Never walk alone

Es  ist ein seltsames Gefühl für mich, am 1.Tag des Wonnemonats Mai um diese Zeit noch nicht unterwegs zu sein ( …blöde Gelenke). Geboten wird bestes Demo-Wetter. Zugegeben, in den letzten Jahren war da nicht mehr so viel los, es sei denn, es gab Veranstaltungen der autonomen Szene, was ja in meiner Stadt oft der Fall ist. Ach ja, und die Nazis, die waren auch öfter unterwegs und  wir hatten sogar 1 Mal Kirchentags-Mai-Demo-Durcheinander. Dieses  Mal bin ich nicht besonders informiert. Das Motto, die Route und all das.

1.5.1975
Bei Kundgebungen und Demonstrationen zum Tag der Arbeit stehen in der Bundesrepublik Deutschland die Sorge um die Arbeitsplätze, die Mitbestimmung und die innere Sicherheit im Vordergrund.

In dem Jahr mischte ich mich zum ersten Mal unter den Teil der arbeitenden Bevölkerung, der Forderungen hatte und diese auf die Straße brachte. Damals fühle ich mich noch fremd unter all den Menschen und  gleichzeitig fühlte es sich richtig an. So richtig richtig. Außer meiner älteren Schwester ging da keiner meiner Familie  hin. Aber die lebte ja auch in einer Kommune und war andauernd auf Demos. Später waren auch meine jüngeren Geschwister mit von der Partie. Meine Eltern betrachteten das mit gemischten Gefühlen: politische Aktivität war ihnen suspekt. Wie kam es nur, dass alle ihre Kinder das so ganz anders sahen? An dieser Stelle: ein Dankeschön an  die 68´er .

Simple

Gut war: ich konnte da einfach hingehen. Musste mich vorher nicht mit irgendwem vernetzen, keiner Gruppe angehören und  obwohl ich noch nicht allzu viel von Politik und Wirtschaft verstand, war ich bis auf das Ding mit der inneren Sicherheit ( für jüngere: es ging auf den heißen Herbst zu und die RAF wurde vorgeschoben, um Gesetze für alle zu verschärfen). Arbeitsplätze und Mitbestimmung waren ok.

So naiv wie ich damals denkt heute wohl kein junger Mensch mehr. Für mich war klar: ich würde in Zukunft zu denen gehören, die vom Verkauf ihrer Arbeitskraft leben müssten. Also musste ich Gewerkschaftsmitglied werden, auch wenn ich nicht alles gut ( nicht weitgehend genug) fand, was die vertrat. Das Kapital war schließlich auch organisiert. Über sowas diskutierten wir uns die Köpfe heiß.
Ich war weit davon entfernt, alle „Leistungen“ der Gewerkschaft mit individuellen Vorteilen aufzurechnen.  Mir ging das damals wirklich um ein sich verbünden.

Diese Verbindung dauert noch an, mal mit mehr und mal mit weniger Bauchschmerzen.
Es ist offensichtlich, dass die heutigen Mai-Demos/Kundgebungen ein Auslaufmodell sind. Und das nicht erst seit heute.

Was kommt wenn dies geht?

Mit wem verbünden sich die Menschen, die in Zukunft ihre Arbeitskraft verkaufen ?
Von zu Hause aus, als Freelancer*innen, moderne Tagelöhner*innen, Zeitarbeiter*innen….anderweitig prekär beschäftigt?
Die Zukunft der Arbeit sieht wohl eher so aus, dass vor Ort in den Fabriken und Unternehmen immer weniger Menschen gebraucht und anwesend sein müssen. Gleichzeitig wird die heilige Kuh Arbeitszeitsenkung ( mit Lohnausgleich) nicht von den Gewerkschaften und erst Recht nicht vom Kapital  angefasst. Die Frage, wie und wovon all die Menschen leben sollen, die nicht zu den wenigen gehören werden, die ein regelmäßiges Einkommen haben ( auch über Jahre, nicht nur einige Monate) steht im Raum.

Welche Hürden?

