Umsetzung. Abwechslung bei den Lektionen. Es reicht ihr nicht, dass die Reiterinnen sich herum tragen lassen. Den Pferden übrigens auch nicht. Teenie berichtet erfreut, wie sensibel und gut ausgebildet ihr ( immerhin ) Schulpferd ist.

Ich schaue zu und erfreue mich an ihrer Entwicklung.
Keine Mathenote dieser Welt hätte mich davon abgehalten, meiner Tochter den geliebten Umgang mit Pferden/Tieren oder das Musizieren zu verbieten/ reduzieren.
Und nun sitzt sie da wie angeklebt auf dem galoppierenden Pferd.
Mit aufmerksam-entspanntem Gesicht und Körper.
Strahlende Augen, wenn sie das Pferd nach dem Reiten in die Box stellt. Beim Misten und Füttern hilft. Sich mit Stallbewohnern wie Katzen, Nager und Ziegen anfreundet. Absolutes Highlight: mit den Reitlehreinnen abends die Jungpferde freispringen lassen. Stolz auf das entgegengebrachte Vertrauen von Mensch und Tier.
Mit sich und seiner Umgebung im Einklang sein können, ist etwas ganz Besonderes. Sich am Dasein erfreuen.
Ein Können, das in der Schule irrelevant ist.

Nicht so im Leben.
Unsere Wellness-Tempel, Adventure-Agenturen, therapeutische Einrichtungen diverser Art haben Hochkonjunktur. Aber die muss man sich erst mal leisten können.
Hätte ich mich in der Schule bloß mehr angestrengt…..ein gängiger Selbstvorwurf.
Wird nicht anderes herum ein Schuh draus: hätte ich bloß Mathe Mathe sein lassen können, hätte ich doch nur vor der Ausbildung/ Studium 1 Jahr Erlebnisse gesammelt…..
Wie kann ich lernen, mit Anforderungen so umzugehen, dass sie mir nicht schaden?
NEIN zu übersteigerter Anforderung zu sagen?
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Wer ein hochsensibles Kind mit sensorischen Integrationsstörungen hat, weiß um dem den ungeheuren Wert des oben beschriebenen gelassenen Zustands.
Kein Alarm mehr in den Momenten, in denen all die verschiedenen Sinnesreize in Bewegung übersetzt werden müssen.
Immer seltener auch in anderen Situationen.

Noch ein ungewöhnliches Paar verbringt seine Weihnachtstage hier. Sie genießen gemeinsame Zeit in unaufgeregter Weise. Dennoch ziehen sie viele Blicke auf sich. Simply Vater mit kleinem  Sohn. Geht doch😊

Das Schwimmbad ist der einzige kleine Stachel unserer Reise.
Teenie wäre schon gern rein gegangen, im Gegensatz zu mir mag sie warmes, nicht allzu tiefes Wasser. Aber immer, wenn sie Zeit hatte, waren Tobe-Lena, Arschbombe-Karl, Kreisch-Otto und Was-Ich-Alles-Kann-Maja darin.
Keine Chance, sich nur vom Wasser tragen zu lassen, zu entspannen.
Gut : kein Gruppenzwang hier.

Wir segeln diese Tage eher allein zwischen all den Menschen, was durchaus nicht unangenehm ist.

In der Zwischenzeit hat sich P für mich zum Ekel E entwickelt.
Mehrmals musste ich mit anschauen, wie er seiner kleinen M auf den Hintern klapste, so wie Chefs es im Kino bei wasserstoffblonden Sekretärinnen tun.
Dieser Gestus von ‚ gehört mir ‚!
D hat das gesehen, ist aber wohl selbst nichts anderes gewöhnt.
Protest weder von ihr noch von M.
Ist das der Preis für’s luxuriöse Leben?

Die Tage plätschern so dahin.
Mich lockt nur das Meer weg vom Hotel, Teenie der Stall.
2 x leiste ich ihr Gesellschaft beim Reiten, mittlerweile mag sie das wieder.
Soviel zum ‚in Ruhe altern‘ …
Man sagt ja, ADHSler hätten einen Reifungsrückstand, sicherlich gilt das auch für das Erreichen des Verfallsdatums.
Nach anfänglichen kleinen Unsicherheiten erinnert sich mein muskuläres Gedächnis, ich habe Spaß an der Bewegung in 1,80 m Höhe und mir meinen Saunagang redlich verdient.
Das bisschen Muskelkater nehme ich gerne hin.
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Lebensmotto

