Häkeldiplom

Jeder das Ihre.
Könnte man denken und das Thema abhaken.
Mach ich eigentlich auch.
Aber ab und an frage ich mich schon, wo denn meine Geschlechtsgenossinnen sind, wenn es um Politik, Job, Führungsposten oder einfach nur Engagement in der vermeintlich harten Welt “ da draußen “ geht.
Warum es mit der verdammten Emanzipation so langsam voran geht.
Meine taffe Pubertistin z.B. eine Rollenfixierung auf männlich/ weiblich auszuhalten hat, der selbst ich als Jugendliche im letzten Jahrhundert nicht ausgesetzt war.
Bin befremdet, wenn ich in der DOB-Abteilungen auf der Suche nach einem bequemen schlichten Kleid für eine Erwachsene nur Exemplare finde, an denen Blümchen, Rüschen etc. angebracht sind, alles im Schnitt der 50er Jahre und selbstverständlich in kleinmädchen-Farben.
Da hätte man mich noch nicht einmal als Grundschulkind reinbekomen.
Nun, mit Mitte 50, einem verantwortungsvollen Job, oft im Kreise beschlippster Herren, erst Recht nicht.

Bequem, leger- elegant , nicht aus Plastik und bezahlbar – mein Traum.
Weder im Job noch privat möchte ich wie ein gealtertes Kleinkind herumlaufen.

Ich könnte Schreikrämpfe kriegen, wenn von Mädchen gesprochen wird, wenn Frauen gemeint sind. Daran ändert sich auch nichts, wenn Frauen sich selbst so nennen.

Kann man es anderen Menschen noch leichter machen, uns Frauen nicht ernst zu nehmen?

Es scheint so und deshalb gefällt mir dieser mir aus der Seele sprechende blogpost von MamahatjetztkeineZeit auch so gut

Meine sehr verehrten Damen….
Meine sehr verehrten Damen, Lasst es mich gleich offen sagen: Ich lese Bastelblogs nicht und finde DIY-Blogs nur bedingt interessant. Wie auch Blogs über geschätzte 5 Millionen andere Hobbys, mit denen ich nichts anfangen kann. Eine Frau hat eine Polemik über die DIY-Epidemie geschrieben, die z.Z. unter Müttern herrscht: “Hilfe! Ein Häkeldiplom!
mehr

Gleichzeitig bin ich auch erschrocken darüber, in welcher Weise im Netz ( nur da? ) diskutiert wird. Ich muss gestehen, dass ich von 900 Kommentaren nur 200 geschafft habe..puh.
Dafür weiß wieder einmal mehr, warum ich keine dieser angeblichen Frauenzeitschriften lese.

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Modell Deutschland

Bei aller Kritik, die ich am heutigen Schulsystem habe, bin ich doch der generellen Auffassung, dass Bildung vorrangig eine staatliche Angelegenheit ist.
Wir zahlen Monat für Monat viel Geld dafür, dass unseren Kindern eine gute Bildung ermöglicht werden kann.
Das wir zZ nicht eingehalten.
Aber deshalb am System ‚Mmm‘ – Mutter macht’s möglich festhalten?
Never. Ich für meinen Teil bin froh, eine tolle Mutter gehabt zu haben, beruftstätig, mit beiden Beinen auf dem Boden stehend und Vorbild für drei Töchter, die alle ihren Weg in eine gute Ausbildung und ein vom Mann unabhängiges Leben gefunden haben.
Ich bin sicher, Teenie bleibt immer wieder und trotz vieler Hürden auch deshalb immer wieder dran an ihrem Wunsch nach einen selbstbestimmten Leben, mit Ausbildung und Job, versteht sich.

Was in diesem Artikel beschrieben wird, mutet für mich wie Überwachung und Einengung von Kindern an, mag sie noch so gut gemeint sein.
Und nebenbei erhärtet es die traditionellen Geschlechterrollen.

Annemette ist IT-Abteilungsleiterin in einer dänischen Firma. Dass sie täglich am frühen Nachmittag nach Hause geht, um ihre beiden Kinder zu betreuen, ist völlig normal. Der gemeinsame Nachmittag ist dänischen Familien heilig. Der französischen Ärztin Claudine hält ein zuverlässiges Schulsystem mit Unterricht bis zum späten Nachmittag den Rücken frei. Und wenn Nancy aus Scarborough in England erzählt, dass sie nur deshalb Vollzeit arbeitet, um ihrem Sohn das renommierte Internat finanzieren zu können, erntet sie anerkennende Blicke.

In Deutschland ist es Tradition, dass ein Großteil der Bildung von den Familien selbst geleistet wird, und das braucht Zeit. Doch die geben Arbeitgeber nur unbezahlt. Claudia Isenberg aus Iserlohn hat sich deshalb für die Halbierung ihrer Arbeitszeit entschieden, und zwar auf Dauer. Dabei gleicht es längst nicht mehr einem Lottogewinn, einen Betreuungsplatz bis zum Nachmittag zu ergattern. Der Kinderkrippen-Ausbau kommt voran, Tagesmütter werden staatlich gefördert, die meisten Grundschulen bieten ein Nachmittagsprogramm im offenen Ganztag. „Für meine Kinder kommt das nicht infrage“, sagt Claudia Isenberg (47) aus Iserlohn. mehr

‚Ich will am Schulstoff dran sein…. ‚ – Himmel, das hätte mir gerade noch gefehlt als Kind!