Wie niedrigschwellig sind heutige Formen des Zusammenschlusses?  Können auch Menschen mit wenig Bildung daran teilnehmen? Die, die kein Geld für digitales Equipment haben? Wie verbindlich sind diese Zusammenschlüsse? Taugen sie dazu, Sicherheit in der Gegenwehr zu vermitteln? Welche Rituale, auf die sich Gleichgesinnte beziehen können, entwickeln sie? Sind sie geeignet, stabilisierende Tradition zu werden?
Wer kann mitmachen und wer wird abgehängt?

Mein Ü50-Gehirn lässt sich durchaus auf die Nutzung der sozialen Medien ein, beruflich und privat bin ich in so einigen digitalen Netzwerken unterwegs. Das ist praktisch und ich möchte es nicht mehr missen. Je nach Intensität der  Nutzung des Netzwerkes entwickeln sich auch Beziehungen zu anderen Teilnehmer*innen.

Aber für mich fehlt da dennoch was.
Menschen zum anfassen.
Die, mit denen ich mich im Zweifel unterhake, wenn alleine gehen zu mühselig oder riskant wird.

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Kollektive Arbeitssucht ?

Wer Arbeit hat, rackert sich dumm und dämlich.
Wer keine hat, fühlt sich meist schlecht, wertlos … irgendwie.
Ohne Moos nix los. Klar.

Aber was soll eigentlich los sein?

Was und wieviel wollen wir dafür tun?
Macht uns unsere Arbeit glücklich?
Wofür ruinieren wir unsere Gesundheit?
Haben wir schon immer so viel gearbeitet?
Welchen Stellenwert hat Arbeit in unserem Leben?
Muss das so sein?
Ist Arbeit unsere Religion?
Kann das immer so weiter gehen?

Dieser durchaus unterhaltsame Film stellt Fragen, die wir allzu oft nicht mehr fragen:

Die essayistisch-satirische Doku-Fiktion FROHES SCHAFFEN zeigt: Der moderne aufgeklärte Mensch ist nicht frei von Irrglauben und geistigem Zwang. Er hat längst einen anderen Gott erwählt – Die Arbeit.

Arbeit ist Sicherheit, Selbstbestätigung, Existenzberechtigung. Sie ist eine Sucht, ein Fetisch, ein Mantra, das uns tagtäglich umgibt. In Zeiten von Wirtschaftskrise und rasantem Arbeitsplatzabbau hinterfragt FROHES SCHAFFEN diesen „heiligen“ Lebenssinn der Arbeit.
Regisseur Konstantin Faigle begibt sich auf eine Reise zu den Wurzeln unseres Arbeitsbegriffs. Er besucht die Stätten des Arbeitsglaubens und dessen Niedergangs. Er fährt ins Ruhrgebiet zu den letzen „heiligen“ Bergarbeitern und zum geschlossenen Nokia-Werk.
Er begutachtet in Hamburg ein virtuelles Übungskaufhaus, eine Aktivierungsmaßnahme für Langzeitarbeitslose …..

( Clip von mir eingefügt, diesen Irrsinn kannte ich noch nicht):

…. Und in den USA besucht er unter anderem einen kalifornischen Ein-Mann-Fernsehsender, der seine Beiträge komplett via Internet auf den Philippinen schneiden lässt.
Zu Wort kommen zahlreiche Experten wie der amerikanische Sozialhistoriker Prof. Benjamin Hunnicutt, der US-Ökonomen Jeremy Rifkin, der Philosoph und Religionskritiker Michael Schmidt-Salomon, Soziologin und Buchautorin Marianne Gronemeyer sowie Tom Hodgkinson, britischer Experte für Muße, Genuss und Gelassenheit. Quelle

Wenn ihr nicht gerade arbeitet….schaut euch den Film an.
Es lohnt sich!

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Füürtoorn, allennig

Ich weiß nicht, ob Menschen, die in Partnerschaft ein Kind in‘ s Leben begleiten, eine Vorstellung davon haben, wie es auf Dauer ist, eine Multipersona zu sein.
Nicht nur 2-3 Wochen, sondern immer und immer und immer.