Hatte meine Oma also doch Recht: was du einmal gelernt hast, das kann dir niemand nehmen.
Niemals hat sie dies auf Schulwissen beschränkt.
Sie musste es ja wissen, nach 2 überlebten Weltkriegen war das nicht nur ein Spruch für sie – mich hat sie damit durch und durch geprägt.
Selten habe ich das so deutlich gespürt wie hier.
Unser Reichtum liegt im Tun, nicht im Haben.
Diesen unendlich beruhigenden Gedanken im Kopf, lassen wir uns vom Hausmeister zum Bahnhof fahren.
Gelegentlich habe ich mich wie eine Besucherin im Zoo gefühlt.
In erster Linie aber nehmen wir schöne Erlebnisse und einige neue Erkenntnisse mit nach Haus.
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Station Orwell VI

Gerade hatte mich auf die Umstände hier eingestellt, schon ist das Ende da. Mit meinem kleinen “ niemand-will-was-von-mir-Refugium“ ist es vorbei.
Mehr Gedankenströme werden von mir nicht benötigt, Audi-Video-Überwachung reicht.
Ich genieße den Luxus der heißen Dusche und finde mich danach in der Warteschleife des regulären Stationsalltags wieder. Mein neues Zimmer ist direkt neben meinem persönlichen (verbotenen) Outdoor-Bereich, der Feuertreppe.
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Wenn ich es Recht bedenke, hat mir die Abgeschiedenheit gut gefallen.
Außer einem Routine-Check morgens und abends bestand meine einzige Aufgabe darin, mir mein Essen zu holen. Wozu ich höflich über Lautsprecher gebeten wurde.
Es war klar, dass nicht mehr passiert und so habe ich auf nichts gewartet.

Hier ist es wieder anders. Es ist unklar, ob was passiert oder nicht. Fragen danach werden mit ‚ vielleicht‘ oder ‚ später‘ beantwortet. Sich bereit halten und nicht wissen wofür…

Ich versuche, mir ein wenig von der ‚ ich bin mir selbst genug – Haltung‘ zu bewahren.
Hatte ich mich in den ersten Tagen noch über das nicht funktionierende TV aufgeregt, schaltete ich auf der Iso-Station das einwandfrei funktionierende Ding nur für 1einzige Sendung ein.

Lesen ist nun kein Problem mehr.
Aber noch lieber hänge ich meinen Gedanken nach, höre Musik.
Mein neues Zimmer erlaubt mir eine andere Perspektive auf den schönen Park.
Gewonnene Erkenntnisse aus diesen Tagen rufen nach einer neuen Justierung meines Blicks auf meine Zukunftspläne.

Zeit, all die gewonnenen Eindrücke der letzten Tage sacken zu lassen.
Für ein persönliches Arrangement mit mir selbst.
Zeit, die gut tut.

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Station Orwell V

Langsam komme ich mir schon selbst wie eine Beobachterin vor.
Mit Blick auf die inklusive Welt vor meinem Fenster verspeise ich mein Frühstück.
Gymnasiasten eilen in die Schule, Eltern schieben ihre Kids in die Kita oder ins Sozialpädiatrische Zentrum, die Busse der Behindertenwerkstätten trudeln ein, Alte auf dem Weg zum Einkaufsladen, ein Team des Gebäudemanagements, Lieferanten, Radelnde.
Landschaftsgärtner machen ihre erste Pause.
Ein junger Neuzugang mit viel Gepäck.

Das Pflege- und ärztliche Personal dieses ‚Dorfes‘ ist sicher schon eine Weile da.
Wie sonst hätte ich nach nur 3 Stunden Schlaf von dem netten jungen Mann geweckt werden können?
Die Nacht war unfreiwilliger Weise lang.
Annehmlichkeiten wie Kaffe bis Mitternacht, gute Lektüre und viel Musik brachten mich durch die Stunden. Und dennoch kam der Punkt, an dem mir fast die Augen zu fielen.
Nebenan eine junge Frau, der es ähnlich gehen musste.
Unerreichbar.

Hin.
Her.
Wo ist sie jetzt?

Die Kamera folgt mir unerbittlich durch das Zimmer.
Wenn der Sensor mich erfasst hat und das Gerät umschwenkt, bin ich schon wieder in der anderen Ecke.
Aber ich bleibe wach.
Das diensthabende Überwachungsteam kennt nach dieser Nacht meine spezial- Durchhaltesongs, meine Singstimme, weiß, wie ich tanze und wie ich immer wieder bemüht bin, diese motorische Unruhe in den Griff zu kriegen.
Was ich nicht zeigen mag: mein Gesicht beim Tanzen, beim Denken, beim Trauern um die Lieben, die dieses Jahr gegangen sind.

