Eingeseift ( Schaumbad II )

Organisationsentwicklung.
Wer in einem größeren Unternehmen, einer Behörde oder einem Verband arbeitet, hat vermutlich schon längst Bekanntschaft damit gemacht.
Vorbei sind die Zeiten, in denen Beschlüsse der oberen Etagen einfach verkündet wurden und umgesetzt werden mussten.
Das ist auch gut so.

Jetzt ist man vermehrt dazu über gegangen, die Beschäftigten mit ‚ins Boot‘ zu holen.
In netten Workshops, Meetings und vielem mehr wird nun Gelegenheit gegeben, mitzugestalten.
Hört sich prima an.

Schaut man genauer hin, so zeigt sich immer wieder, dass echte Beteiligung nicht gewünscht ist.
Meist hat sich schon eine ‚Projektgruppe‘ Gedanken gemacht, Zahlen erhoben ( oder erfunden ), gezielte Fragen entwickelt und vieles mehr.
Nicht, dass ich etwas gegen die Vorbereitung von Veranstaltungen hätte, im Gegenteil.
Aber es ist ja klar, dass die Projektgruppe einen Auftrag hat.
Die lautet meist ‚Optimierung‘ und nicht ‚ Beschäftigtenzufriedenheit‘.

Je nach Branche gibt sich die Einbeziehung der Beschäftigten mal traditionell mit großen Versammlungen, einem Podium, Vorträgen und anschließender Diskussion oder modern mit ‚world- Cafe ‚ oder ähnlichem.

Die Skepsis solchen Veranstaltungen gegenüber ist groß.
Zu Recht. Für wirklich neue Ideen ist meistens kein Raum, das ganze Vorhaben in Frage stellen geht schon mal gar nicht und die Diskussion wird überwiegend von den üblichen Verdächtigen bestritten.
Echter Meinungsaustausch findet oft nur am Rande, privat sozusagen, statt.

Wenn man Glück hat ist die Location in Ordnung und das Essen gut.
Hat man noch mehr Glück, dann gibt es wenigstens einen Betriebs-oder Personalrat, der all die schönen Vorschläge der Beschäftigten nicht nur zur Kenntnis nimmt, sondern beizeiten darauf herum hackt.

Im Gegensatz zu den Beschäftigten, die sich zwar für den anstehenden Veränderungsprozess mitverantwortlich fühlen sollen, aber letztlich keinerlei Mitspracherecht haben, stehen den gesetzlichen Interessenvertretungen nämlich ( in engen Grenzen ) Mitbestimmungsrechte zu.

Eigentlich schade, dass wir nicht mehr zu melden haben.
Viele haben gute Ideen für ihre Jobs, wollen gute Arbeit machen, Kunden/ Klienten/ Mitglieder zufrieden stellen, dabei auch selbst zufrieden sein und gesund bleiben.
Aber diese Ideen sind oft nicht optimal im Sinne der ‚ Oberen‘ -Profitmaximierung ist eben immer noch Top 1.

In non- Profit Verbänden drückt sich TOP 1 in politischer Macht , häufig leider nur für Vorstandsmitglieder, aus. Selbstausbeutung aufgrund hoher Identifikation mit dem Verbandsziel in den unteren Etagen wird vorausgesetzt.
Personaleinsparungen und Optimierungen diverser Art finden auch dort statt.

Meine Optimierungsideen sind nicht systemimmanent.
Aber ich bin stur und summe ab und an ein altes Lied:

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6 Gedanken zu “Eingeseift ( Schaumbad II )

  1. Ich kenn das Lied von Klaus Lage. *erstaunt bin*, ein gutes Lied!

    Danke dafür!

    Was mich bei dem von Dir benannten Problem immer wieder wundert …………

    die Kurzsichtigkeit derjenigen, die mit Gewalt durchsetzen, was sie für sich durchdacht haben.

    Denn sie haben in den seltensten Fällen die Problematik von allen Seiten angesehen.

    Es zählt immer nur das kurzfristige Unternehmensziel oder die kurzfristige Machterhaltung.

    Um effektives, für alle Seiten tragbares, geht es schon lange nicht mehr; egal wo.

  2. OH ja.

    Und ich bin auch hier verwundert, warum „es“ hingenommen wird, warum „sich“ ergeben wird, warum „man“ für sich denken lässt.

    Ist es wirklich so hoffnungslos? Oder liegen die Gründe woanders.

    Ist es wirklich einfacher?
    Ist es aussichtslos?

    Ist es nur einfach, wenn die Masse aufsteht?
    Darf man sonst nicht denken?

    Gibt man sich dann wieder nur der Masse hin?
    Tut Selbstständigkeit / selbstständiges Denken etwa weh?

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