Da ist zuerst die liebevolle Mutter/ Vater in unterschiedlicher Ausprägung:
Verständnisvoll, fordernd, albern, ruhig, unternehmungslustig, häuslich, diskutierend, nähend und bastelnd, vorlesend, Fahrrad schraubend, backend, musizierend, Carrera-Bahn spielend, Spiderman- und Hunderassen – interessiert, nachsichtig und streng.

Vor allem aber: der Leuchtturm, der immer blinkt. Auch wenn die Kids schon so tun, als bräuchten sie das nicht mehr. Kommt Stress bei den Kids auf, meist durch Schule oder Wachstumsschmerzen nicht nur physischer Art, muss das Signal verstärkt werden, aber bitte unauffällig. Wenn nichts mehr sicher scheint – dass Signal ist da.

Sicherheit heißt auch materielle Sicherheit.
Nun ist es aber nicht so, dass der eigene Arbeitsplatz unbedingt ein Hort der Beständigkeit ist.
O.k. , das Gehalt ist am Ersten da. Von Zeit zu Zeit aber müsste man noch Schmerzensgeld oben drauf bekommen. Turbolenzen im Job nehmen keine Rücksicht darauf, dass man ja auch noch ein sicher blinkender Leuchtturm ist.

Das eigene Leben gestalten.
Ja, das geben wir lieber nicht auf. Was bliebe denn dann noch….und doch weiß ich, dass gerade das oftmals nicht mehr möglich ist, neben den anderen Anforderungen. Keine Kraft. So einfach ist das.
Wissend um die negativen Auswirkungen der eigenen Vernachlässigung wird Weiterbildung betrieben und auch Hobbys wieder gepflegt.
Und immer schön weiterblinken dabei…

Haushalt, Reparaturen, Steuer und der ganze Kram, für den nie Zeit ist – und die wenigsten von uns Geld genug haben, um sich Erleichterung dabei zu erkaufen.
Mit Anlauf wird auch das gelegentlich angegangen. Ansonsten gilt: nobody is perfekt.

Und trotzdem kann es passieren: das Leuchtsignal wird schwach….fällt vielleicht für einen Tag fast ganz aus. Bei Teenies nicht sooooo dramatisch, aber wenn die Kinder klein sind, eigentlich unmöglich.

Mutter und Kind-Kuren – manche scheuen sich davor, diese in Anspruch zu nehmen. Da muss man sich einordnen, da sind viele, die ihr Leben nicht auf die Reihe kriegen, da sind „doofe“ Problemkinder und das Essen ist nicht so gut wie zu Hause.
Manches mag zutreffen.
Aber: da sind auch nette Menschen, da ist Zeit für dich selbst, da wird gefragt, ob DU was brauchst.
Eigentlich sollte jede/r Alleinerziehende/r so etwas alle 3 Jahre angeboten bekommen. Starke Eltern – starke Kinder.
Die Kliniken dieses Trägers kann ich uneingeschränkt empfehlen : hier

Von Zeit zu Zeit denke ich an mein Leben als kinderlose Single zurück.
Immer viel um die Ohren. Ständig auf Achse. Mittendrin im Leben.
Pünktlich im 9 Uhr im Büro zu erscheinen, eine Herausforderung.
Ist mir völlig unverständlich, wie ich bei der unheimlich vielen Zeit für mich gestresst sein konnte.
Ich muss eine Andere gewesen sein.

Aber ob’s besser war?
Eher nicht.
Ist ja auch schön zu sehen, dass man alles doch ganz gut hinbekommt. Nur ab und an ein kleines Schlückchen von Asterix Zaubertrank….das wär nicht schlecht 🙂

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Tacheles

Eine Team-Klausur hat etwas von Weihnachten im Familienkreis.
Man kennt sich. Der Termin steht fest , es gibt kein Entrinnen.
Das Beste draus machen.
Die Tretminen sind bekannt.
Umschiffen oder hochgehen lassen?

Sinn der Veranstaltung : das Team festigen, die Arbeit voran bringen.
Aber wo, bitte schön, ist vorne?

Phase I:
Der Versuch des vernünftigen, konstruktiven Umgangs miteinander.