Wenn dir Melodien
Liebe Stunden wiederbringen,
Laß mit freienSchwingen
Deine Sehnsucht ziehn.

Nimm das Glück wie einst,
Daß dir Träume gütig spinnen,
Laß die Tränen rinnen,
Wenn du weinst.

( J. Ringelnatz, Schöne Musik )

Gedanken kommen und gehen.
Einige immer wieder.
Ich heiße sie willkommen.
Es ist nicht die Zeit, konstruktiv zu sein, etwas zu schreiben z.B.
Dafür muss mein Gehirn frisch sein, jeder Tag ein neues Blatt.

So schwer es mir fällt, ohne Bewegung auszukommen, so erholsam sind die Tage dieses Stillstandes dennoch.
War ich doch schon wieder viel zu oft auf der Überholspur.
Das Wenige, mit dem ich hier umgeben bin, reicht.
Die viele Zeit nur für mich tut gut.

So einen Zwangsstop bräuchte ich öfter.
Wenn ich heiß gelaufen bin, oder besser : vorher.
Wie organisieren sich das Menschen ohne Wochenendhaus, Wellness-Weekend, mit familiärer Verantwortung und beruflicher Belastung?
Menschen die es reizt, an ihre Grenzen zu gehen aber mit der Tendenz, nicht zu spüren, wann es genug ist ?

Bei allen Einschränkungen: dieses aus-der-Welt- sein, es möge noch etwas andauern.
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Station Orwell IV

Was ist heute für ein Tag?
Noch schneller als im Urlaub verliere ich das Zeitgefühl.
Körperlich ausgeruht, springen meine Gedanken umso mehr.
Ich könnte mal dies, würde gern das……
Alles graue Theorie zur Zeit.
Schon jetzt bedaure ich, dass ich niemals all diese tollen gedanklichen Projekte auch nur beginnen werde.

Für meine Raumstation habe ich wunderbare Verbesserungsvorschläge, die bestimmt keiner hören will, ich werde sie hoffentlich für mich behalten.
Diese einmalige Station im Bundesgebiet ist noch nicht einmal ausgebucht.
Nicht wg. mangelnder Nachfrage, sondern aufgrund von Personalmangel.

Draußen reges Treiben.
Schulkinder gehen über das Gelände.
Krankentransporte, Lieferwagen.

Innerlich bin ich heute ruhiger.
Max Hölz, Rosa Luxemburg, Emma Goldmann, Nelson Mandela, Angela Davis, Ulrike Meinhof……Menschen, bei denen ich mich seit meiner Jugend frage, wie sie die Isolation unter 1000 x schlechteren Bedingungen als ich sie jetzt hier habe, ausgehalten haben.
Ich ahne ganz entfernt, welche Kraft Überzeugung hat.
Welche Haftungserleichterung Papier und Schreibgerät sind.

Mir fällt es allein schon schwer, hier ein wenig Gymnastik zu machen.
Ist es doch das Wenigste, das ich in dieser Iso-Situation für mein gutes Körpergefühl tun kann.
Selbst-Disziplin.

Was täte ich ohne web 2.0. und ohne Musik aus der Konserve?

Immerhin: Bluesharp konnte ich hier gestern ( leise ) spielen.
Ich möchte meine Gitarre haben….seufz.

Rocketman – timeless flight – Sittin‘ On The Docks Of The Bay – watchin‘ the tide- wastin‘ time…. Every breath you take – and every move you make – every bond you break – every step you take – I’ll be watching you…..

Einige meiner Lieblingssongs strömen heute morgen durch meine Kehle.
Ich denke mir nichts dabei, dass jemand zuhört.
Gut, dass ich ein Einzelzimmer habe.

Mit dem Sport ist es schon schwieriger.
Die Verkabelung schränkt meine Bewegungsmöglichkeit ein.
1,80 m Radius lassen zwar ein wenig Auslauf zu.
Aber Drehungen können zu Fallstricken werden.
Der umgehängte Brainbox verheddert sich mit mir und dem Kabel.
Und was ist mit den Erschütterungen beim Springen?
Na ja, die werden schon kommen und meckern, wenn ich zu weit gehe.

Auch hier eine vorsichtige Ahnung, was Bewegungseinschränkung für mich bedeuten würde.
Duschen ohne die Elektroden nass zu machen erfordert eine genaue Handlungsplanung. Sich anziehen in verkabeltem Zustand ist kompliziertes Getüddel.
Räumliches Vorstellungsvermögen ist gefragt.

So konzentriert /fokussiert ich in Stresssituationen auch handeln kann – im Ruhezustand bin ich extrem zerstreut und hier sogar vertüddelig :

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So what?
Bewegung, Musik, Kommunikation …. mein Lebenselixier.
Was auch immer letztlich hierbei herauskommt, ich werde am Ende einiges Neues über mich erfahren haben.