Und bevor hier der Sturm der Entrüstung losgeht: ich weiß selbst aus eigenem Erleben, dass es in Zeiten der Exklusion bzw. stümperhaften Integration / Inklusion bei einigen Kids nicht anders geht, was bitter genug ist.

Herzensbildung ist selbstredend Familiensache und Lebenskunst lehren möchte ich auch nicht an Menschen delegieren, die selbst niemals aus der Schule heraus gekommen sind.

Energie und Zeit in gute Bildung zu investieren ist eine tolle Sache.
Wo sind die Eltern – und leider auch die gut ausgebildeten halbtags arbeitenden Mütter – wenn mal ein handfester bildungspolitischer Protest angesagt wäre?
Wer engagiert sich über die eigene Familie hinaus?

Andererseits: Hamburg hat gezeigt, was passiert, wenn gerade die Eltern mit Geld und Zeit und gesellschaftlichem Status dieses tun: notwendige, gute Reformen werden verhindert.
Also Modell Deutschland for ever?

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Diagnose: Gehindert

Wem es nicht vergönnt ist, 40 Wochen im schützenden Mutterleib heran zu reifen, muss sehen , wie er mit der kalten, reizüberfluteten Welt klar kommt. Einfach sterben ist nicht erlaubt.
Kämpfen vom ersten Atemzug an ist Programm.

Aus dem Gröbsten raus – sprich außer Lebensgefahr- könnte ja nun eine kleine Erholungspause angesagt sein.
Aber nein. Schnell aufgeholt werden soll nicht nur das Gewicht, sondern auch die sensorische und motorische Entwicklung.
Dafür zuständig ist meistens die Mutter.

Vergleichsmöglichkeiten gibt es viele: andere Kinder, diverse Tabellen in Büchern, Ratgeber, Internet.
An Beratern mangelt es nicht: Eltern, Geschwister, Freunde, Kollegen, Ärzte.
Allen gemein: sie haben keine Ahnung, wenn sie nicht auch ein ebensolches Kind begleitet haben. Nicht einmal die Ärzte.
Klappt es mit der Entwicklung nicht planmäßig, sind gleich diverse Erklärungen parat.

Die Charts:
Falsche Erziehung
Das Kind wird verwöhnt
Die Eltern übertragen Ängste und sonstwas
Falsche Ernährung

Oder
Das Kind hat nichts
Das wird schon
Das wächst sich aus

Bei weitem noch nicht alles.
Niemand traut den Eltern zu, ihr Kind zu kennen und ungefähr richtig einzuschätzen.

Kommt dazu noch Hochsensibilität ins Spiel, wie auch immer sie sich äußern mag, wird es spannend.
Das Kind soll diese verleugnen. Denn sonst ist es nicht NORMAL.
Die Eltern sollen sie verleugnen, und damit ihr Kind. Ist DAS normal?

Normal- ein Zustand der angestrebt werden muss.
Wer das sagt?
Keiner, aber es denken die meisten.
Im Rahmen der Norm. Wessen?

Was wünschen sich Eltern? Ein glückliches Kind? Haben sie in ihm den Schatz des Besonderen entdeckt, bieten sie vielleicht noch eine Weile dem mainstream paroli.

20130222-071147.jpgSpätestens im Laufe der Grundschulzeit der Wunsch: wir möchten es auch einmal einfach nur leicht haben.

Alle Versuche, Institutionen dazu zu bringen, das Kind einfach so (an) zu nehmen wie es ist und dennoch zu fördern, und zwar so, wie es dem Kind entspricht, scheitern.
Eine anerkannte Diagnose muss her.

Eine Odysee beginnt bzw. wird fortgesetzt.
Kinderarzt, Sozialpädiatrisches Zentrum, Psychotherapeut.
Ergotanten , Pädaudiologen und noch mehr – ogen und -euthen.

Statt Hilfe gibt es : das tiefe Bewusstsein, nicht richtig zu sein. Nicht zu passen.

Alle Versuche des Kindes, die Dinge in seiner Weise zu machen, werden kritisiert.

Wer über eine besondere Begabung, mit der gesellschaftlicher Erfolg verbunden ist verfügt, kann sich glücklich schätzen. Kauzig aber intelligent.
Wer eine Begabung hat, die keiner kennt, Synästhesie z.B. , kann sich glücklich schätzen, wenn er nicht für verrückt erklärt oder dumm gehalten wird.
Im ICD 10, 2008 noch als Krankheit (R20.8) aufgeführt. (1)
Nun ja, im künstlerischen Bereich ist das neuerdings chic. Immerhin.
Ist man einfach nur “ gewöhnlich Anders“ hat man Pech.
Summa summarum aber sind alle freaks und als solche werden sie auch behandelt.