Phase II:
Erste Spannungen, Beherrschung ist gefragt. Das schöne Ambiente…niemand will die Stimmung versauen.

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Phase III:
Zum Teufel mit der antrainierten Feedback-Kultur. Wenn ein Kollege die mit Bedacht gewählten Ich-Botschaften par tout von sich abperlen lässt, und das über einen langen Zeitraum, immer und immer wieder und bei allen Menschen, die kein vorgesetztes Hinterteil zum reinkriechen bieten …ja dann darf man auch mal authentisch sein und lospoltern. Jawoll.
Ein Ruck geht durch die Gruppe.
Keiner döst mehr vor sich hin.
Ja, es ist gemein, persönlich und direkt.

Einige freuen sich. Andere sind erschrocken.

Ja, und selber?
Nach der Befreiung kommt der Frust.
So kommt man nicht weiter. Aber anders auch nicht, was x-fach bewiesen ist.

Phase IV:
Rückzug. Es geht alles vorüber, geht alles vorbei….lalala.
Ausatmen nicht vergessen.

Wie Familie eben:

Onkel Otto kann man nicht mehr ändern.

Nachdenken über das, was änderbar ist.

Und dann passiert doch noch etwas Nettes, als ich samt Reisegepäck, müde und gefrustet, mein Heim erreiche:
Eine gebrechliche alte Dame kommt aus der Haustür, gefolgt von einem sich kümmernden alten Herren, der ihren Rollator die Stufen hinunter trägt.
“ Halten sie sich am Geländer fest, ich bin gleich da“ ….und zu mir: „geht das mit der Tür?“
Ich bejahe und lasse das Paar hinaus.

Die Tür fällt zu, bevor ich eintreten kann. Ich schaue den beiden nach.
Der Herr dreht sich zu mir um und sagt:

Viel Glück!

Und geht mit der Dame davon.
Einige Schritte weiter trennen sich auch ihre Wege.

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Unbescheiden … tz tz tz

Tagein, tagaus Menschen beraten.
Menschen, die Konflikte am Arbeitsplatz haben.
Oder die mit viel Engagement versuchen, Arbeitsbedingungen für sich und ihre Kollegen besser zu gestalten.
Die immer zu hören bekommen: warum habt ihr nicht….das reicht nicht!
Selbstredend von Kollegen, die es mit dem eigenen Einsatz nicht so eng sehen.
Höre ich auch oft. Nicht schön. Muss ich mir das antun?

Politik….ihhhh.

Wer will schon damit zu tun haben?
Ich auch nicht.
Aber die lässt uns nicht in Ruhe.

Machten wir nicht, kümmerten wir uns nicht – und damit meine ich alle , die persönlich Zeit, Kraft und Geld für unsere Lebensgestaltung einbringen – noch mehr als jetzt würde unser Leben, unsere Arbeit ausschließlich wirtschaftlichen Interessen untergeordnet sein.

Greenpeace macht eine tolle medienwirksame Aktion. Alles jubelt.
Prominente ein Benefiz- Konzert für Afrika oder so….die Einschaltquote ist immens.
Generalstreik in Frankreich. Wow.
Flashmob, auch cool.
Nein, ich möchte das nicht abwerten.

Nur die Abwertung von solidarischem Handeln der kleinen Leute hier vor Ort.
Die passt mir nicht.
Ja, die Gewerkschaften sind alte Organisationen mit überalteten Strukturen. Ja, sie sind oft nicht fordernd und konsequent genug. Und ich hätte noch viel mehr zu meckern, bin ich doch Insider und hab meine eigenen Ideen, wie was gehen könnte.

Aber wenn ich eines bei meiner Arbeit erlebe und liebe, dann das: Menschen, die etwas verbessern wollen.
Nicht alles, was gut gemeint ist, ist gut gemacht. Das passiert mir auch.