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MorgenKlick goes on

Ich hatte mir das so schön ausgemalt:
“ Give me five “ hat gut funktioniert.
Meine Sterne standen bestens.

Und dann kam erst mal : nix.
Letzte Woche die Nachricht: eine Jury bewertet die Fotos jetzt. Anfang dieser Woche gibt es das Ergebnis.

Leichte Verunsicherung – was ist, wenn Doppelklicks nicht zählen, nicht die nach Feierabend und die bei Regenwetter nur halb?
Nachfragende Freunde werden vertröstet.
Dabei sein ist alles.

Dennoch immer wieder dieses Bild vor Augen: eine mail, in der steht, dass MorgenKlick Top 1 ist, dass ich kommen soll, den Gutschein oder die Kamera abholen.
Und wie ich dann los lege.

Mittwoch: das Telefon klingelt ….hier ist die Volkshochschule…..SIE HABEN GEWONNEN !

Jubel- hüpf – spring!
Wie cool ist das denn!?!
So etwas Wertvolles hab ich noch nie zuvor für “ lau “ bekommen…ohhhh yeahhhh!

Ups, eine kleine Panne bei der vhs gibt es. Kein Gutschein, keine Kamera direkt in die Hand.
Geld auf‘ s Konto.

Oha, das ist gefährlich.

Teenie: da kriegen wir 2 gute Handys für……
Selbst: die Waschmaschine…..wie lange die wohl noch macht?

Weg mit den Bedenken! Eine coole Kamera wollte ich gewinnen. Darauf habe ich hin gedibbert. Dafür habt ihr geklickt.

Ein dickes, fettes MERCI, THANKS, DANKE allen, die den MorgenKlick nach vorn gebracht haben!

Und nun: Testberichte lesen. DSLR, DSLM oder DSLT?
In diversen Foren tauschen sich meist männliche Fotofreaks aus. Einer schlauer als der andere.
Ich kicke mich durch’s www.
Frage ein wenig rum im Bekanntenkreis.
Selbstverständlich mache ich einen Abstecher in die Fotoabteilung eines großen Technikhauses, wo ich einen etwas älteren Verkäufer mit meinen Fragen nerve.
Und er mich: viele Damen nehmen gern die kleineren Kompaktkameras…..jaja.

Sein junger Kollege eilt mir zur Hilfe und mit ihm kann ich diverse Modelle ausprobieren, nach Blendenstufen, Autofokus mit mittigem Kreuzsensor, Bildrauschen und Anderem fragen. Er ist begeistert über meine mir am Abend zuvor angelesenen Stichworte und legt los und lässt sich durch meine laienhaften Fragen weder bremsen noch zu herablassendem Verhalten hinreißen.

Diesen ganzen Technik-Kram finde ich spannend.
Mein früherer Physiklehrer würde tot umfallen, wenn er das sehen könnte.
Aber eigentlich hätte er verdient, dass ich ihn umhaue.

Ich gestehe und das meine ich ernst: ich liebe Testberichte, besonders über technische Geräte, und mit Genuss werde ich auch das Handbuch zur Kamera inhalieren.

Bloß, das hilft mir meistens nicht im Geringsten weiter. Ich bin eine Bauch-Entscheiderin.
Das Gerät in der Hand halten, das Material fühlen, durch das Menü klicken , Probefotos…..und dann funkt es oder nicht.

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Was aber wirklich schwierig ist: in Erwartung des Geldsegens nicht sofort los stürmen und zur Tat schreiten. Weiß die VHS eigentlich, was sie da so einer impulsiven, handlungsfreudigen Chaotin abverlangt?

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MorgenKlick goes public

Na immerhin.
Während in der Volkshochschule die Jury noch mit Bewerten zu tun hat und das Ergebnis zu Beginn der kommenden Woche bekanntgeben will, ist die Idee vom MorgenKlick nun stadtbekannt.
Was mich freut. Wenn nun auch jeder weiß, dass ich ein schickes Burn- Out hatte.
Aber da ich mich, mit Hilfe des MorgenKlicks, dieses Blogs, emoflex und einigem Anderen wieder auf der Positiv-Seite des alltäglichen Chaos befinde, ist es mir wurscht.

Find ich sowieso blöd, diese Tabus, wenn‘ s um psychische Erkrankungen geht.

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(Hamburger Abendblatt 7.3.13)

Dann werd‘ ich mal brav bis nächste Woche warten.
Ist Geduld doch meine absolute Stärke.

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