Black is beautiful!

Eine Kategoerie Rassismus gibt es in meinem Blog nicht. Ich hatte mich für Multikulti entschieden, weil das eher unserem familiären Verständnis von der Vielfältigkeit der Menschen entspricht, auch wenn es nicht immer vorurteilsfrei ist. Alltäglicher Rassismus begegnet uns auch. Aber ich wollte hier eher mal das Positive heraus stellen.

Nun denke ich darüber nach, ob das nicht voreilig war.

Anlass meiner Überlegung ist ein ganz banaler. Der mich aufbringt und absolut konträr ist zu allem, was mir lieb und heilig ist.

9. Klasse Stadtteilschule. Die Kids suchen gerade Stellen für das 2. Praktikum. Für manche wird es das letzte Schulpraktikum sein. Endlich wird auch mal durch genommen, wie man eine Bewerbung schreibt. Letztes Schuljahr mussten die Eltern noch fleißig sein.

Die Kids interessiert das nicht wirklich. Die Lehrer, die sich im zarten Alter von 14/15 überwiegend noch im Gymnasialtiefschlaf befanden, um sich dann mit 18/19 – häufig wie Mama oder Papa – ins Lehramtsstudium zu begeben und dann wieder die Schule unsicher zu machen, sind fern von jeder Vorstellung, was die Kids bewegt und was wichtig ist für ihren Weg ins Leben ohne Uni.

Dafür halten sie mit Ratschlägen nicht hinterm Berg.

Der neueste Renner ist die anonyme Bewerbung.

Es mag etwas dran sein, dass nicht arisch – diesen Begriff habe ich bewusst gewählt – aussehende Menschen auch heute noch keine Arbeit oder Ausbildungsplatz bekommen oder es schwerer haben.

Auch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes des Bundesfamilienministeriums macht sich deshalb für solche Pilotprojekte stark.

Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und Alte ( ab 40 ? ) sollen bessere Chancen auf eine Ausbildung und Einstellung haben.

Die Empfehlung unserer Lehrer lautete: alle, die nicht deutsch aussehen oder deren Name Migrationshintergrund vermuten lässt, sollten sich lieber anonym bewerben. Und vor allem kein Bild bei fügen.

Ein Zufall, dass dieses in dieser Klasse nur Afro-Deutsche Kinder trifft? Binationale Kinder gibt es dort viele: deutsch/ schwedisch, deutsch /spanisch, deutsch/ englisch…….aber die sehen nicht so anders aus.

Eine Schule, die Integration und jetzt Inklusion ganz groß auf ihre Fahne schreibt. Und dann z.B. Zeit-Artikel , zu finden hier unreflektiert nach betet.

Meine Tochter ist entsetzt. Ich auch.

Wir haben ihr beigebracht, zu sich zu stehen so wie sie ist. Egal ob es um die Hautfarbe oder um andere Besonderheiten geht. Damit ist sie bis jetzt gut gefahren. Ist eben keine Nummer, präsentiert in Schulnoten. Auch wenn das Zeugnis nicht immer prickelnd ist, so gibt es doch vieles, was einen Arbeitgeber dazu bewegen kann, sie zum Gespräch ein zu laden und ein zu stellen.

We`ll get it!

Viele große Unternehmen haben längst nicht mehr solche Scheuklappen. Sie wollen nicht nur Einsen-Schreiber, die ansonsten farblos in ihrer Persönlichkeit sind. Die wissen, dass Vielfalt auch Gewinn ist. Und gut für‘ s Image noch dazu.

Hätte ich mich jemals anonym beworben, wäre ich Hilfsarbeiterin geworden.

Mit meiner Herkunft und Geschlecht bin ich immer offensiv umgegangen – und gerade das hat mir mit dem, was ich dann doch alles geschafft habe, Respekt eingebracht. Und Jobs. Gute Jobs.

Ich kann verstehen, dass man nach Wegen sucht, bestehende Diskriminierungen ab zu bauen. Aber doch nicht um den Preis der Verleugnung der eigenen Person. Wie mögen sich die Schüler wohl fühlen, wenn die Lehrer sagen: ey, besser du schickst kein Foto und sag nicht, dass deine Mutter Fatma heißt…

Anonyme Bewerbungen sind gar nicht so verkehrt: wenn es denn alle machen.

So ist es einfach nur rassistisch.

Trotzdem: den intelligenten und kreativen (aber unangepassten) Schüler oder Mitarbeiter findet man damit nicht. Wieder ein wenig Gleichförmigkeit mehr.


Ich freue mich über Feedback. Um einen Kommentar zu schreiben, muss man nicht registriert sein.