Wenn hier in einer norddeutschen Großstadt 4000 Menschen streiken, schreien die Medien gleich wieder: die haben es doch eigentlich gut im öffentlichen Dienst. Was wissen die denn?
Es trifft immer die Falschen….Oh Gott, welch‘ schreckliches Schicksal: jemand konnte sein Kfz nicht ummelden.
Zu viele Menschen schreien mit.
Demo vor einer Schule? Wie brutal, die armen Kinder werden verängstigt!
Ja, was sollen unsere Kids denn lernen?
Dass alle täglich brav in die Lernfabrik traben, unbeschadet dessen, was dort drinnen passiert?
Sogar die angestellten Lehrer und Sozialpädagogen, die viel weniger Geld als ihre verbeamteten Kollegen bekommen, oft nur befristet angestellt sind, auf Honorarbasis arbeiten?
Und für die es keinen Tarifvertrag gibt? Auch zukünftig nicht geben soll, ginge es nach den Arbeitgebern.
Damit die Kids brave Arbeitnehmer werden?

Nein!
In dieser Woche durften zumindest die Kids der betroffenen Schule mal erleben, dass auch Lehrer
arbeiten und nicht alles hinnehmen. Das in Pãdagogen-und Psychologenkreisen so hoch gepriesene Vertrauen in die “ Selbstwirksamkeit“ muss nicht bei kollektiven Interessen aufhören.

Ich hoffe, die Kids haben ihre Eltern und Lehrer mit Fragen gelöchert!

Die dann in der Lage waren, zu antworten… wer weiß?

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Junge Rapper aus einem sogenannten Problemstadtteil machten uns Alten Mut. Ihr Kulturzentrum leidet unter akuter Geldnot. Schule fällt heute aus. Gibt wichtigeres, manchmal.

Streik.
Hierzulande harmlos. Es war, glaube ich Tucholsky, der sinngemäß schrieb:

Bevor die Deutschen einen Bahnhof besetzen, kaufen sie eine Bahnsteigkarte

Vielleicht hat’s auch wer anders gesagt, egal. Weil’s stimmt.

Aber wir arbeiten dran. Das zählt.

Streik.
Es trifft immer jemanden. Manchmal auch dich.
Nimm’s locker.

Und mach mit, wenn deine Behörde/ Betrieb mal dran ist.

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Black is beautiful!

Eine Kategoerie Rassismus gibt es in meinem Blog nicht. Ich hatte mich für Multikulti entschieden, weil das eher unserem familiären Verständnis von der Vielfältigkeit der Menschen entspricht, auch wenn es nicht immer vorurteilsfrei ist. Alltäglicher Rassismus begegnet uns auch. Aber ich wollte hier eher mal das Positive heraus stellen.

Nun denke ich darüber nach, ob das nicht voreilig war.

Anlass meiner Überlegung ist ein ganz banaler. Der mich aufbringt und absolut konträr ist zu allem, was mir lieb und heilig ist.

9. Klasse Stadtteilschule. Die Kids suchen gerade Stellen für das 2. Praktikum. Für manche wird es das letzte Schulpraktikum sein. Endlich wird auch mal durch genommen, wie man eine Bewerbung schreibt. Letztes Schuljahr mussten die Eltern noch fleißig sein.

Die Kids interessiert das nicht wirklich. Die Lehrer, die sich im zarten Alter von 14/15 überwiegend noch im Gymnasialtiefschlaf befanden, um sich dann mit 18/19 – häufig wie Mama oder Papa – ins Lehramtsstudium zu begeben und dann wieder die Schule unsicher zu machen, sind fern von jeder Vorstellung, was die Kids bewegt und was wichtig ist für ihren Weg ins Leben ohne Uni.

Dafür halten sie mit Ratschlägen nicht hinterm Berg.

Der neueste Renner ist die anonyme Bewerbung.

Es mag etwas dran sein, dass nicht arisch – diesen Begriff habe ich bewusst gewählt – aussehende Menschen auch heute noch keine Arbeit oder Ausbildungsplatz bekommen oder es schwerer haben.

Auch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes des Bundesfamilienministeriums macht sich deshalb für solche Pilotprojekte stark.

Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und Alte ( ab 40 ? ) sollen bessere Chancen auf eine Ausbildung und Einstellung haben.

Die Empfehlung unserer Lehrer lautete: alle, die nicht deutsch aussehen oder deren Name Migrationshintergrund vermuten lässt, sollten sich lieber anonym bewerben. Und vor allem kein Bild bei fügen.

