Wenn ein junger Mensch in der Schule nicht klar kommt liegt es angeblich immer an problematischen Familienverhältnissen. Dazu gehören auch:
- Eltern aus fernen Ländern ( Ausnahme: Länder in denen man so aussieht und sich kleidet wie wir, mit akademischem Titel oder Reichtum )
- die immer mehr Menschen treffende Armut ( = ohne Liebe und Fürsorge ?)
- ein ärztlich diagnostiziertes Handicap
- sonstige „atypische“ Familienverhältnisse wie Einelternteil-Familie oder Berufstätigkeit beider Elternteile
Ach, wie ich sie liebe, diese Stereotypen!
In Hamburg gibt es das tolle Projekt JEA! von SchlauFox e.V. , hier schon einmal vorgestellt.
Dort werden Kids, die Gefahr laufen den Hauptschulabschluss nicht zu schaffen, 2 Schuljahre lang erfolgreich gecoacht.
Mit traditioneller Nachhilfe hat es kaum was zu tun, auch wenn dort die Fächer Mathe, Deutsch und Englisch geübt werden.
In der kurzen Reportage des NDR über diese Projekt muss leider wieder einmal zum Teil die eingangs erwähnte Begründung für Schulversagen herhalten. (1)
Aus eigener Erfahrung weiß ich:
was JEA leistet, ist 1000 mal mehr als in der Reportage dargestellt und hat vor allem damit zu tun: echtes Interesse am Jugendlichen, nicht nur die Sicht: der/die hält den ‚Klassenzug‘ ( mich, LehrerIn ) auf , Blick auf die Stärken, Geduld und Verständnis.
All das, was es im Schulalltag kaum gibt.
Und es ist bei weitem nicht so, dass dort nur SchülerInnen sitzen, deren Eltern nicht helfen können. Diese Aussage der Lehrperson ( Schulleitung? ) im Film ist kompletter Quatsch und eine Ausrede für LehrerInnen mit Schülerallergie.
Im JEA-Projekt sitzen die Kids, die aus welchem Grund auch immer, nicht in die Normpresse Schule passen. Davon viele, die nicht mit Erpressung, Demütigung und Bestechung zur Mitarbeit zu bewegen sind.
Weder von Lehrern noch Eltern.
Manche Eltern wollen das auch nicht, zu denen ich mich auch zähle.
Viele tolle Kids also!
Wer noch nicht weiß, wohin mit seiner Weihnachtsspende: SchlauFox macht was Gutes draus.
Und weil’s zum Thema passt, noch ein Link zu einem interessantem blogpost von Dr. Martin Winkler auf ADHS-Spektrum . Er macht sich Gedanken darüber, was Schule unseren Kids alles abverlangt und was das alles mit dem vermehrten Abtauchen in virtuelle Welten zu tun hat, vor allem für besonders reizoffene Kids.
Die Frustration beim Kind und seinen Eltern wächst. Die Kinder müssen eine enorme Kraftanstrengung aufbringen (bzw. von ihren Eltern bei den Hausaufgaben bzw. beim Lernen “gesponsert” werden), um überhaupt ein Begreifen und Vermitteln von Lernstoff und ein Spass am Lernen zu entwickeln. Viele Hausaufgaben meines Sohnes (6. Klasse) sind mir schon so unverständlich formuliert, dass ich Kopfschmerzen bekomme.
….. Bei Facebook habe ich sinngemäss den Spruch gelesen, dass Schule eben nicht eine Institution zum Nachweis der eigenen Unzulänglichkeiten und Abwertungen sein darf, sondern eben die Kinder in ihren Möglichkeiten und Entwicklungen fördern soll. Tut sie aber eben gerade nach dem subjektiven Erleben der Schüler und ihrer Eltern immer weniger.
Die Diskussion dort ist schon voll im Gange….
Leidenschaftlich Widersynnig wünscht allen Leserinnen und Lesern eine schöne Adventszeit. Und allen Kids und Eltern einen hausaufgabenfreien 1. Advent.
(1) leider habe ich den Beitrag nur als in Facebook öffentlich eingebundenen Link – Anmeldung dort ist aber nicht nötig, um ihn zu schauen
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