Brainstorming

Aber eines Abends wird Geschrei sein am Hafen.
Und man fragt: Was ist das für ein Geschrei?
Und man wird mich lächeln seh’n bei meinen Gläsern.
Und man sagt: was lächelt die dabei?

Mit diesen Worten der Seeräuber Jenny aus der Dreigroschenoper von Brecht/Weill im Kopf bin ich kürzlich aufgewacht…..einem Lied, dass mich schon lange begleitet.
Es hat mich quasi durch meine Jugend geführt und es beschrieb mehr als alle Schnulzen und coolen Bands zusammen mein damaliges Lebensgefühl.

Lotte Leyna “ gehört “ eigentlich dieses Lied, Hildegard Knef ist ebenfalls nicht weg zu denken mit ihrer Interpretation.
Aber heute sagt mir die von Amanda Palmer, hier in einem Konzert in Wien, mehr zu:

Wie komme ich da überhaupt jetzt drauf?

Hannah Arendt.
Dieser Film von Margarethe von Trotta über die bedeutendste Politologin und Philosophin des 20. Jahrhunderts, gesehen am Vortag, hat mich sehr beeindruckt.


Gleich danach ins www und erstmal recherchiert was das Zeug hält.
Eine so kluge und mutige Frau!
Diese Attacken, als sie 1963 den Eichmann-Prozess in Jerusalem beschrieben hat : “ Eichmann in Jerusalem“ .
Nein, sachlich ist man(n) nicht geblieben.
Erschreckend, wie eine Frau, die um “ Verstehen und Deuten “ rang , massiv auf der Beziehungsebene kritisiert/ niedergemacht wurde: Verräterin, gefühlskalt, gefühlsblind…..ja ja, wir Frauen müssen halt immer nett, betroffen und gefühlsbetont rüber kommen. Alles klar.
Zeitlebens wurde ihr ihre in der Studentenzeit unterhaltene Liebesbeziehung zu dem Philosophen Heidegger um die Ohren gehauen. Ihr Lehrer, 17 Jahre älter und der es nicht für nötig befunden hat, auch nur eines ihrer Bücher zu lesen. Welcher, wie so viele Intellektuelle bei den Nazis gelandet ist.
Es scheint von größerer Bedeutung zu sein, mit wem eine Frau schläft, als was sie denkt.
Auch heute noch?

Esther Bejarano, in der letzten Zeit gesehen und viel gehört.
Hier und hier beschrieben.
Ihr neues Album “ La Vita Continua“ ist unter meinen persönlichen Charts. Genial der Mix mit dem Rap von Microphone Mafia.

Zwei Frauen, die Schlimmstes überlebt haben, die unermüdlich, jede auf ihre Weise, über Jahre ihrer Überzeugung treu geblieben sind und danach gehandelt haben bzw. noch immer handeln.
Ein Omi, die Hip Hop macht und nicht einsieht, dass es doch endlich mal genug mit den ollen Kamellen aus der NS – Zeit ist. Eine Jüdin, die es wagte, die Zusammenarbeit der Judenräte mit den Nazis zu thematisieren und sich weigerte, in einem Massenmörder ein entmenschlichtes Monster zu sehen, so ganz anderes als alle anderen Menschen.

Bejarano und Arendt hatten nicht wie Jenny “ Kopf ab “ im Sinn, obwohl sie Grund genug zu einer solchen Haltung gehabt hätten. Aber ich bin sicher, die Seeräuber -Jenny haben auch sie das eine oder andere Mal gepfiffen.

Unser brain schafft es im Schlaf immer wieder, Zusammenhänge aufzuzeigen, die wir wach nicht sehen können.

Für mich klar: die haben was gemeinsam, die Bejarano, Arendt und Seeräuber Jenny!

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