Ein Zufall, dass dieses in dieser Klasse nur Afro-Deutsche Kinder trifft? Binationale Kinder gibt es dort viele: deutsch/ schwedisch, deutsch /spanisch, deutsch/ englisch…….aber die sehen nicht so anders aus.

Eine Schule, die Integration und jetzt Inklusion ganz groß auf ihre Fahne schreibt. Und dann z.B. Zeit-Artikel , zu finden hier unreflektiert nach betet.

Meine Tochter ist entsetzt. Ich auch.

Wir haben ihr beigebracht, zu sich zu stehen so wie sie ist. Egal ob es um die Hautfarbe oder um andere Besonderheiten geht. Damit ist sie bis jetzt gut gefahren. Ist eben keine Nummer, präsentiert in Schulnoten. Auch wenn das Zeugnis nicht immer prickelnd ist, so gibt es doch vieles, was einen Arbeitgeber dazu bewegen kann, sie zum Gespräch ein zu laden und ein zu stellen.

We`ll get it!

Viele große Unternehmen haben längst nicht mehr solche Scheuklappen. Sie wollen nicht nur Einsen-Schreiber, die ansonsten farblos in ihrer Persönlichkeit sind. Die wissen, dass Vielfalt auch Gewinn ist. Und gut für‘ s Image noch dazu.

Hätte ich mich jemals anonym beworben, wäre ich Hilfsarbeiterin geworden.

Mit meiner Herkunft und Geschlecht bin ich immer offensiv umgegangen – und gerade das hat mir mit dem, was ich dann doch alles geschafft habe, Respekt eingebracht. Und Jobs. Gute Jobs.

Ich kann verstehen, dass man nach Wegen sucht, bestehende Diskriminierungen ab zu bauen. Aber doch nicht um den Preis der Verleugnung der eigenen Person. Wie mögen sich die Schüler wohl fühlen, wenn die Lehrer sagen: ey, besser du schickst kein Foto und sag nicht, dass deine Mutter Fatma heißt…

Anonyme Bewerbungen sind gar nicht so verkehrt: wenn es denn alle machen.

So ist es einfach nur rassistisch.

Trotzdem: den intelligenten und kreativen (aber unangepassten) Schüler oder Mitarbeiter findet man damit nicht. Wieder ein wenig Gleichförmigkeit mehr.


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Heul doch, Chef

Es ist ja häufig nicht so, dass allein die Arbeit einem Arbeit macht, sondern derweil hat man
einen liebenswürdigen Vorgesetzten, der das seine dazu tut.
Oder eine tolle Chefin.

Die Herrschaften der oberen Etagen finden oft Gefallen an Allüren wie „ober sticht unter“.
Deshalb sind sie ja da wo sie sind.

Das schlaue Fussvolk macht lieber seine Arbeit und viele, denen die Chefs nicht ansatzweise das Wasser reichen können, auch. Solange sich die Chefs im Haifischbecken tummeln und den Rest der Crew nicht stören, ist alles in Butter im Büro und so.

Kommt Bewegung in das Machtgefüge der Oberen, ist es mit dem nur Arbeiten vorbei.
Die Messer werden so laut gewetzt, dass es bis zu den Unteren schallt.
Schneller als ein Blinzeln werden Unbeteiligte einbezogen.

Wer eignet sich besser zum Frust austoben als “ Untergebene“ ?
Von wem kann man bei Überforderung durch Machtgerangel am ehesten seine Arbeit erledigen lassen?
Und falls man ein Bauernopfer in diesem Spiel braucht, so findet sich dort bestimmt jemand.

Wie vermutlich schon in der Schule vergreifen sich diese Wichtigtuer am liebsten an vermeintlich Schwächeren.
Besonders sensible Menschen kommen da in Bedrängnis und trauen sich häufig nicht, sich zu wehren.
Möglicherweise haben sie sogar noch Verständnis für den ach so gestressten Chef, der ja selbst nur Opfer einer bösen Verschwörung ist.

