Schlau gereist ( Schaumbad II )

Getreu dem Motto: ‚wer wartet, wartet sich selbst‘ trete ich sehr rechtzeitig den Weg Richtung Bahnhof der wunderschönen Barockstadt an. Nach 2 Tagen Indoor-Aufbewahrung – leider gab es im Outdoor-Raucherbereich keinen Nichtraucherbereich – habe ich mir das verdient. In der ‚ Anderswelt ‚ werde ich gebraucht und vorher werde ich mir eine entspannende Heimfahrt geben. Ich steh‘ also mehr als pünktlich auf dem Bahnsteig und irgend etwas ist anders als sonst. Es dämmert gerade und ich höre leises, vielfaches Gekrächze. Ich schaue mich um, sehe einige Krähen und denke mir nichts weiter dabei.

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Bis immer mehr kommen.

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Mehrere kleine Schwärme trudeln nach und nach ein. Der Geräuschpegel steigt. Ich muss wohl nicht erwähnen, an welchen Film ich mich erinnert fühle…. Das alles sieht nicht zufällig aus. Wie auf Kommando gruppieren sich die schwarzen Gesellen gelegentlich um. Das Geschrei wird richtig laut. Die Dächer auch jenseits des Bahnhofes sind voll, aber ohne Teleobjektiv kann ich das nicht festhalten. Schaurig – schön – faszinierend.

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Wisst ihr, was ‚Gurkenbekannte‘ sind? Das sind die lieben Menschen, die es mit mir ( schon lange ) aushalten und umgekehrt. Allen gemeinsam ist, dass sie dem gesellschaftlichen mainstream nicht viel abgewinnen können. Ihre Fähigkeiten reichen vom Programmieren von Großrechnern über außergewöhnliche Kreativität bis zum Heilen/Mildern schulmedizin-resistenter Krankheiten ( wer jetzt der Informatiker und die Heilerin denkt, hat leider noch keine Chance auf die o.g. Ehrenbezeichnung). Ihre Hobbies gehen über Gartenarbeit, Skat und ‚Schöner Wohnen‘ weit hinaus. Die nicht sehr schmeichelhafte Bezeichnung meiner FreundInnen stammt von Teenie, vielversprechender Anwärterin auf genau diesen persönlichen Status …. na ja, da gibt es wahrlich schlimmeres. Letzteres würde sie natürlich abstreiten. Bin ich eigentlich eine ‚Gurkenmutter‘? Wer Gurkenbekannte hat, ist klar im Vorteil: so erfahre ich blitzschnell auch ohne Bücher wälzen oder allwissendem Netz, was es mit der Flugshow auf sich hat:

Was die tun? Die gehen gerade ins Bett! Die pennen nachts zusammen auf Schlafbäumen und treffen sich, um dort zusammen hin zu fliegen. Scheint mir vom Foto ganz eindeutig. Ich denke, dass es Saatkrähen sind , keine Rabenkrähen. Unterschied? Erstere haben eine weiße Nase, sind eher Vegetarier und essen gerne Saatkörner von den Feldern. Eigentlich leben sie auf dem Land und kommen unter den vielen Menschen eher schlechter zurecht, ziehen aber auch zwangsweise in die Städte, gibt ja fast nix mehr auf’m Land – Krähen sind schlau und können sich arrangieren! Saatkrähen stehen unter Naturschutz, in Österreich oder der Schweiz z.B. Sie stehen darüber hinaus auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Auch hier darf man sie wegen Naturschutz nicht abknallen – was ganz viele aber wollen, die Agrar-Industriellen, der ehemalige Reichsnährstand sowieso, und die Jägerlobby. Weil sie so gerne in ganz großen Gruppen zusammen sind, glauben die meisten Leute, dass es gaaaaanz wahnsinnig viele von ihnen gibt – man sieht ja nicht etwa mal eine, sondern wenn, dann gleich Hunderte. In Russland gibt es einen Treffpunkt, zu dem etwa 50.000 Saatkrähen kommen. Bekannt, und die Naturleute fahren längst hin und schauen. Hier im Norden sind sie in Bad Oldesloe oder einem anderen halbtoten Kaff in SH, wo man sie regelmäßig, 2 – 3 x schon, „vergrämt“ hat. Wie das geht? Einfach Nester weghauen, vor ihren Ohren rumballern. Weil sie die Touris störten. Arme Viecher, wo sollen sie hin? Naja, so what, mich ärgert’s und ich finde, die einzige Touri-Attraktion, die so ein Kaff a la „Karniggels“-Film, als der Bulle als letzter im hinterletzten Kaff SHs zwecks Aufklärung von Kuhmorden landete, sind eh nur die ‚Rabis‘ – wozu soll man sonst in so was fahren? Saatkrähen finden Massenpulk ganz große Klasse und machen dabei viel Radau. Kacken tun sie natürlich auch. Man kann Saatkrähen optisch nur von ziemlich nah von Rabenkrähen unterscheiden, so minimal unterschiedlich sehen sie aus. Hier im Park ist eine einzige, die Anschluss bei den Rabenkrähen dort sucht. Die tut mir richtig leid, weil’s nicht ganz so klappt. Die Rabenkrähen jedenfalls sind nicht ganz so gesellig wie Saatkrähen. Die sind nur im Herbst oder Winter zusammen, meist nur 50 – 100 oder so, manchmal auch ganz einzeln. Ständig im Pulk leben bei denen nur die Kiddies, in sog. Junggesellen-Trupps, das sind aber auch nicht ganz so große Massen-Pulks wie die bei Saatkrähen.. Wenn Du also ziemlich viele schwarze, krähende Vögel siehst, sind es vermutlich Saatkrähen. Und wenn es Nacht wird, fliegen sie zusammen zu ihren Schlafbäumen. Wenn es Winter ist und Abend wird, kann es aber auch sein, dass sich Rabenkrähen auf dem Flug zum gemeinsamen Schlafbaum treffen – aber eben meist viel kleinere Pulks. Rabenkrähen sprechen vielleicht auch mehr Fremdsprachen als Saatkrähen. Wenn es also mal vom Baum herunter bellt, kannst Du ziemlich sicher sein, dass es kein Wauwi ist, der dort im Ast sitzt.

Da sag ich doch: Danke für die Info! Sollte ich jetzt mal gefragt werden, was es in diesem Ort zu sehen gibt, kann ich dank Dienstreise in die Pampa, meiner familiären Verpflichtung und Liebe zu außergewöhnlichen Menschen mehr als ‚Katholisch, Barock, 3326 Betten für Touris “ beisteuern. Wäre ich in Fu …… -Town Stadtbaurätin ( die ist dort für Umwelt zuständig) dann bräuchte diese Stadt weit mehr Beherbergungsmöglichkeiten als zZ für all die Ornithologen, die kein Auto haben und ihrem naturkundlichen Hobby umweltschonend per ÖPVN frönen wollen.

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Aber so ist es für die ‚ Rabis ‚ bestimmt besser. Nachher käme noch einer auf die Idee, der Oberbürgermeister z.B. , denen Kunststücke beizubringen, zwecks besserer Vermarktung.

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Teil I : wunderbares Schaumbad https://leidenschaftlichwidersynnig.wordpress.com/2014/02/05/wunderbares-schaumbad/ Teil II: Eingeseift https://leidenschaftlichwidersynnig.wordpress.com/2014/02/09/eingeseift-schaumbad-ii/ Ich freue mich über Feedback. Um einen Kommentar zu schreiben, muss man nicht registriert sein.