Unpassend auch die Eltern, die ihr Kind nicht auf Spur gebracht haben. Oder die einfach nicht kapieren wollen : d b d d h k P ! (2)
Erst Recht wenn sie für ihr Kind trotzdem den Anspruch auf Bildung, Ausbildung und Selbstbestimmung postulieren.
Nicht individuelles Lernen ist angesagt, sondern es wird am Ziel abgespeckt. Geht ganz einfach.

Und nun kommt Inklusion . WOW.
In einer Welt, die es nicht nicht einmal Babys erlaubt, sich für den Aufrichtungsprozess individuell Zeit zu nehmen, sollen Schulen in kurzer Zeit komplett akzeptieren was vorher undenkbar war.
Kosten darf das alles nichts, das ist klar.
Ist hier nicht eher noch Sparpotential – fragt sich da der findige Politiker.
Auch hier wieder : ohne Diagnose geht gar nichts.
Nicht unbedingt einleuchtend, ist doch die Teilhabe aller das erklärte Ziel.
Wozu dann also das Ettikett?
Können wir leere Schubladen nicht ertragen?

Wer sich mit seinem Kind im Strudel der äußeren Anforderungen, eigenen Wahrnehmung und Einschätzung sowie den Wünschen und Bedürfnissen des Kindes befindet, sehnt sich aus gutem Grund nach einem Namen für das “ Anders sein „. Was keinen Namen hat n‘ existe pas.
Irgendwann die Frage: bin ich behindert? Was auch immer das sein mag.

Wer Hilfen vom Amt bekommen kann, kommt ohne anerkannte Diagnose nicht weit (es muss ja nicht die Richtige sein).
Wer einen Arbeitsplatz braucht, der speziell ausgestattet sein muss, auch nicht.
Das alles wäre kein Ding, wenn da nicht der negative Touch, die “ sei froh dass du mitspielen darfst“ – Haltung der Restwelt wäre.

Auch die schlimmste Schulzeit endet einmal.
Was dann?
Wer bisher mit seinem unsichtbaren “ Handicap “ durch gehalten hat, wird nun konfrontiert mit dem Höher, Weiter , Schneller des täglichen Broterwerbs.
„Alternative“ : Diagnose, SBH , 2. Arbeitsmarkt, Hartz IV.
Pest, Cholera, Pocken oder Aids.
Dann doch lieber Burn Out und Depressionen, immer wieder oder chronisch.

Lichtblick: immer mehr Betroffene fordern für sich offen Teilhabe ein, organisieren sich bei autworker, tokol e.v. , SeHT e.v, ADHS-Deutschland e.V und in vielen Selbsthilfegruppen und Foren.
Anders geht es wohl nicht. Umdenken auf Verordnung klappt nicht und schnell schon gar nicht.

Der Gedanke der Chancengleichheit, und darum geht es letztlich, ist nicht neu. Die Bürgerliche Revolution hatte zunächst auch die Frauen außen vor gelassen, nun ja, wir sind peu à peu auf dem Vormarsch. Sogar in der Schweiz dürfen wir jetzt wählen. Schwule, Migranten und viele andere Personengruppen werden noch immer diskriminiert, aber auch hier geht es voran, wenn auch im Schneckentempo.

Meistens nicht im Focus dieser Diskussionen : die Männer, Heteros, Weißen, Reichen, Gesunden/ Normalen – und andere Menschen der ( vermeintlichen) Mehrheit.

Wie soll Emanzipation, Inklusion oder Diversity gehen, wenn genau diese Personen nichts dazu beitragen müssen?

Wenn sich in Integrationsklassen die I-Kinder ( was für eine Bezeichnung! ), im Job die Frauen, in Ländern mit weißer Mehrheit die Schwarzen etc. anpassen, verbiegen und verleugnen müssen und von den Hinderern jeglicher Coleur nicht das kleinste bisschen Verhaltensänderung verlangt wird, noch nicht einmal thematisiert wird?
Gelungene Integration, wenn noch nach 3 gemeinsamen Schuljahren Klassenkameraden nicht kapiert haben, dass man z.B. einen Menschen mit ASS nicht zu sehr auf die Pelle rückt, dass dieser sich dann i.d. R. bedrängt fühlt und entsprechend reagiert?
Wirklich heavy, wenn man gleich zu mehreren der gehinderten Personengruppen gehört.

Materiell einigermaßen ausgestattet, gelingt es neuro-untypischen Menschen und anderen Gehinderten immer wieder, die vorenthaltene Bildung und gesellschaftliche Stellung trotzdem zu erlangen: sei es autodidaktisch, in Fernkursen, in Vereinen, in Feriencamps und mehr.

20130223-082219.jpg
Letztlich lässt Emanzipation sich nicht aufhalten, wenn wir nicht alle einpacken wollen.
Das hat schon der olle Marx erkannt : Kommunismus oder Barbarei 😉

(1) ICD 10 Version 2008
(2) doof bleibt doof da helfen keine Pillen

Mit diesem blogpost beteilige ich mich an den Blogger-Themen-Tagen

#einfachSein

Eine tolle Idee und ein großes Dankeschön an die OrganisatorInnen, die aus dem Autismusspektrum kommen.
Mehr dazu hier

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