Dumm gelaufen, wenn der „Stromberg“ zu hoch pokert oder den falschen erwischt.
Verschätzt sich im Gegner.
Oder verkennt, dass sein ausgewähltes Opfer nicht zum Opfer taugt.
Dann geht auf einmal alles seinen Gang.
Die Crew spielt nicht mehr mit.
Nun steht die Welt für ihn Kopf und schnell muss der Intrigen-Werkzeugskoffer geholt werden.
Immerhin damit kennt er sich aus.

Es bleibt spannend. Denn diese Art Konflikte werden nicht von heute auf morgen gelöst.

Chefs mit solch herausragenden Führungsqualitäten brauchen ab und zu einen richtigen Dämpfer.
Da müssen die Geführten sich zusammen tun, sonst wird das nichts.

Leider war Solidarität noch nie Unterrichtsziel in der Schule. Und ist außerdem total „out“.
So werden wohl einige den warmen Platz neben der Sonne dem gemäßigten Klima im Team vorziehen. Bis sie sich verbrennen.

Vielleicht wird es auch im Team „hot“ – aber diese Hitze soll überaus gesund sein, sogar unabhängig vom Ausgang des Schlamassels.

Hilfreich dabei können Betriebsräte sein.
Wenn die Zeit reif ist, wird er zu tun bekommen.
Im Moment hat er das Geschehen “ im Visier“ – woher er nur weiß, das die Hütte an dieser Stelle brennt?

Führungskultur – moderne Unternehmen/ Organisationen tragen dieses Label gern vor sich her wie ein Demo- Banner. Wer‘ s glaubt, wird selig.

Getrost vergessen zur Verbesserung der selben sollte man : verpflichtende Schulungen für diese Art von naturtalentierten Leadern.
Diese besser den Menschen zukommen lassen, die auch etwas lernen und positiv verändern wollen.

Oder das Geld in tonnenweise Schokolade für alle anlegen.
Das stärkt die Nerven.

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Wunder der Technik?

Arbeiten und spielen.
Beides gleichzeitig

In Windows 8 können Sie Ihren PC auf eine neue Art nutzen. Alles funktioniert aber immer noch so, wie Sie es von einem PC erwarten. Docken Sie zwei Apps zum Multitasking nebeneinander an.* Surfen Sie mit Internet Explorer 10
in einem für Fingereingabe optimierten Web, und nutzen Sie Ihre Lieblings-App, oder sehen Sie sich ein Video an, während Sie nebenbei Dinge erledigen. In Windows 8 können Sie ganz einfach zwei Dinge gleichzeitig tun.

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Na toll. Diese Werbung habe ich gerade auf dem Rechner gehabt. Ich fühle mich gedrängelt, in meinem Oberstübchen befasse ich mich zur Zeit noch immer mit der spannenden Frage ob ich meinen ollen Rechner von Vista auf Windows 7 umstellen soll.
Und nun kommen die mit W 8…

Spielen und arbeiten finde ich klasse.
Irgendwas mache ich sowieso immer nebenbei, warum also nicht mal arbeiten?
Ob mein Arbeitgeber da mit zieht ist eher fraglich, so spießig wie der ist.

Es ist nicht verboten, dass ich in einer Sitzung bei einem weniger wichtigen Tagesordnungspunkt meine mails checke und beantworte oder heimlich wichtige Dokumente verfasse. Hab ja schließlich so ein Dienst- mobil -Dings bekommen. Probleme gibt’s nur, wenn er den Punkt für wichtig hält und ich nicht.

Bislang habe ich das gemacht, um irgendwie die Einhaltung meiner Arbeitszeit hin zu bekommen. O.k. – und um nicht vor Langweile vom Stuhl zu kippen, manchmal.
Soduko, eine häufige Nebenbeschäftigung anderer Sitzungsteilnehmer, mag ich nicht.
Früher, in der Steinzeit habe ich immer die Sitzungsteilnehmer gezeichnet. Aber das erforderte höchste Konzentration hinsichtlich der Abschirmung neugieriger Blicke und brachte mich schon in peinliche Situationen, da ich mich häufig auf den vorliegenden Entwurfstexten austobte und diese später z.B. kopieren und an Sitzungsteilnehmer weiter reichen musste.

