Hinschauen

Als es an die Tür klopft, ruft sie: „Herein!“ Vor ihr steht Alima Kiwanika in weißem Kittel, weißer Hose und weißen Schuhen. „Nein, nein, nein!“ Rosa Kaiser sitzt aufrecht im Bett. „Von einer Schwarzen lasse ich mir nicht den Rücken waschen! Fass mich nicht an!“ Alima Kiwanika macht einen Schritt zurück, geht hinaus und schließt für einen Moment die Augen.

Was die KONTEXT Wochenzeitung hier in ihrem Artikel „Gepflegter Rassismus“ beschreibt, wird auch viele der Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die es aus bekannten Gründen nicht zur Hochschulreife bringen, treffen.
Die Berufsempfehlung: „geh‘ doch in die Altenpflege“ wird häufig vorgenommen, angesichts der demographischen Situation in Deutschland. Nicht jede(r) möchte in’s Büro, nicht jede(r) in Handwerk und Industrie und mit Kindern kann auch nicht jede(r).
Außerdem scheint die Pflegebranche zumindest eine Zukunft zu haben.

Schlimm genug, dass es noch immer viele Menschen mit rassistischen Einstellungen gibt.
Skandalös jedoch, dass sich weder Arbeitgeber noch Kolleg_innen dazu berufen fühlen, die von rassistischen Übergriffen getroffenen Kolleg_innen/ Mitarbeiter_innen zu schützen und zu unterstützen.

Sollte Inklusion jemals auch im Berufsleben greifen, ist ähnliches ebenfalls denkbar, wenn Menschen mit Behinderung vermehrt in der Pflege tätig wären.

Umdenken.
Hinsehen.
Thematisieren.
Unterstützen.

Das ist das Mindeste, das wir alle tun können.
Und – anders als beim tätlichen Übergriff – noch nicht einmal gefährlich.

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