Im Büro ist das einfacher: wird die Arbeitsdichte zu groß, dann ist schon mal ein Spielchen, kurzer FB-Check oder „was gibt es Neues beim Lieblingsdiscounter“ angesagt und gerechtfertigt. Wird auch nicht sanktioniert.

Nun aber auch noch zu Hause?
Die Freiberufler wird es vielleicht freuen. Die verwechseln, so lange sie jung und fit sind, häufig sowieso Arbeiten mit Spielen.
Die weniger Angesagten haben eh‘ mehr Zeit für Spielereien, als ihnen Recht ist.
Die Spielsüchtigen bekommen einen klaren Vorteil. Nun müssen sie gar nicht mehr umschalten ( falls sie es denn tun). Ihre Chance, der Arbeit ein wenig länger nach zu kommen, bevor sie nur noch daddeln, erhöht sich.
Leider auch die Chance, spielsüchtig zu werden.

Ich hätte gut gefunden, wenn sich schlaue Menschen mal Gedanken machten, wie ich nebenbei die Wäsche erledigt bekomme, den Einkauf wuppe, leckeres und gesundes Essen hier auf den Tisch kommt und vieles mehr…..und alles, während ich dabei auf meinem Allerwertesten sitze und meinen kleinen Blog schreibe.

Das wär‘ s mal!
So lange das nicht mit drin ist, kann Windows mich mal.

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Konzentationskiller Ruhe

Was mir schon immer ein Greuel war: tagsüber alleine und in ruhiger Umgebung arbeiten. Nachts geht das und kann sogar ganz schön sein.

Ganz anders am Tage.
Ist egal, ob der Büroflur ausgestorben ist, oder keiner zu Hause.

In den ersten Morgenstunden, gerade aus dem Bett gepurzelt, mit Kaffee an den Rechner ist o.k. Die Welt ist in Ordnung wenn sie jetzt noch schläft und mich lenkt nichts ab. Morgens habe ich ohnehin die besten Ideen. Manche Texte werden wohl im Schlaf formuliert, auch berufliche.

Aber dann kommt der Hunger.
Noch diese Seite zu Ende schreiben.
Küche.
Ah ja…Musik , dann ist es nicht mehr ruhig.
Dann geht es weiter.

Ne, das war‘ s dann.
Welches Stück passt jetzt?
Welches als nächstes?
Ich könnte mal duschen. Dazu passt aber ganz andere Musik. Von CD auf Schallplatte.

Fertig.
Bisschen chatten.
Nun aber ne neue CD rein und durchlaufen lassen.
Nein, bei dem Krach kann ich nicht denken.
Cello spielen.

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So geht das nicht weiter, so werde ich nie fertig.
Erst mal zum Friseur. Da muss ich lange warten. Lappy aufgeklappt und los geschrieben. Was, schon dran?

Jetzt noch den verdienten Cappuccino nebenan.
Ein Eckplatz im Sessel – so soll es sein.

Die Stunden vergehen wie im Flug. Seite um Seite füllt sich. Konzentration pur.

Kleine Panne: das Wetter hat umgeschlagen, es regnet wie verrückt und ich muss noch Kleintierstreu (verflixt, wieso reißen diese Plastikgriffe immer ) und Menschennahrung kaufen. Und Schuhe vom Schuster holen….letzter Drücker, ist schon dunkel….und dann alles mit dem Rad .

Pitschnass.
Jogginghose und Tee.

Die für diesen Tag geplante To-Do-List muss sich in ihr Schicksal fügen : heute Abend wird im Affentempo ein wenig dran rum gemacht, das langt.

Oder spät in der Nacht….;-)

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Ideen-Klau

Ich mag sie, The Piano Guys.

Nach einer anstrengenden und hektischen Arbeitswoche und Supermarktgewusel hier eine musikalische Anregung für den weiteren Verlauf des Wochenendes – wenn man bis zum Ende sieht.

Und eine gute Idee, wie ich meinen Bekanntheitsgrad testen könnte.

Freiwillige Helfer bitte vortreten.

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